Student setzt Auto betrunken gegen Baum
Prozess Nachdem er auf drei Festen gefeiert hat, fährt ein 19-Jähriger aus dem nördlichen Landkreis seinen Wagen noch selbst. Die Polizei findet es nach einem Unfall verlassen vor. Der Mann kann sich vor Gericht überhaupt nicht erinnern
Ordentlich Alkohol getrunken hatte ein 19-jähriger Student aus dem nördlichen Landkreis Anfang des Jahres. Nachdem er auf drei verschiedenen Feiern gewesen war, hatte er sich betrunken hinters Steuer seines Wagens gesetzt. Die Fahrt endete wenig später an einem Baum. Erinnern könne er sich daran nicht mehr, sagte der 19-Jährige jetzt vor dem Jugendgericht am Aichacher Amtsgericht aus. Dort musste er sich wegen fahrlässiger Trunkenheit im Verkehr verantworten.
Vom Neujahrsempfang in der Gemeinde ging es weiter zu einer Geburtstagsfeier im Nachbarort und dann wieder zurück zu einer Party. Ab da wisse er nichts mehr, sagte der Student aus. Erinnern kann er sich nach eigener Aussage erst wieder ab dem Moment, als ihm in der Polizeidienststelle in Aichach Blut abgenommen wurde. Der dabei gemessene Wert lag einmal bei 1,84 und einmal bei 1,75 Promille.
Bei der Verhandlung vor dem Jugendgericht ging es darum, was sich in dem Zeitraum zwischen der Party und dem Eintreffen in der Polizeidienststelle abgespielt hat. Hier soll der Angeklagte laut Staatsanwältin Julia Buijze in stark alkoholisiertem Zustand Auto gefahren sein. Weit war er allerdings nicht gekommen. Die Fahrt endete an einem Baum – in der Nähe des Partyzelts, wo er kurz vorher noch gefeiert hatte. Die Polizei stellte fest, dass beide Airbags ausgelöst hatten und die Gurte straff gezogen waren. Ein Indiz, dass niemand im Auto angeschnallt gewesen war, wie es hieß. Im Fußraum des Fahrers lag außerdem eine Brille. Wie sich später herausstelle, gehörte die Brille dem 19-Jährigen, den die Polizei daheim im Bett liegend antraf. Der Polizeibeamte sagte aus: „Es hat recht lange gedauert, bis wir ihn aus dem Bett hatten.“Erst auf dem Weg in die Dienststelle habe sich das Befinden des 19-Jähri- gen deutlich gebessert. Bei der Polizei gab der Student an, dass er Freunde nach Hause habe fahren wollen. Mehr wollte er dazu allerdings nicht sagen.
Der Vater des Angeklagten hatte den Polizisten gesagt, dass er den Sohn gegen drei Uhr morgens heimkommen und wieder weggehen hörte. Kurz darauf sei er wieder heimgekommen. Vor dem Haus fand die Polizei im Schnee frische Fußspuren, die zur Aussage des Vaters passten. Eine der Fußspuren führte zur Garage.
Verteidiger Reinhard Baade sprach sich gegen die Verwertung der Aussagen von Vater und Sohn aus. Seine Begründung, dass beide nicht ausreichend belehrt worden waren, wiesen nach der Zeugenaussage der Polizeibeamten sowohl die Staatsanwältin als auch Jugendrichterin Eva-Maria Grosse zurück.
Jugendgerichtshelfer Wolfgang Nuspl berichtete, dass die Eltern sehr schockiert gewesen seien. „Sie haben ihn so noch nicht erlebt.“Der Angeklagte habe an diesem Tag ungewöhnlich viel Alkohol getrunken. Eine Problematik im Umgang mit Alkohol konnte Nuspl aus dem Gespräch mit dem 19-Jährigen nicht ableiten.
Die im Auto gefundene Brille wertete die Staatsanwältin als deutliches Indiz, dass der 19-Jährige das Auto gefahren hatte. Zu seinen Gunsten wertete sie, dass zu dem Zeitpunkt wenig Verkehr war. Seine erhebliche Alkoholisierung sprach allerdings gegen ihn. Buijze plädierte für 56 Sozialstunden und eine Gesprächsweisung zum Thema Alkohol sowie eine Führerscheinsperre von weiteren sechs Monaten.
Für Verteidiger Baade war die Frage, wer am Steuer gesessen hatte, nicht beantwortet: „Wir wissen nicht, wie viele Personen im Auto waren und wer auf der Fahrerseite saß.“Er forderte Freispruch mangels Beweisen oder im Falle einer Verurteilung nur wegen fahrlässigem Vollrausch. Richterin Grosse folgte in ihrem Urteil der Staatsanwältin. Sie verurteilte den Angeklagten wegen fahrlässiger Trunkenheit im Verkehr zu 56 Sozialstunden. Der Führerschein ist weitere sechs Monate gesperrt und der Angeklagte hat damit insgesamt zwölf Monate keine Fahrerlaubnis. Sie habe keine Zweifel, dass der 19-Jährige gefahren sei, sagte Gross.