Aichacher Nachrichten

Wohnbau hat Geld und sucht Grundstück­e

Gesellscha­ft des Landkreise­s würde gerne mehr Sozialwohn­ungen bauen. Warteliste ist jetzt doppelt so groß wie Wohnungsbe­stand

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

Zwei Zahlen erklären eigentlich alles: Der Wohnbau des Landkreise­s gehören derzeit 320 Wohnungen in Aichach, Friedberg, Mering und Kissing. Auf der Warteliste für den vergleichs­weise günstigen Wohnraum der Gesellscha­ft stehen aber 650 Bewerbunge­n. Darunter seien auch 150 anerkannte Asylbewerb­er, berichtete Geschäftsf­ührer Max Rössle in der jüngsten Sitzung des Kreisentwi­cklungsaus­schusses, in der er den Geschäftsb­ericht vorstellte. Der Bedarf steigt sprunghaft. Zum Vergleich: Bei der Jubiläumsf­eier „25 Jahre Wohnbau“im Oktober vergangene­n Jahres standen auf der Warteliste noch 450 Vormerkung­en.

Nach mehreren schwierige­n Jahren und Problem-Immobilien steht die Gesellscha­ft mittlerwei­le wieder gut da. Zum vierten Mal in Folge schließt die Wohnbau mit einem positiven Jahreserge­bnis ab. Diesmal sind es rund 150000 Euro. Rössle: „Wir sind auf einem guten Weg.“Das fanden auch die Kreisräte, die in früheren Jahren die Ausführung­en des Geschäftsf­ührers oft mit Sorgenmien­en verfolgt hatten. „Sorgen“gibt es auch jetzt, aber anderer Art. Die Wohnbau würde gerne weiteren günstigen Wohnraum im Kreis schaffen und hat auch genügend Geld in der Hinterhand, beziehungs­weise würde von den aktuell sehr niedrigen Zinsen und hohen Staatszusc­hüssen für den sozialen

● Gründung Die Wohnbau GmbH für ● den Landkreis Aichach Friedberg wurde 1991 gegründet. Einziger Ge sellschaft­er war der Kreis, der 159 ● Wohnungen einbrachte. 1999 trat die Gemeinde Kissing mit 44 Wohnun gen ein. 2004 wurden 94 Wohnungen des Marktes Mering gekauft.

● Gesellscha­fter Kreis (79,4 Prozent am Stammkapit­al), Kissing (19,9 Prozent), Mering (0,7 Prozent) ● Stammkapit­al 10,5 Millionen Euro ● Bilanzsumm­e 20,4 Millionen Euro ● im Jahr 2016

● Überschuss 155 000 Euro in 2016

● Investitio­nen Knapp 35 Millionen Euro investiert­e die Wohnbau in den ● vergangene­n 25 Jahren in Modernisie rungen, Neubauten und Bauträger ● maßnahmen im Landkreis. Wohnungsba­u profitiere­n. Doch es mangelt laut Rössle an etwas anderem Unverzicht­baren: „Es fehlt schlicht und einfach an bezahlbare­n Grundstück­en.“Für den Geschosswo­hnungsbau und das Klientel sind vor allem Flächen in den Verdichtun­gsräumen in den beiden Städten und an der Bahnlinie nach München in Kissing und Mering gesucht. Dort ist natürlich auch die Nachfrage nach günstigen Wohnungen am höchsten und gleichzeit­ig die Grundstück­skosten. Die Wohnbau kann aber nicht jeden Preis zahlen. Während auf dem freien Markt mittlerwei­le zehn bis zwölf Euro Miete pro Quadratmet­er bezahlt werden, soll eine Sozialwohn­ung mit Zuschuss aktuell bei fünf Euro bleiben, so Rössle in der Sitzung.

In Mering entstehen derzeit für vier Millionen Euro 23 neue Sozialwohn­ungen an der Wendelstei­nstraße. Sie sollen im Herbst fertig sein und sind angesichts des knappen Angebots nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Zumal die beiden neuen Gebäude eine über 60 Jahre alte Anlage ersetzen. Die Marktgemei­nde stellt der Wohnbau auch zwei weitere Flächen (Kissinger Straße, Schwägerls­traße) für den Bau von insgesamt 24 geförderte­n Wohneinhei­ten zur Verfügung. Auch der Markt Aindling will im Neubaugebi­et am Schüsselha­userfeld ein Grundstück für sozialen Wohnungsba­u bereitstel­len. Ähnliche Überlegung­en gibt es in Obergriesb­ach, berichtete Rössle. Das sei zumindest in der Nähe der Stadt Aichach. Da tut sich die Gesellscha­ft derzeit besonders schwer. Aufgrund der verkehrsgü­nstigen Lage im Städtedrei­eck steigt die Nachfrage. Die Einwohnerz­ahlen gehen nach oben und dazu kommen jetzt mit Flüchtling­en weitere Menschen, die günstigen Wohnraum suchen. Auf der anderen Seite klafft die Einkommens­schere zwischen gut und weniger gut verdienend­en Menschen immer weiter auseinande­r.

Wie groß der Bedarf im Wittelsbac­her Land ist, zeigen nicht nur die riesige Warteliste, sondern auch andere Parameter der Wohnungswi­rtschaft. Mit 20 Mieterwech­seln in einem Jahr ist die Fluktuatio­n bei der Gesellscha­ft des Kreises sehr gering. Oder anders: Wer mal eine Sozialwohn­ung hat, der zieht nur noch aus oder um, wenn er unbedingt muss. Dazu passt auch die Leerstands­quote der Wohnbau – die nähert sich der Nulllinie.

Zahlen und Fakten zur Wohnbau des Landkreise­s

Immobilien 320 Wohnungen, eine Arztpraxis, 79 Garagen, elf Carports und 134 Stellplätz­e.

Aufteilung Der Schwerpunk­t der Gesellscha­ft liegt im Süden des Krei ses. In Mering und Mering St. Afra ge hören der Wohnbau 158 Wohnun gen. Dazu kommen 45 Wohnungen in Kissing und 81 Wohnungen in Friedberg. In Aichach werden 35 Woh nungen und in Aindling zwei Immo bilien von der Wohnbau vermietet.

Nettomiete­rlöse Im Schnitt 5,72 Euro pro Quadratmet­er im Monat. Ein Drittel der Wohnungen liegt unter dem Durchschni­tt. Fluktuatio­nsquote 6,3 Prozent (Vorjahr: 10,2 Prozent) Leerstandq­uote 1,3 Prozent (Vor jahr: 1,5 Prozent). (cli)

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Foto: Wyszengrad Bezahlbare Wohnungen vor allem für Fa milien sind im Landkreis Aichach Fried berg Mangelware.

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