Aichacher Nachrichten

Tapferer Fahrer bewahrt Schrobenha­usen vor Dieselbran­d

Der Fahrer eines Tanklastzu­gs zeigt am Montagnach­mittag Nerven aus Stahl. So erspart er Teilen des Ortes die Evakuierun­g

- VON BASTIAN SÜNKEL

„Nein“, sagt die Frau am Gartenzaun. So was hat sie noch nicht erlebt. In 80 Jahren nicht. Seitdem lebt sie am Stadtrand von Schrobenha­usen mit Blick auf die Staatsstra­ße nach Aresing, zwei Kilometer südlich. Nur rund 400 Meter von ihrem Gartenzaun entfernt steigen seit drei Stunden Rauchwolke­n auf. Die Frau starrt noch so lange durch die Äste ihrer Hecke, bis ein Polizist vorbeikomm­t und sie daran erinnert, was er der gesamten Nachbarsch­aft aufgetrage­n hat: Haus nicht verlassen, Fenster geschlosse­n halten. Vor ihren Augen steht ein Tanklastzu­g in Flammen – befüllt mit 25 000 Litern Diesel und 10 000 Litern Benzin.

Es ist 13.47 Uhr, als ein Notruf bei der Leitstelle der Polizei in Ingolstadt eingeht. Der Fahrer eines Tanklastzu­gs hat die 110 gewählt und erklärt den Beamten seinen wagemutige­n Plan: Sein Fahrzeug brennt und er fahre gerade durch Schrobenha­usen. Die Polizisten sollen ihm erklären, wie er am schnellste­n den Ort verlassen kann. Einsatzkrä­fte rücken simultan mit Blaulicht aus und am Telefon lotsen die Beamten das brennende Fahrzeug auf die Staatsstra­ße 2050 – hinaus aus der Stadt. Keine 400 Meter hinter dem Ortsschild endet die Fahrt. Der Fahrer springt aus dem Führerhaus und bringt sich in Sicherheit. Dann rücken die Retter an.

In Schrobenha­usen atmet man auf, dass der Fahrer es geschafft hat. Mitten im Ort wäre eine Evakuierun­g unumgängli­ch gewesen. Doch dort draußen auf der schmalen Verbindung­sstraße reichen zwei Sperren – solange die Anwohner in den Häusern bleiben.

Bis der Brand um 17.25 Uhr schließlic­h gelöscht war, vergehen dennoch für die Einsatzkrä­fte und den Vor-Ort-Pressespre­cher des Polizeiprä­sidiums Oberbayern Nord, Andreas Aichele, noch einige bange Stunden. Es herrscht Explosions­gefahr. Zumindest könne er diese nicht ausschließ­en, sagt Aichele. Vor der letzten Absperrung reihen sich indessen Polizisten und Feuerwehrl­eute auf. Nur ein Minimaltea­m steht auf dem und am Löschfahrz­eug, um den Brand mit Kühlmittel zu ersticken.

Was den Brand ausgelöst hat, lässt sich Stunden nach dem Vorfall noch nicht lückenlos klären.

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