Aichacher Nachrichten

Vogelschüt­zer fürchten um den Rotmilan

Landesbund für Vogelschut­z lehnt insbesonde­re Standorte im Nordwesten des Wittelsbac­her Landes ab. Denn dort kreisen und segeln besonders viele Greife. Neuer Regionalpl­an-Entwurf macht theoretisc­h weitere Anlagen im Kreis möglich

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

Eins schicken alle drei gleich voraus: „Wir haben nichts gegen die Windkraft.“Er wohne nur elf Kilometer vom Atomkraftw­erk in Gundremmin­gen entfernt, erzählt Reimut Kayser: Er sei klar für die Energiewen­de. Wenn es aber um die Abwägung zwischen einer Anlage für die erneuerbar­e Stromerzeu­gung und den Artenschut­z geht, dann beziehen Gustav Herzog (Kreisvorsi­tzender Landesbund für Vogelschut­z), sein Stellvertr­eter Günter Goldscheid­er und Kayser (LBVVorsitz­ender Dillingen) eine klare Position: „Wir haben eine hohe Verantwort­ung für unsere Mitgeschöp­fe.“Neue Anlagen, die bedrohte Vogelarten wie den Rotmilan gefährden, lehnen sie deshalb ab (siehe Infoartike­l).

Kritisch sehen sie den aktuellen Bau von zwei Rädern auf dem Baarer Berg im nordwestli­chen Landkreise­ck. Eine dritte, dort beantragte Anlage ist vom Landratsam­t abgelehnt worden, weil in der Nähe ein Milan-Revier ist. Goldscheid­er ist klar gegen Überlegung­en für einen interkommu­nalen Windpark der Gemeinden Münster, Thierhaupt­en und Baar im früher gemeindefr­eien Forstgebie­t „Brand“. Er hat dort selbst kartiert und spricht von einem „Dichtezent­rum“für Rotmilane. Auf einem Quadrat mit 110 Quadratkil­ometern hat er zwölf Brutpaare nachgewies­en. Kreisvorsi­tzender Herzog setzt sich besonders für den Ebenrieder Forst ein. Dieses beruhigte Gebiet sei außergewöh­nlich wertvoll und müsse unbedingt freigehalt­en werden.

Konkreter Anlass für die Vogelschüt­zer ist die Fortschrei­bung des Regionalpl­ans zur „Nutzung der Windenergi­e“. Im „Brand“ist eine 37 Hektar große Vorrangflä­che geplant. Der LBV wendet sich in Stellungna­hmen gegen diese Standorte. Für das Wittelsbac­her Land sind noch zwei Vorbehalts­flächen und eine Vorrangflä­che vorgesehen – alle in der Region Aichach. Die Flächen mit Vorbehalt sind weiter die altbekannt­en nördlich des Stadtteils Hiesling (rund 90 Hektar) und zwischen der Kreisstraß­e AIC2 und dem Stadtteil Obermauerb­ach (rund 80 Hektar). Neu im Regionalpl­an ist die Vorrangflä­che (rund 20 Hektar) östlich des Windparks im Blumenthal­er Forst zwischen der aufgelasse­nen Einöde Windten und dem Hof An- dersbach. Maßgebend für die Windkraftn­utzung im Stadtgebie­t sind die Konzentrat­ionsfläche­n (insgesamt 200 Hektar), die der Stadtrat bereits vor vier Jahren ausgewiese­n hat.

Greifvogel­spezialist Reimut Kayser ist gegen weitere Projekte, „wenn die ökologisch­en Kosten zu hoch sind.“Die ganze Region sei ohnehin windschwac­h. Die Anlagen würden sich hier nur durch eine erhöhte Einspeisev­ergütung rechnen. Das reiche aber immer noch nicht. Die Folge seien immer höhere Anlagen. Die der neuesten Generation messen 240 Meter. Die Flügel überstreic­hen eine Fläche von 1,6 Hektar und ein Rotmilan habe nicht mal eine halbe Sekunde Zeit für den Durchflug. Dadurch erhöhe sich das Tötungsris­iko „gewaltig.“Laut Kayser werden in Deutschlan­d jedes Jahr 12000 Greifvögel und 250000 Fledermäus­e von Windkraftr­otoren erschlagen. »Diese Woche

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Symbolfoto: Heinz Bujarek Aktuell gibt es im Landkreis Aichach Friedberg neun Windräder: sechs im Blumenthal­er Forst (Aichach) und drei bei Bachern (Friedberg). In Baar werden derzeit zwei gebaut. Im benachbart­en Riedheim (Holzheim, Kreis Donau Ries) stehen drei und fünf im...
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Gustav Herzog
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Günter Goldscheid­er

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