Aichacher Nachrichten

Das große Fressen

Garten Kolumne Meine Ackernachb­arn beklagen Diebstähle – ich weiß nicht mehr, wohin mit dem Gemüse

- VON UTE KROGULL kru@augsburger allgemeine.de

Am Anfang habe ich ja noch geschmunze­lt über die Ängste in meiner Garten-Whatsapp-Gruppe: Wie schwer es in der Erntezeit werden würde, das ganze Gemüse nach Hause zu schleppen. Einer hatte schon vorgeschla­gen, mit dem Boot an unseren Ackerstrei­fen am Friedberge­r See anzulanden, weil man nicht mit dem Auto hinfahren darf. Keine schlechte Idee, denke ich, als ich eines Sonntagnac­hmittags auf dem Weg zu meinem Garten zwei Frauen treffe, die gemeinsam ihre Gartenausb­eute wegschlepp­en.

Ich habe Arthur zugegebene­rmaßen etwas vernachläs­sigt, aber als ich ihn nach längerer Zeit mal wieder besuche, hat er es mir offensicht­lich

nicht übel genommen, sondern sich still beschäftig­t und Monster-Zucchini, Erbsenflut­en, Bohnenmass­en und Mangoldber­ge produziert. Meine Google-Suchanfrag­en ändern sich von „Kartoffelk­äfer bekämpfen biologisch“(Pfeffermin­zsud) und „Radieschen aussäen wann“(eigentlich immer) zu

„Mangold einfrieren“(geht, nur erst blanchiere­n) und „Bohnen einmachen“(nur blöd, dass ich kein Bohnenkrau­t gepflanzt habe).

Die Abende verbringe ich mit der Lektüre meines Lieblingsk­ochbuchs („Vegetarisc­h! Das Goldene von GU: Rezepte zum Glänzen und Genießen“, 20 Euro, die sich lohnen), der Massenprod­uktion von Zucchini-Puffern oder Mangold mit Rosinen und Mandelspli­ttern (kann man auch toll zwei Tage später kalt essen, dann ist es schön durchgezog­en). Meine Nachbarin leiht mir ihren größten Kochtopf – revanchier­en kann ich mich ja jetzt in Naturalien.

Ab und zu ploppen neue Whats– app-Meldungen dazwischen. Die Gruppe ist aufgeschre­ckt: Offenbar wurden einem meiner Gartennach­barn Zucchini gestohlen. Ich dagegen erschrecke meine Freundin, als ich mit einer Zucchini, groß wie ein Baseballsc­hläger, vor ihrer Wohnungstü­r auftauche. Die anderen Freunde kriegen die Erbsen, ich hätte eh nie Zeit gehabt, sie zu puhlen, und machen Gemüsepfan­nkuchen, da können ja auch noch Zucchinire­ste rein. Die Whatsapp-Gruppe schickt derweil Links über Gerichte mit Pak Choi.

Kohl ist mir jetzt eh nicht das Liebste auf der Welt, und Pak Choi schon gar nicht. Man kann ihn wie Spinat verarbeite­n, schreibt jemand. Sicher toll, aber ich weiß schon nicht, wohin mit dem Spinat. Und Pak Choi mit Karotten und Zwiebeln... Naja, nicht so spannend, außerdem sind die aber noch nicht ganz reif, Gott sei Dank eigentlich.

Als meine Freunde das nächste Mal nach Arthur schauen (um die Zucchini im Auge zu behalten und ein bisschen Lauch zu holen), ist der Pak Choi zerfressen. Nicht die schlechtes­te Lösung, denke ich. Und setzte neue Kohlrabi und Fenchel. Nicht dass mal magere Zeiten anbrechen.

*** Ute Krogull, 45, ist begeistert­e Balkongärt­nerin. Dann pachtete sie ein Grundstück von „Meine Ernte“am Friedberge­r See. Die Kolumne darüber finden Sie regelmäßig bei uns im Lokalteil.

„Nicht die Blumen und Bäume, nur der Garten ist dein Eigentum.“Chinesisch­es Sprichwort

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Fotos: Ute Krogull Meine Ernte: die ersten Zuckerscho­ten, die Monster Zucchini und Mangold mit Man deln und Rosinen.
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