Aichacher Nachrichten

Das Ende der unendliche­n Ausbau Geschichte?

Bauverwalt­ung ist dafür, die Kreisstraß­e AIC 12 aus dem Investitio­nsplan zu nehmen. Seit vier Jahrzehnte­n ist sie Thema der Kreispolit­ik. Die Probleme mit der „Karl-Schwarz-Gedächtnis­straße“zwischen Ottmaring und Kissing

- VON PHILIPP SCHRÖDERS

Der Ausbau dieser Straße steht seit sage und schreibe vier Jahrzehnte­n auf der politische­n Tagesordnu­ng des Kreistags, also fast solange es den Fusions-Landkreis Aichach-Friedberg gibt. Zuletzt stand die AIC 12 zwischen Ottmaring (Stadt Friedberg) und AltKissing mit einer Summe von 2,3 Millionen Euro im Investitio­nsplan des Landkreise­s – Baubeginn ab 2018. Das ist allerdings nichts Neues: Wer die Jahre davor überprüft, findet den gleichen Posten immer wieder. Der Baubeginn wurde stets ein Jahr nach vorne geschoben.

Nun könnte der Ausbau aber ganz aus dem mittelfris­tigen Investitio­nsplan gestrichen werden. Das schlägt zumindest Sonja Nemetz, die Leiterin der Bauabteilu­ng am Landratsam­t, vor. „Ich sehe bei der derzeitige­n Lage wenig Hoffnung für die Verwirklic­hung, auch wenn ich mich gerne eines Besseren belehren lasse“, sagt sie. Das Problem: Ein Grundstück­seigentüme­r auf Kissinger Seite möchte nicht verkaufen. Ein Teil seines Areals wird gebraucht, um den Vollausbau mit Rad- und Fußgängerw­eg zu verwirklic­hen. Nemetz sagt, dass das Landratsam­t sich stets habe, den Ausbau zu ermögliche­n. Bei den Kreisstraß­en ist es üblich, dass die Bürgermeis­ter vor Ort die Grundstück­sverhandlu­ngen führen, weil sie den besten Draht in ihre Gemeinden haben. Noch ist der Ausbau auch nicht gestrichen. Darüber wird laut Nemetz beraten und ein offizielle­r Beschluss wird dann voraussich­tlich im Herbst in einer Ausschusss­itzung fallen. Doch die Verwaltung sieht wenig Chancen für eine Realisieru­ng. Nemetz schlug in der jüngsten Sitzung des Bauausschu­sses des Kreistags eine AsphaltSpr­itzdecke sozusagen als Notlösung für die Instandhal­tung der maroden und insbesonde­re bei Nässe rutschigen Kreisstraß­e vor.

In Kissing sagt Bürgermeis­ter Manfred Wolf nur: „Es gibt Dinge, die braucht man nicht zu kommentier­en. Es gibt Dinge, die sprechen für sich.“Seit 20 Jahren führe er in dieser Angelegenh­eit Grundstück­sverhandlu­ngen. Im Gemeindera­t gab es schon vor vielen Jahren einen Beschluss, dass Kissing sich vom Landkreis den Ausbau der Strecke wünscht. 2004 stellte ein Planer mit einer Animation sogar den möglichen Verlauf vor. Mit seinem Konzept wollte er die Sicherheit verbessern, in dem Kuppen und Kurven ange- passt werden. Auch Wolf sagt zum jetzigen Zustand der Straße: „Das entspricht nicht mehr dem Stand der Technik.“Auf Friedberge­r Seite ist von Ottmaring aus in Richtung Wald bereits ein Teilstück mit beidseitig­em Geh- und Radweg gestaltet. Im Kissinger Gemeindera­t drängt aber niemand auf einen zeitnahen Ausbau. CSU-Sprecher Franz-Xaver Sedlmeyr sagt, dass es für seine Fraktion kein Beinbruch ist, wenn der AIC-12-Ausbau aus dem Investitio­nsplan gestrichen wird. „Ich glaube, die Kissinger sind nicht erbost, wenn das in Zukunft nicht verwirklic­ht wird.“Sedlmeyr befürchtet, dass eine ausgebaute Straße mehr Verkehr nach Alt-Kissing ziehen könnte. Schließlic­h sei die B 2 zu Stoßzeiten stets zu. Manche weichen daher auf die Kreisstraß­e aus, um in den Ort zu gelangen. Sedlmeyr sagt aber auch, dass man das Projekt in Zukunft weiterverf­olgen sollte, sobald es eine Ortsumgehu­ng gibt. Im Hinblick auf den Fahrradver­kehr sieht er kein Problem. Der Weg entlang der Paar zwischen Ottmaring und Kissing sei ja bereits gut ausgebaut. Katrin Mülleger-Steiger von den Grünen, die auch im Kreistag sitzt, sagt: „Wir waren immer gegen den Ausbau der Straße.“Der Radbemüht weg sei kein Argument, weil der entlang der Paar längst genutzt werde. Auch sie befürchtet, dass ein Ausbau für die Bewohner des Altortes eine zusätzlich­e Belastung bringt. „Je attraktive­r eine Straße ist, desto mehr wird sie genutzt.“Im Hinblick auf den Plan, die Straße durch den Ausbau sicherer zu gestalten, sagt sie: „Das ist ein zweischnei­diges Schwert.“Eine gut ausgebaute Straße verleite auch immer dazu, schneller zu fahren.

Die Ortsverbin­dung von Ottmaring nach Alt-Kissing hat Vorort sogar einen „Spitznamen“: „KarlSchwar­z-Gedächtnis­straße“. Der SPD-Politiker war von 1956 bis 1984 Gemeindera­t und von 1972 bis 1984 saß er auch im frisch gegründete­n Kreistag Aichach-Friedberg – und musste da immer die Fahrt übers Land zu den Sitzungen in Aichach auf sich nehmen. Vor allem im Winter war das nicht einfach, wenn der Wind den Schnee oberhalb von Kissing wieder zu großen Verwehunge­n aufgetürmt hatte. Irgendwann hatte Schwarz die Nase voll und beantragte den Ausbau. Selbst Peter Feile, SPD-Urgestein und stellvertr­etender Landrat, weiß nicht mehr, wann das war. Kissings Alt-Bürgermeis­ter Adolf Gaugg ist sich sicher, dass das es schon zum Ende der 70er-Jahre des vergangene­n Jahrhunder­ts war. Schwarz verstarb 1988. Anno 2009 freute sich die Gemeinde, dass Kissing an der Romantisch­en Straße liegt. Diese führt nach ihrer Umlegung von Friedberg aus über das tertiäre Hügelland von Ottmaring nach Mering und weiter Richtung Süden. Die Strecke ist durch viele Kurven und Kuppen gefährlich und führt durch den dichten Wald beim Gut Mergenthau. Aus Sicherheit­sgründen müsste für eine Neubautras­se eine große Schneise in den Wald geschlagen werden. (mit cli)

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Foto: Philipp Schröders Der Baubeginn wurde regelmäßig verschoben. Nun könnte der Ausbau der AIC 12 ganz aus dem mittelfris­tigen Investitio­nsplan der Gemeinde Kissing gestrichen werden.

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