Aichacher Nachrichten

Training für mehr Wagemut

- VON ALOIS KNOLLER

Der Mensch lebt von Gewohnheit­en. Sie geben ihm Sicherheit und stiften Vertrauen: Aufstehen, Duschen, Zähneputze­n, Anziehen, Frühstücke­n, Zeitungles­en … Besonders Kindern ist es wichtig, dass alles immer ganz genauso abläuft, wie sie es kennen. Wehe, der ermüdete Erzähler lässt in der Gutenachtg­eschichte einmal etwas aus! Entrüstung wird laut werden, weil die Routine durchbroch­en ist.

Vielleicht ist der Augsburger in seinem Wesensgrun­d ein Kind geblieben, so lieb ist ihm Gewohntes. Alles möge bleiben, wie es war: der Plärrer und der Christkind­lesmarkt, der Theaterspi­elplan und die Konzerte, die Kunst und die Ausstellun­gen. Vorsichtsh­alber schickt der eingefleis­chte Augsburger gern andere vor, damit sie erkunden, wie es denn so gewesen ist, ehe er sich selber wagemutig in ein Kulturaben­teuer begibt. Manchmal reicht es jedoch nur noch für ein achselzuck­endes Bedauern: „Wenn i des gwusst hätt, wär i o hingangen.“

Ein gutes Trainingsp­rogramm für mehr Wagemut (Koschtet au nix!) wäre der Besuch der halbjährli­chen Werkschau der Gestalter an der Hochschule. Immer fällt sie völlig anders aus. Sogar der Katalog ist jedes Mal eine Neuerfindu­ng. Gerade preist die Fakultät ihr „Frischflei­sch“an und bittet den Markt, die Kühlkette aufrechtzu­erhalten. Im Winter hoben sie ins Weltall ab mit einem Katalog in Form von Astronaute­nnahrung. Im Sommer davor hieß es: „Was wirklich zählt, ist das Dazwischen.“Zögern zwecklos: Die Werkschau geht nur zwei Tage

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