Wie viel Kraft hat die Deckkraft?
Wandfarben wählt man am besten nach drei Kriterien aus
Meistens läuft es doch so: Nach einigem Hin und Her hat man sich entschlossen, „übermorgen wollen wir die Wände streichen“. Ein, zwei Tage zuvor besorgt man sich im Baumarkt die Farbe. Und steht vor Kübeln, die alle dasselbe versprechen: nämlich, dass die Wand nachher wie neu aussieht. Und: Auf den meisten Kübeln steht sinngemäß: reicht für x Quadratmeter. Wer da vor der Fahrt die Wände nicht vermessen und Länge mal Höhe miteinander multipliziert hat, um auf die Quadratmeter zu kommen, fährt möglicherweise zweimal. Um die Deckkraft einer Farbe beurteilen zu können, vergleicht man sie am besten mit einem Computerbild. Je mehr Pixel, also Bildpunkte, ein solches Bild auf der gleichen Fläche hat, desto schärfer und klarer wird das Bild. Was beim Bild die Pixel sind, sind bei einer Dispersionsfarbe die Pigmente. Je mehr davon auf den Quadratzentimeter kommen, desto besser deckt die Farbe. Ähnliches gilt für die Menge der Bindemittel in der Farbe, die dafür sorgen, dass ein Anstrich gereinigt werden kann. Hier spricht man von der Reinigungsfähigkeit einer Farbe. Steht man also vor den Eimern, dann spielen drei Merkmale eine Rolle: die Ergiebigkeit, die Deckkraft und die Reinigungskraft. Deckkraft und Ergiebigkeit stehen in einem engen Verhältnis. Die Ergiebigkeit ist das Merkmal, das auf praktisch allen Farbverpackungen angegeben wird; denn sie ist das, was man sich am leichtesten vorstellen kann: zehn Liter für 130 Quadratmeter – das muss doch besser sein als zehn Liter für 80 Quadratmeter. Wenn man aber erstere Farbe zweimal streichen muss, bis sie befriedigend deckt, kommt sie möglicherweise viel teurer.
Vier Klassen für die Deckkraft
Aussagekräftiger als die Ergiebigkeit, bei der auch am häufigsten mit den Angaben geschummelt wird, ist die Deckkraft, die nach der Euronorm EN 13300 in vier Klassen eingeteilt ist. Man kann sie sich wie Schulnoten vorstellen: Klasse eins ist hoch deckend, Klasse zwei deckt noch ganz gut, Klasse drei ist okay und Klasse vier ist ausreichend, um einen Anstrich von einem Nichtanstrich zu unterscheiden. Das dritte Merkmal, die Reinigungskraft, spielt vor allem dort eine Rolle, wo eine Wand hohen Belastungen ausgesetzt ist wie zum Beispiel im Flur, in der Küche oder im Kinderzimmer. Der offizielle Name für Reinigungskraft heißt „Nassabriebbeständigkeit“. Ideal ist in stark beanspruchten Bereichen eine Farbe mit der Nassabriebbeständigkeit der Klassen eins oder zwei (scheuerbeständig). Das bedeutet konkret, dass man diese Farben auch gelegentlich mit einem feuchten Schwamm schadlos reinigen kann. Die Nassabrieb-Klasse drei ist nicht mehr scheuerbeständig, sondern nur noch waschbeständig. Da man aber eine Wand ohne Reiben kaum reinigen kann, bedeutet das unter dem Strich, dass die Wand nach ein paar Reinigungsvorgängen nicht mehr aussieht, als würde sich eine weitere Reinigung noch lohnen. Noch weniger halten Farben mit der Nassabriebbeständigkeit vier und fünf aus. Bleiben zum Schluss noch zwei Aspekte, die man beim Farbenkauf berücksichtigen sollte: Männer streichen nämlich anders als Frauen. Diese streichen meist mit weniger Krafteinsatz und verwenden deshalb im Schnitt mehr Farbe pro Quadratmeter. Das hat zwei Konsequenzen: Frauen brauchen mehr Farbe, erreichen aber mit derselben Farbe eine bessere Deckkraft als Männer.