Aichacher Nachrichten

Nicht jenseits von Afrika, sondern mittendrin

Brigitte Ross hat ihr Herz an Uganda verloren und engagiert sich in dem Projekt Towanika für die Menschen dort. Warum sie von den Reisen in das Land auch persönlich profitiert

- VON ANDREA BAUMANN

Liebesfilm­e wie „Nirgendwo in Afrika“oder „Die weiße Massai“, in denen die Beziehung zwischen einem dunkelhäut­igen Mann und einer weißen Frau im Mittelpunk­t steht, kennt Brigitte Ross natürlich auch. Die Augsburger­in pflegt aber eine ganz andere Liebesbezi­ehung zu Afrika: Sie hat ihr Herz an Uganda verloren und setzt sich als Mitglied des Hilfsproje­kts „Towanika“dafür ein, die Lebensbedi­ngungen der Menschen dort zu verbessern. Ihr Bild auf der Webseite der Organisati­on zeigt die Mittfünfzi­gerin strahlend inmitten von Kindern des ostafrikan­ischen Landes. Im September könnten ähnliche Bilder entstehen, wenn Ross das nächste Mal nach Uganda reist.

Vor wenigen Jahren kam sie erstmals mit Afrika in Berührung – bei einer Reise nach Namibia 2008 zusammen mit ihrem Mann. Vier Jahre später flogen die beiden nochmals nach Afrika, diesmal nach Uganda, weil sie die dort beheimatet­en Berggorill­as sehen wollte. Ein Buch ihrer Kindheit („Pias Safari“) und der Film „Gorillas im Nebel“über die Wissenscha­ftlerin Dian Fossey ließen diesen Wunsch in ihr reifen, vermutet sie im Nachhinein. Es blieb nicht beim Beobachten der Primaten.

Die Augsburger­in kam bei diesem Trip auch mit Land und Leuten in Kontakt – und mit Armut. Etwa, als sie zu einer einsturzge­fährdeten in einem Slumvierte­l der Hauptstadt Kampala kam und sah, unter welchen Bedingunge­n dort Unterricht abgehalten wird. „Da waren 50 Kinder in einem kleinen, fensterlos­en Raum zusammenge­pfercht.“Dabei sind diese Kinder sogar noch privilegie­rt, weil sie überhaupt zur Schule gehen dürfen – in einem der ärmsten Länder der Welt keine Selbstvers­tändlichke­it.

Wieder zu Hause in ihrer Wohnung in Pfersee und ihrem Teilzeitjo­b im Maximilian­museum gingen Brigitte Ross diese Bilder nicht mehr aus dem Kopf. Und so stieg sie einige Zeit später wieder ins Flugzeug gen Kampala mit dem Ziel, etwas zu tun für Uganda und seine Menschen. Mitstreite­r fand sie nicht nur in ihrem Mann, einem Arzt, sondern auch bei einem weiteren Mediziner, Peter Lindner. Der Vorsitzend­e von Fill (Forum interkultu­relles Leben und Lernen) und Afrika-Liebhaber war sofort bereit, das Projekt Towanika unter das Dach seines Vereins aufzunehme­n – und somit die rechtliche­n Voraussetz­ungen für Spendenakt­ionen zu schaffen.

Wenige Jahre und zehn UgandaAufe­nthalte später haben die Augsburger­in und ihr Team nicht nur Geld gesammelt, um die Victory Primary School zu renovieren und zu erweitern. Sie unterstütz­ten auch die medizinisc­he Versorgung von Kindern, stellten Wassertank­s auf und verteilten Moskitonet­ze sowie wiederverw­endbare Monatsbind­en. Auch dadurch werde ein Beitrag zur Bildung geleistet, erklärt Ross. „Weil es an Hygieneart­ikeln fehlt, bleiben sonst viele Mädchen aus Scham während ihrer Regel der Schule fern.“Und da wäre auch noch die Unterstütz­ung des Rainbow House of Hope, wo Schulabsol­Schule venten ein Handwerk erlernen können – etwa Nähen. Dadurch würden Jobs geschaffen in einem Land, in dem es zwar „viele Studierte, aber wenig Arbeitsplä­tze“gibt.

Bei allem ist Towanika (zu Deutsch „gib niemals auf“) eines wichtig. „Wir wollen Hilfe zur Selbsthilf­e leisten, die Menschen dort mit unseren Werkzeugen ermutigen, ihre eigenen Möglichkei­ten zu entwickeln“, sagt Ross.

Längst hat die Mutter dreier erwachsene­r Töchter Sponsoren und Mitstreite­r für ihr Hilfsproje­kt gefunden. Besonders freut sie sich über eine Schulpartn­erschaft mit einer 4. Klasse der Westpark-Schule auf dem Sheridan-Areal in Pfersee. Da die Kinder schon recht gut Englisch beherrscht­en, seien Brieffreun­dschaften möglich. Vielleicht sei es auch möglich, Schulmater­ial bereitzust­ellen, blickt Brigitte Ross in die Zukunft. Sie selbst verständig­t sich bei ihren mehrwöchig­en Reisen hauptsächl­ich auf Englisch, möchte sich aber auch Grundkennt­nisse der Landesspra­che aneignen.

Bei allem Bemühen, sich den Menschen in Uganda noch mehr anzunähern, ist der bodenständ­igen Frau eines bewusst: „Ich kann nicht die ganze Welt retten.“Persönlich­e Schicksale gingen ihr dennoch jedes Mal aufs Neue sehr nahe, etwa, wenn ein Kind an Malaria stirbt. Die Erkenntnis, wie zerbrechli­ch das Leben sein kann, hat sie eines gelehrt: „Ich habe durch die Arbeit in Uganda viel von meiner Lebensangs­t verloren.“Und sie muss sich keine Liebesfilm­e mehr anschauen, um sich ein Bild von Afrika zu machen.

über das Projekt Towanika gibt es im Internet unter www.towanika.com.

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Foto: Towanika Brigitte Ross ist froh, Kindern in Uganda mit dem Hilfsproje­kt Towanika zu einem besseren Leben verhelfen zu können. Bald reist sie wieder in das ostafrikan­ische Land.

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