Spitzahorn erinnert an Schorns 800. Geburtstag
Der Pöttmeser Ortsteil feiert auf den Tag genau sein besonderes Jubiläum. Ein Überraschungsgast weiß viel zu berichten
Die Schorner kommen nicht zur Ruhe. Der Dorfwettbewerb hielt den Pöttmeser Ortsteil bis vor Kurzem auf Trab (wir berichteten). Am Wochenende nun feierte die Dorfgemeinschaft 800 Jahre Dorfgeschichte.
Bis auf die Ballontaufe verlief alles nach Plan. Die Wetterstation in München hatte vor möglichen Unwettern gewarnt, deshalb musste die für Samstag geplante Fahrt im Heißluftballon kurzfristig abgesagt werden, berichtete Hubert Birkmeir. Bürgermeister Franz Schindele äußerte sein Bedauern: „Ich hätte mir Schorn und Umgebung gerne mal von oben angeschaut“, sagte er.
Dafür lief alles rund beim Vereinsheim Zur Linde. Leckeres vom Grill samt Steckerlfisch, kühles Bier und frische Brezen, Sommer, Sonne, gemütliches Beisammensein. Mittendrin saß der Überraschungs- und Ehrengast Helmut Rischert, Diplom-Archivar und Kreisarchivpfleger, der kurzfristig zur historischen Geburtstagsfeier gekommen war und herzlich begrüßt wurde.
Das passende Geschenk kam aus den eigenen Reihen. Richard Freiherr von Herman stiftete einen gut 20 Jahre alten Spitzahorn, der unterhalb des Spielplatzes mit Blick auf den Kirchturm von St. Magnus ein lauschiges Plätzchen gefunden hat. Bürgermeister Franz Schindele, der Stifter, seine Ehefrau Ludwiga und Magnus Birkmeir versenkten jeweils eine Schraube, um die Gedenkplakette zu befestigen.
Ein Rundgang führte anschließend in den Schlossgarten der Familie von Herman. Die Hausherrin geleitete die Gäste durch die Anlage, die übers Jahr Schauplatz zahlreicher Veranstaltungen ist. Das Haus ist für seine exquisiten Hauskonzerte mit namhaften Künstlern weit über die Landkreisgrenzen hinaus beliebt und bekannt.
Die zahlreichen Erläuterungen von Kreisarchivar Helmut Rischert zur Historie des kleinen Ortes stießen auf großes Interesse. Der 82-jährige Experte in Sachen Heimatforschung wartete unter anderem mit neuen Erkenntnissen bezüglich der urkundlich im Jahr 1217 erwähnten Nennung einer Hube in Schorrin (Schorn) auf. Bei seinen Nachforschungen im Hauptstaatsarchiv München konzentrierte er sich auf die sogenannten „Monumenta boica“, eine in gedruckter Form vorliegende Dokumentensammlung, in denen Urkunden zu besonderen bayerischen Denkmälern der vergangenen Jahrhunderte enthalten sind. Datiert aus dem Jahr 1766, stieß er auf die in Latein abgefasste vollständige Schenkungsurkunde der Hube Schorrin an das Benediktinerkloster in Benediktbeuern durch Friedrich II. anno 1217. Rischert übersetzte sie ins Deutsche. „Die Schenkung ist datiert mit den sechsten Iden des Juni 1217, in der heutigen Zeitrechnung entspricht das dem 8. Juni“, so der Archivar. Die Schorner hätten demnach auf den Tag genau am Samstag ihren 800-jährigen Geburtstag gefeiert.
Rischert wird seine Erkenntnisse in einem eigenen Beitrag im Jahrbuch des Landkreises „Altbayern in Schwaben“in der Ausgabe 2018 veröffentlichen. „Ich werde die vorhandenen Zeitdokumente in einer anderen Reihenfolge vorlegen und etwas Neues hinzufügen“, verriet er. Spätestens zum Tag des offenen Denkmals, der am 7. September stattfindet, wird er den Schornern seine Version vorlegen können.
Magnus und Hubert Birkmeir übernahmen den restlichen Rundgang. Von der Anhöhe ging es mit Blick aufs Donaumoos hinab zum Obstgarten, der mit seinen über 20 Apfelsorten ab September im Rahmen eines Förderprogramms der Europäischen Union (EU) erfasst wird. Vorbei an üppig sprießenden Kürbissen in der ehemaligen Schlossgärtnerei wartete der Schaukasten mit Abbildungen heimischer Vogelarten am Spielplatz. Bei einbrechender Dunkelheit klang der erste Festtag mit einer Diashow aus.
Der Sonntag bot vor allem für die Kinder ein abwechslungsreiches Programm samt Kutschenfahrt. Zur Führung durch den neu errichteten Gutshof gehörten auch die Besichtigung der Brennerei und des Kartoffelbunkers.