Das Ende der unendlichen Ausbau Geschichte?
Bauverwaltung ist dafür, die Kreisstraße AIC 12 aus dem Investitionsplan zu nehmen. Seit vier Jahrzehnten ist sie Thema der Kreispolitik. Die Probleme mit der „Karl-Schwarz-Gedächtnisstraße“zwischen Ottmaring und Kissing
Der Ausbau dieser Straße steht seit sage und schreibe vier Jahrzehnten auf der politischen Tagesordnung des Kreistags, also fast solange es den Fusions-Landkreis Aichach-Friedberg gibt. Zuletzt stand die AIC 12 zwischen Ottmaring (Stadt Friedberg) und AltKissing mit einer Summe von 2,3 Millionen Euro im Investitionsplan des Landkreises – Baubeginn ab 2018. Das ist allerdings nichts Neues: Wer die Jahre davor überprüft, findet den gleichen Posten immer wieder. Der Baubeginn wurde stets ein Jahr nach vorne geschoben.
Nun könnte der Ausbau aber ganz aus dem mittelfristigen Investitionsplan gestrichen werden. Das schlägt zumindest Sonja Nemetz, die Leiterin der Bauabteilung am Landratsamt, vor. „Ich sehe bei der derzeitigen Lage wenig Hoffnung für die Verwirklichung, auch wenn ich mich gerne eines Besseren belehren lasse“, sagt sie. Das Problem: Ein Grundstückseigentümer auf Kissinger Seite möchte nicht verkaufen. Ein Teil seines Areals wird gebraucht, um den Vollausbau mit Rad- und Fußgängerweg zu verwirklichen. Nemetz sagt, dass das Landratsamt sich stets habe, den Ausbau zu ermöglichen. Bei den Kreisstraßen ist es üblich, dass die Bürgermeister vor Ort die Grundstücksverhandlungen führen, weil sie den besten Draht in ihre Gemeinden haben. Noch ist der Ausbau auch nicht gestrichen. Darüber wird laut Nemetz beraten und ein offizieller Beschluss wird dann voraussichtlich im Herbst in einer Ausschusssitzung fallen. Doch die Verwaltung sieht wenig Chancen für eine Realisierung. Nemetz schlug in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses des Kreistags eine AsphaltSpritzdecke sozusagen als Notlösung für die Instandhaltung der maroden und insbesondere bei Nässe rutschigen Kreisstraße vor.
In Kissing sagt Bürgermeister Manfred Wolf nur: „Es gibt Dinge, die braucht man nicht zu kommentieren. Es gibt Dinge, die sprechen für sich.“Seit 20 Jahren führe er in dieser Angelegenheit Grundstücksverhandlungen. Im Gemeinderat gab es schon vor vielen Jahren einen Beschluss, dass Kissing sich vom Landkreis den Ausbau der Strecke wünscht. 2004 stellte ein Planer mit einer Animation sogar den möglichen Verlauf vor. Mit seinem Konzept wollte er die Sicherheit verbessern, in dem Kuppen und Kurven ange- passt werden. Auch Wolf sagt zum jetzigen Zustand der Straße: „Das entspricht nicht mehr dem Stand der Technik.“Auf Friedberger Seite ist von Ottmaring aus in Richtung Wald bereits ein Teilstück mit beidseitigem Geh- und Radweg gestaltet. Im Kissinger Gemeinderat drängt aber niemand auf einen zeitnahen Ausbau. CSU-Sprecher Franz-Xaver Sedlmeyr sagt, dass es für seine Fraktion kein Beinbruch ist, wenn der AIC-12-Ausbau aus dem Investitionsplan gestrichen wird. „Ich glaube, die Kissinger sind nicht erbost, wenn das in Zukunft nicht verwirklicht wird.“Sedlmeyr befürchtet, dass eine ausgebaute Straße mehr Verkehr nach Alt-Kissing ziehen könnte. Schließlich sei die B 2 zu Stoßzeiten stets zu. Manche weichen daher auf die Kreisstraße aus, um in den Ort zu gelangen. Sedlmeyr sagt aber auch, dass man das Projekt in Zukunft weiterverfolgen sollte, sobald es eine Ortsumgehung gibt. Im Hinblick auf den Fahrradverkehr sieht er kein Problem. Der Weg entlang der Paar zwischen Ottmaring und Kissing sei ja bereits gut ausgebaut. Katrin Mülleger-Steiger von den Grünen, die auch im Kreistag sitzt, sagt: „Wir waren immer gegen den Ausbau der Straße.“Der Radbemüht weg sei kein Argument, weil der entlang der Paar längst genutzt werde. Auch sie befürchtet, dass ein Ausbau für die Bewohner des Altortes eine zusätzliche Belastung bringt. „Je attraktiver eine Straße ist, desto mehr wird sie genutzt.“Im Hinblick auf den Plan, die Straße durch den Ausbau sicherer zu gestalten, sagt sie: „Das ist ein zweischneidiges Schwert.“Eine gut ausgebaute Straße verleite auch immer dazu, schneller zu fahren.
Die Ortsverbindung von Ottmaring nach Alt-Kissing hat Vorort sogar einen „Spitznamen“: „KarlSchwarz-Gedächtnisstraße“. Der SPD-Politiker war von 1956 bis 1984 Gemeinderat und von 1972 bis 1984 saß er auch im frisch gegründeten Kreistag Aichach-Friedberg – und musste da immer die Fahrt übers Land zu den Sitzungen in Aichach auf sich nehmen. Vor allem im Winter war das nicht einfach, wenn der Wind den Schnee oberhalb von Kissing wieder zu großen Verwehungen aufgetürmt hatte. Irgendwann hatte Schwarz die Nase voll und beantragte den Ausbau. Selbst Peter Feile, SPD-Urgestein und stellvertretender Landrat, weiß nicht mehr, wann das war. Kissings Alt-Bürgermeister Adolf Gaugg ist sich sicher, dass das es schon zum Ende der 70er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts war. Schwarz verstarb 1988. Anno 2009 freute sich die Gemeinde, dass Kissing an der Romantischen Straße liegt. Diese führt nach ihrer Umlegung von Friedberg aus über das tertiäre Hügelland von Ottmaring nach Mering und weiter Richtung Süden. Die Strecke ist durch viele Kurven und Kuppen gefährlich und führt durch den dichten Wald beim Gut Mergenthau. Aus Sicherheitsgründen müsste für eine Neubautrasse eine große Schneise in den Wald geschlagen werden. (mit cli)