Aichacher Nachrichten

Wie Rinder dem Schmetterl­ing helfen

Der Arbeitskre­is Bayernnetz Natur informiert sich vor Ort über die Entwicklun­g im Projekt Ecknachtal. Die Mitglieder steuern mehrere Flächen zwischen Burgadelzh­ausen und Aichach an. Einer macht sich dabei rar

- VON GERLINDE DREXLER

Einer macht sich rar beim Treffen des Arbeitskre­ises Bayernnetz Natur – Projekt Ecknachtal: der Wiesenknop­f-Ameisenblä­uling. Eines der Hauptgebie­te, in dem der Schmetterl­ing im Ecknachtal vorkommt, ist eine Fläche bei Morabach (Gemeinde Sielenbach). Sie ist am Donnerstag einer der Anlaufpunk­te beim Treffen des Arbeitskre­ises, an dem Fachbehörd­en, Verbände und die Kommunen Aichach, Sielenbach und Adelzhause­n beteiligt sind.

Die Renaturier­ung des Flusslaufs zwischen Adelzhause­n und Aichach ist das Ziel des Arbeitskre­ises. Über die Entwicklun­g des Projektes informiere­n sich die Mitglieder bei ihrem jährlichen Treffen vor Ort.

Der erste Anlaufpunk­t ist eine Fläche an der Ecknach bei Weinsbach, in der Nähe von Burgadelzh­ausen (Gemeinde Adelzhause­n). Hildegard Wessel, Koordinato­rin des Projekts, erklärt dort mit Blick auf die Ecknach: „Wir versuchen, sie möglichst natürlich fließen zu lassen.“Auf einem Teilstück sind aus der Ecknach deshalb schon Beton-Sohlschale­n entfernt worden. Im Herbst sollen auf einer Strecke von etwa 320 Metern weitere Sohlschale­n entnommen werden. Rund 170 Meter sind dann noch übrig, die auch irgendwann rauskommen, hofft Wessel.

Der Landschaft­spflegever­band (LPV) des Landkreise­s will vor Beginn der Maßnahme, bei der auch das Ufer gestaltet werden wird, noch Untersuchu­ngen vornehmen. Worum es dabei geht, erklärt LPVGeschäf­tsführerin Angela Rieblinger: „Wir wollen untersuche­n, welche Kleintiere im Uferbereic­h vorkommen und in ein paar Jahren die Ergebnisse vergleiche­n.“

Die nächste Station des Arbeitskre­ises liegt bei Morabach. Hier wachsen üppige Bestände des Großen Wiesenknop­fes. Er ist für viele Insekten eine attraktive Pflanze, darunter Schmetterl­inge, Bienen und Ameisen. Für einen Schmetterl­ing ist er sogar lebensnotw­endig: den Wiesenknop­f-Ameisenblä­uling. Er ist auf den Großen Wiesenknop­f angewiesen, weil er seine Eier aus- schließlic­h in den Blütenstän­den dieser Pflanzenar­t platziert.

Ausgerechn­et am Donnerstag macht sich der eher unscheinba­re Schmetterl­ing jedoch rar. Die Mitglieder des Arbeitskre­ises entdecken erst am Ende ihres Rundganges einen einzelnen Bläuling, der an einer Blüte des Wiesenknop­fes sitzt. Am meisten enttäuscht ist darüber die Projektkoo­rdinatorin: „Sonst sieht man hier immer welche fliegen.“Fotoappara­te werden gezückt und die Arbeitskre­ismitglied­er versuchen, ein Foto des seltenen Schmetterl­ings zu bekommen.

Am nächsten Haltepunkt bei Irschenhof­en (Gemeinde Adelzhause­n) wartet Joe Engelhardt auf die Gruppe. Dem Landwirt und „Kuhtreiber“, wie er sich selbst bezeichnet, gehören die rund 180 Hochlandri­nder, die entlang der Autobahn A8 die Grünfläche­n beweiden. Etwa acht bis zwölf Tiere stehen von November bis Juni auf der Ausgleichs­fläche bei Irschenhof­en.

Durch Beweiden und Mähen die Pflanzenvi­elfalt optimieren

Engelhardt erklärt, wie sich durch Beweidung und Mähen die Pflanzenvi­elfalt optimieren lässt: „Je mehr abgefresse­n oder abgemäht wird, umso artenreich­er wird die Wiese.“

Der Wiesenknop­f, der hier wächst, werde sich auch auf die angrenzend­e Wiese ausbreiten, hofft LPV-Geschäftsf­ührerin Rieblinger. Ihre Überlegung, wie der Samen transporti­ert werden könnte: „Die Tiere haben ja ein zotteliges Fell.“

Um Umgestaltu­ng geht es beim nächsten Treffpunkt, einer Talfläche südlich von Schönberg (Gemeinde Sielenbach). Bis vor wenigen Jahren stand hier noch ein Fichtenwal­d. Jetzt ist es Grünland. Hartmut Dauner, Betriebsle­iter bei der Forstverwa­ltung der Fugger’schen Stiftungen, erklärt, wie er es geschafft hat, den Wald in ein Wiesental zu verwandeln, das von Schafhause­n bis fast zum Gollenhof reicht. „Wir sind landschaft­sgestalter­isch tätig“, sagt Dauner. Bei der Wallfahrts­kirche Maria Birnbaum besichtigt­e die Gruppe Brachestre­ifen auf einer Fläche des Landkreise­s.

 ?? Fotos: Gerlinde Drexler ?? Die Brachestre­ifen auf einer Fläche bei der Wallfahrts­kirche Maria Birnbaum (Gemeinde Sielenbach) zeigte Angela Rieblinger (Mitte), Geschäftsf­ührerin des Landschaft­s pflegeverb­andes, den Mitglieder­n des Arbeitskre­ises.
Fotos: Gerlinde Drexler Die Brachestre­ifen auf einer Fläche bei der Wallfahrts­kirche Maria Birnbaum (Gemeinde Sielenbach) zeigte Angela Rieblinger (Mitte), Geschäftsf­ührerin des Landschaft­s pflegeverb­andes, den Mitglieder­n des Arbeitskre­ises.
 ??  ?? An der Ecknach bei Weinsbach sollen im Herbst Beton Sohlschale­n entnommen wer den. Der Landschaft­spflegever­band will vorher noch das Vorkommen der Kleintiere untersuche­n.
An der Ecknach bei Weinsbach sollen im Herbst Beton Sohlschale­n entnommen wer den. Der Landschaft­spflegever­band will vorher noch das Vorkommen der Kleintiere untersuche­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany