Wohnbau hat Geld und sucht Grundstücke
Gesellschaft des Landkreises würde gerne mehr Sozialwohnungen bauen. Warteliste ist jetzt doppelt so groß wie Wohnungsbestand
Zwei Zahlen erklären eigentlich alles: Der Wohnbau des Landkreises gehören derzeit 320 Wohnungen in Aichach, Friedberg, Mering und Kissing. Auf der Warteliste für den vergleichsweise günstigen Wohnraum der Gesellschaft stehen aber 650 Bewerbungen. Darunter seien auch 150 anerkannte Asylbewerber, berichtete Geschäftsführer Max Rössle in der jüngsten Sitzung des Kreisentwicklungsausschusses, in der er den Geschäftsbericht vorstellte. Der Bedarf steigt sprunghaft. Zum Vergleich: Bei der Jubiläumsfeier „25 Jahre Wohnbau“im Oktober vergangenen Jahres standen auf der Warteliste noch 450 Vormerkungen.
Nach mehreren schwierigen Jahren und Problem-Immobilien steht die Gesellschaft mittlerweile wieder gut da. Zum vierten Mal in Folge schließt die Wohnbau mit einem positiven Jahresergebnis ab. Diesmal sind es rund 150000 Euro. Rössle: „Wir sind auf einem guten Weg.“Das fanden auch die Kreisräte, die in früheren Jahren die Ausführungen des Geschäftsführers oft mit Sorgenmienen verfolgt hatten. „Sorgen“gibt es auch jetzt, aber anderer Art. Die Wohnbau würde gerne weiteren günstigen Wohnraum im Kreis schaffen und hat auch genügend Geld in der Hinterhand, beziehungsweise würde von den aktuell sehr niedrigen Zinsen und hohen Staatszuschüssen für den sozialen
● Gründung Die Wohnbau GmbH für ● den Landkreis Aichach Friedberg wurde 1991 gegründet. Einziger Ge sellschafter war der Kreis, der 159 ● Wohnungen einbrachte. 1999 trat die Gemeinde Kissing mit 44 Wohnun gen ein. 2004 wurden 94 Wohnungen des Marktes Mering gekauft.
● Gesellschafter Kreis (79,4 Prozent am Stammkapital), Kissing (19,9 Prozent), Mering (0,7 Prozent) ● Stammkapital 10,5 Millionen Euro ● Bilanzsumme 20,4 Millionen Euro ● im Jahr 2016
● Überschuss 155 000 Euro in 2016
● Investitionen Knapp 35 Millionen Euro investierte die Wohnbau in den ● vergangenen 25 Jahren in Modernisie rungen, Neubauten und Bauträger ● maßnahmen im Landkreis. Wohnungsbau profitieren. Doch es mangelt laut Rössle an etwas anderem Unverzichtbaren: „Es fehlt schlicht und einfach an bezahlbaren Grundstücken.“Für den Geschosswohnungsbau und das Klientel sind vor allem Flächen in den Verdichtungsräumen in den beiden Städten und an der Bahnlinie nach München in Kissing und Mering gesucht. Dort ist natürlich auch die Nachfrage nach günstigen Wohnungen am höchsten und gleichzeitig die Grundstückskosten. Die Wohnbau kann aber nicht jeden Preis zahlen. Während auf dem freien Markt mittlerweile zehn bis zwölf Euro Miete pro Quadratmeter bezahlt werden, soll eine Sozialwohnung mit Zuschuss aktuell bei fünf Euro bleiben, so Rössle in der Sitzung.
In Mering entstehen derzeit für vier Millionen Euro 23 neue Sozialwohnungen an der Wendelsteinstraße. Sie sollen im Herbst fertig sein und sind angesichts des knappen Angebots nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Zumal die beiden neuen Gebäude eine über 60 Jahre alte Anlage ersetzen. Die Marktgemeinde stellt der Wohnbau auch zwei weitere Flächen (Kissinger Straße, Schwägerlstraße) für den Bau von insgesamt 24 geförderten Wohneinheiten zur Verfügung. Auch der Markt Aindling will im Neubaugebiet am Schüsselhauserfeld ein Grundstück für sozialen Wohnungsbau bereitstellen. Ähnliche Überlegungen gibt es in Obergriesbach, berichtete Rössle. Das sei zumindest in der Nähe der Stadt Aichach. Da tut sich die Gesellschaft derzeit besonders schwer. Aufgrund der verkehrsgünstigen Lage im Städtedreieck steigt die Nachfrage. Die Einwohnerzahlen gehen nach oben und dazu kommen jetzt mit Flüchtlingen weitere Menschen, die günstigen Wohnraum suchen. Auf der anderen Seite klafft die Einkommensschere zwischen gut und weniger gut verdienenden Menschen immer weiter auseinander.
Wie groß der Bedarf im Wittelsbacher Land ist, zeigen nicht nur die riesige Warteliste, sondern auch andere Parameter der Wohnungswirtschaft. Mit 20 Mieterwechseln in einem Jahr ist die Fluktuation bei der Gesellschaft des Kreises sehr gering. Oder anders: Wer mal eine Sozialwohnung hat, der zieht nur noch aus oder um, wenn er unbedingt muss. Dazu passt auch die Leerstandsquote der Wohnbau – die nähert sich der Nulllinie.
Zahlen und Fakten zur Wohnbau des Landkreises
Immobilien 320 Wohnungen, eine Arztpraxis, 79 Garagen, elf Carports und 134 Stellplätze.
Aufteilung Der Schwerpunkt der Gesellschaft liegt im Süden des Krei ses. In Mering und Mering St. Afra ge hören der Wohnbau 158 Wohnun gen. Dazu kommen 45 Wohnungen in Kissing und 81 Wohnungen in Friedberg. In Aichach werden 35 Woh nungen und in Aindling zwei Immo bilien von der Wohnbau vermietet.
Nettomieterlöse Im Schnitt 5,72 Euro pro Quadratmeter im Monat. Ein Drittel der Wohnungen liegt unter dem Durchschnitt. Fluktuationsquote 6,3 Prozent (Vorjahr: 10,2 Prozent) Leerstandquote 1,3 Prozent (Vor jahr: 1,5 Prozent). (cli)