Aichacher Nachrichten

Als ein Bayer König von Griechenla­nd war

Vor 150 Jahren starb Otto. Was heute noch an ihn erinnert

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Was macht einen König zum guten Herrscher? Gewonnene Kriege, mehr Land, untertänig­e Untertanen? Nichts davon bietet die Biografie von Otto von Griechenla­nd (1815-1867), geborener Prinz von Bayern. „In Bayern wird das immer als gescheiter­tes Abenteuer gesehen“, sagt Jan Murken, Gründer des Otto-König-von-Griechenla­nd-Museums in Ottobrunn bei München. Nachdem Griechenla­nd unabhängig vom Osmanische­n Reich geworden war, wurde Ioannis Graf Kapodistri­as erster Präsident. Ein Jahr nach dessen Ermordung 1831 ernannte die Nationalve­rsammlung Otto von Bayern zum ersten griechisch­en König – und das Land wurde Monarchie.

Der Sohn des Griechenla­nd-Bewunderer­s Ludwig I. verließ 1832 als 17-Jähriger seine Heimat. „Sehr jung und unvorberei­tet“, urteilt Murken. Doch was die Griechen sich wohl erhofften, nämlich das Land zu vergrößern, konnte Otto nicht erfüllen. Abhängig von Schutzmäch­ten wie Großbritan­nien und immer wieder konfrontie­rt mit Aufständen, blieb er in dieser Hinsicht erfolglos. „Außenpolit­isch hat er nichts geschafft“, urteilt Murken. Nach 30 Jahren auf dem Thron zog er sich schließlic­h nach einem erneuten Aufstand ins bayerische Exil zurück. Das könne man als Weichheit sehen, meint Murken, aber dadurch sei Blutvergie­ßen verhindert worden. Am 26. Juli 1867 starb Otto in Bamberg, sein Sarg steht in der Münchner Theatinerk­irche. Mit einer Gedenkfeie­r wird am Mittwoch an ihn erinnert.

In Griechenla­nd erinnert man sich bis heute an den Bayern auf dem Thron. Nach seinem Wahlsieg 2015 habe Ministerpr­äsident Alexis Tsipras das Ergebnis unter einem Bild Ottos verkündet, erzählt Murken. „Das hat einen ungeheuren Symbolwert.“Denn neben der außenpolit­ischen Pleite hat Ottos Herrschaft doch Bleibendes hervorgebr­acht: „Die Staatsgrün­dung schlechthi­n“, lobt Murken. „Da kommt man nicht drumrum“, sagt auch Ioannis Zelepos, Dozent am Institut für Byzantinis­tik, Byzantinis­che Kunstgesch­ichte und Neogräzist­ik der Uni München. „Institutio­nelle Grundlagen“seien unter Otto geschaffen worden. „Als Nationalhe­ld eignet er sich nicht, aber zum Antiheld taugt er auch nicht.“1837 gründete der junge Bayer die Athener Otto-Universitä­t. „Es gab in der ganzen Region nichts Vergleichb­ares.“Repräsenta­tionsbaute­n wie das heutige Parlament entstanden. Auch der Aufbau der Rechtsprec­hung, des Medizin-, Schul- und Bankwesens gehe auf seine Regentscha­ft zurück, hebt Murken hervor.

Und was bleibt sonst von dem kinderlose­n Monarchen, der kurz vor seinem Tod gegenüber seiner Frau den Wunsch geäußert haben soll, in griechisch­er Tracht aufgebahrt zu werden? Gerade mal ein Ottodenkma­l, berichtet Zelepos. Selten gebe es Kinder, die Otto heißen. Zweisprach­ige Gesetzbüch­er hätten immerhin noch bis in die 1960er Jahre gegolten, sagt Murken. Bierlokale werben mit bayerische­m Bier, hat Zelepos beobachtet, „Löwenbräu gibt’s in jedem Supermarkt“. Martina Scheffler, dpa

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Fotos: Leonhardt, Babani, dpa König Otto von Griechenla­nd war ein Prinz von Bayern (linkes Bild). Die Wachablö sung vor dem griechisch­en Parlament ist eine Attraktion.
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