Vogelschützer fürchten um den Rotmilan
Landesbund für Vogelschutz lehnt insbesondere Standorte im Nordwesten des Wittelsbacher Landes ab. Denn dort kreisen und segeln besonders viele Greife. Neuer Regionalplan-Entwurf macht theoretisch weitere Anlagen im Kreis möglich
Eins schicken alle drei gleich voraus: „Wir haben nichts gegen die Windkraft.“Er wohne nur elf Kilometer vom Atomkraftwerk in Gundremmingen entfernt, erzählt Reimut Kayser: Er sei klar für die Energiewende. Wenn es aber um die Abwägung zwischen einer Anlage für die erneuerbare Stromerzeugung und den Artenschutz geht, dann beziehen Gustav Herzog (Kreisvorsitzender Landesbund für Vogelschutz), sein Stellvertreter Günter Goldscheider und Kayser (LBVVorsitzender Dillingen) eine klare Position: „Wir haben eine hohe Verantwortung für unsere Mitgeschöpfe.“Neue Anlagen, die bedrohte Vogelarten wie den Rotmilan gefährden, lehnen sie deshalb ab (siehe Infoartikel).
Kritisch sehen sie den aktuellen Bau von zwei Rädern auf dem Baarer Berg im nordwestlichen Landkreiseck. Eine dritte, dort beantragte Anlage ist vom Landratsamt abgelehnt worden, weil in der Nähe ein Milan-Revier ist. Goldscheider ist klar gegen Überlegungen für einen interkommunalen Windpark der Gemeinden Münster, Thierhaupten und Baar im früher gemeindefreien Forstgebiet „Brand“. Er hat dort selbst kartiert und spricht von einem „Dichtezentrum“für Rotmilane. Auf einem Quadrat mit 110 Quadratkilometern hat er zwölf Brutpaare nachgewiesen. Kreisvorsitzender Herzog setzt sich besonders für den Ebenrieder Forst ein. Dieses beruhigte Gebiet sei außergewöhnlich wertvoll und müsse unbedingt freigehalten werden.
Konkreter Anlass für die Vogelschützer ist die Fortschreibung des Regionalplans zur „Nutzung der Windenergie“. Im „Brand“ist eine 37 Hektar große Vorrangfläche geplant. Der LBV wendet sich in Stellungnahmen gegen diese Standorte. Für das Wittelsbacher Land sind noch zwei Vorbehaltsflächen und eine Vorrangfläche vorgesehen – alle in der Region Aichach. Die Flächen mit Vorbehalt sind weiter die altbekannten nördlich des Stadtteils Hiesling (rund 90 Hektar) und zwischen der Kreisstraße AIC2 und dem Stadtteil Obermauerbach (rund 80 Hektar). Neu im Regionalplan ist die Vorrangfläche (rund 20 Hektar) östlich des Windparks im Blumenthaler Forst zwischen der aufgelassenen Einöde Windten und dem Hof An- dersbach. Maßgebend für die Windkraftnutzung im Stadtgebiet sind die Konzentrationsflächen (insgesamt 200 Hektar), die der Stadtrat bereits vor vier Jahren ausgewiesen hat.
Greifvogelspezialist Reimut Kayser ist gegen weitere Projekte, „wenn die ökologischen Kosten zu hoch sind.“Die ganze Region sei ohnehin windschwach. Die Anlagen würden sich hier nur durch eine erhöhte Einspeisevergütung rechnen. Das reiche aber immer noch nicht. Die Folge seien immer höhere Anlagen. Die der neuesten Generation messen 240 Meter. Die Flügel überstreichen eine Fläche von 1,6 Hektar und ein Rotmilan habe nicht mal eine halbe Sekunde Zeit für den Durchflug. Dadurch erhöhe sich das Tötungsrisiko „gewaltig.“Laut Kayser werden in Deutschland jedes Jahr 12000 Greifvögel und 250000 Fledermäuse von Windkraftrotoren erschlagen. »Diese Woche