Aichacher Nachrichten

Pfarrerin freut sich auf 24 Stunden Job

Sabine Milewski übernimmt die Pfarrstell­e der evangelisc­h-lutherisch­en Gemeinde in Stätzling. Am Samstag wurde die Theologin offiziell eingeführt. Warum sie nach Friedberg will

- VON ELISA MADELEINE GLÖCKNER

Das Büro in der PfarrerBez­ler-Straße wirkt noch etwas karg. Es fehlen Bücher im Regal, Bilder an der Wand, eine Bank. Sabine Milewski ist erst vor Kurzem hier angekommen. Am Samstag wurde die gebürtige Westfälin als Pfarrerin der evangelisc­h-lutherisch­en Kirchengem­einde in Friedberg–Stätzling eingeführt.

Zuvor übte die 42-Jährige ihr Amt im oberfränki­schen Münchberg aus. Sechs Jahre lang war sie dort als Geistliche tätig. Vieles sei da anders gewesen, erzählt Sabine Milewski. Die Menschen – ein anderer Schlag. Die Kirche – ein Bau aus dem elften Jahrhunder­t. Das Wetter – kühl. „Man nennt die Gegend auch bayerische­s Sibirien“, erklärt die Theologin. Die dortigen Klimaverhä­ltnisse hätten ihr sicherlich einen Anlass ge- sich zu verändern, sagt sie und lacht.

Mal abgesehen vom Wetter – weshalb ist Sabine Milewski nach Friedberg gezogen? Zum einen der Liebe wegen. Denn während sie als Pfarrerin in Oberfranke­n arbeitete, lebte und wohnte ihr Lebenspart­ner in der Region Augsburg. Aber nicht allein des Herzens wegen entschied sich die 42-Jährige für die zweite Pfarrstell­e Friedbergs: „Die Gemeinde musste passen“, betont die Geistliche. Sind die Menschen sympathisc­h? Gefallen mir Haus und Kirche?, habe sie sich gefragt. Ihr gefiel es. Und so bewarb sich Sabine Milewski im November auf die vakante Stelle in Stätzling. Einige Monate später, im März kam schließlic­h die Zusage: „Da war die Freude riesengroß“– zumal heuer das 500. Reformatio­nsjubiläum gefeiert wird. Zu Abiturzeit­en hatte Milewski noch einen anderen Be- rufswunsch: Sie wollte Grundschul­lehrerin werden. „Gesucht waren damals Lehrer für die Fächer Religion und Musik“, erinnert sie sich. Das landespoli­tische Gesuch hatten viele andere Abiturient­en allerdings auch gehört. Die Folge: „Man musste eine Stunde vor Vorlesungs­beginn im Hörsaal sein, um einen Platz zu bekommen.“

So hatte sich die junge Milewski das Studium nicht vorgestell­t. Trotz anfänglich­er Zweifel entschloss sie sich dazu, Theologie zu studieren: „Kindergart­en, Grundschul­e, Gottesdien­st, Krankenhau­s, Geburtstag, Hochzeit, Verwaltung: Am Anfang wusste ich nicht, ob ich das kann“, erzählt die Geistliche. Ihre Pfarrer rieten ihr aber dazu.Und so übte sie sich in Praktika, versuchte sich an der Universitä­t und merkte, dass es ihr Spaß bereitet. „Es war toll“, so Sabine Milewski rückblicke­nd. Pfargeben, rerin ist die 42-Jährige gerne. Obwohl man 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr Träger des Amts ist: „Es gibt immer viel zu tun“, sagt Milewski. So könne es am Wochenende stets dazu kommen, dass ein Mensch stirbt. „Manchmal fühle ich mich wie Kommissar Brunetti“, sagt sie. Es gehe ein Anruf mit dem Satz ,Wir haben eine Leiche’ bei ihr ein. „Nur muss ich nicht den Täter, sondern einen Toten überführen.“

Der liebste Teil ihrer Arbeit sind ohnehin die Gottesdien­ste. Darauf freut sie sich auch in Friedberg sehr: „Es gibt hier eine große Bandbreite“, findet sie. Konkrete Pläne für die Gemeinde hat Milewski bislang keine. „Im ersten Jahr geht es grundsätzl­ich darum, ein Gespür für die Gemeinde und die Menschen, deren Bedürfniss­e, Sorgen und Nöte zu bekommen“, erklärt sie.

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Foto: Elisa Glöckner Sabine Milewski ist neue Pfarrerin der Gemeinde in Stätzling.

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