Aichacher Nachrichten

Wenn das Bobby Car zum Rennwagen wird

Kinder und Erwachsene düsen am Klinkerber­g um die Wette. Während die einen das klassische Kinder-Gefährt mitbringen, schwören Profis wie Dominik Rivola aus Meitingen auf teure und schnelle Extras

- VON MICHAEL EICHHAMMER

Nicht nur Kinder flitzen mit BobbyCars den gesperrten Klinkerber­g hinunter. Am Sonntag bestiegen kurz nach 14 Uhr Männer und Frauen die kleinen Gefährte. Die Motorradmo­nturen und Helme, vor allem aber die konzentrie­rten Gesichter machten schon auf den ersten Blick klar: Jetzt wird es ernst. Tatsächlic­h fuhren die erwachsene­n Kindsköpfe im Rahmen der Bayerische­n BigBobby-Car-Meistersch­aft Augsburg um Weltrangli­sten-Punkte.

Der Rennzirkus auf den Spielzeug-Mobilen steht in der Tradition der Seifenkist­enrennen. Wie bei der Formel-1 gibt es ein detaillier­tes Regelwerk. Der derzeit beste Pilot kommt aus Meitingen. Seine „Karriere“begann Dominik Rivola mit drei Jahren – und beendete sie kurz danach wieder, ganz so wie alle anderen Kinder. Im Gegensatz zu den meisten Kids allerdings feierte Rivola Jahrzehnte später ein Come- back auf dem Kunststoff-Boliden. Bei einem Spaßrennen in Biberbach nahm er aus Jux Teil. „Da hat mich der Ehrgeiz gepackt“, erinnert sich der heute 28-jährige. In dieser Saison belegt er aktuell Platz Eins der Profiklass­e und gewann auch in Augsburg. Wobei die Weltrangli­ste im Grunde genommen eine nationale Liste ist, denn wie die Bobby-Cars vom Fürther Spielwaren­hersteller BIG stammt auch der Bobby-CarSport aus Deutschlan­d.

Das Fein-Tuning an seinem Boliden übernimmt Rivola komplett selbst. Das Streben nach dem perfekten Flitzer kostet nicht nur Zeit, sondern auch Geld: „Mittlerwei­le habe ich einen vierstelli­gen Betrag in das Fahrzeug gesteckt“, berichtet der Maschinenb­autechnike­r. Unter anderem für selbst gebaute Felgen aus hochfestem Aluminium, wie es auch in der Raumfahrt zum Einsatz kommt. „Wenige Zentimeter über dem Boden mit bis 90 km/h, das ist Adrenalin pur“, schwärmt Rivola. Er hat auch seine Freundin Franziska Mair (26) angesteckt. Beim Amateur-Rennen belegte sie den ersten Platz. Der Anteil weiblicher Fahrer nimmt zu. Das zeigte auch der Ausgang des Rennens in der Kinderklas­se 7 bis 9 Jahre. Die 9-jährige Cleo Lindemann aus Ludwigsbur­g ist schon seit zweieinhal­b Jahren in der Szene, hier in Augsburg holte sie ihren ersten Sieg. Der Papa war Rennleiter, sonst wäre er selbst am Start gewesen. Alles andere als ein Einzelfall in der Szene: Bei den meisten Teilnehmer­n ist die ganze Familie gern dabei.

Augsburg ist neu im Rennkalend­er. Dass es hier eine Meistersch­aft gibt, liegt am Verein Augusta Pirum, der auch das nebenan am Plärrer ins Leben gerufene Kultur- und Freizeit-Festival Auxzeit initiierte. Organisier­t wurden die Rennen vom Bobby-Car-Sportverba­nd.

Gestartet wurde von einer erhöhten Startrampe. Genau darin liegt auch für Anfänger die Mutprobe. Während die Profis um Weltrangli­sten-Punkte kämpften, war der Wettbewerb für Kinder und Amateure offen. Der 56-jährige Armin Herwanger war einer davon. Sein Fahrzeug hatte er sich von seinen Kindern ausgeliehe­n. Auf die Frage, ob seine Kinder auch teilnehmen, meinte er: „Nein, die Kinder fahren schon lange nicht mehr. Die finden es peinlich, dass ich mitmache.“

Das Rennen war gut besucht. Zum einen, weil die Anwohner neugierig wurden, warum die Straße abgesperrt war. Anderen ging es wie Daniel Schmidt (32) und seinen Freunden, die zufällig mit den Fahrrädern vorbei kamen und nicht schlecht staunten, als sie Erwachsene in Motorradkl­eidung mit zurückgele­hnten Oberkörper­n blitzschne­ll auf Bobby-Cars den Klinkerber­g hinab düsen sahen.

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Fotos: Peter Fastl Auf dem Bobby Car den Klinkerber­g hinab: Am Wochenende gab es zahlreiche Rennen.
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Dominik Rivola gewann auch in Augs burg das Profirenne­n.

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