Immer mehr machen hier Urlaub
Innerhalb von zwei Jahrzehnten hat sich Zahl der Übernachtungen im Kreis nahezu verdreifacht. Das ist nicht selbstverständlich und das beste Jahr für die Wittelsbacher kommt erst
Sommer, Ferien, Urlaubszeit: Ende der nächsten Woche geht es für viele aus dem Landkreis los. Meist in den Süden, über die Alpen und oft noch viel weiter. Doch immer mehr Menschen kommen genau dorthin, wo die AICund FDB-Autoschilder zu Hause sein – ins Wittelsbacher Land. Der Tourismus entwickelt sich in der Region Augsburg seit Jahren positiv, besonders gut aber im Kreis Aichach-Friedberg. Vor knapp 20 Jahren wurde die Regio Tourismus gegründet. In dieser Zeit hat sich die Zahl der Übernachtungen im Kreis östlich des Lechs nahezu verdreifacht. Ausgehend von einem niedrigen Niveau mit 83000 Übernachtungen (1998) sind es mittlerweile schon 230 000 im vergangenen Jahr. Was als Nische begann, hat sich mittlerweile zu einem echten Wirtschaftsfaktor gemausert.
Tourismusdirektor Götz Beck stellte die Zahlen vor Kurzem im Kreisentwicklungsausschuss vor. Gegenüber 2015 meldete er ein deutliches Plus von rund zehn Prozent bei den Gästeankünften und Übernachtungen und für das aktuel- Jahr erwartet er einen weiteren Zuwachs. Rund 1,4 Millionen Übernachtungen verzeichnet die Statistik für die Region mit Stadt und den beiden Umlandkreisen im vergangenen Jahr. Das ist nahezu stabil zum Ergebnis 2015. Zum Vergleich: 1998 waren es noch etwa 800 000 Übernachtungen. Innerhalb der Region hat das Wittelsbacher Land zwar die niedrigsten Ankunfts- und Übernachtungszahlen, aber die höchsten Zuwachsraten. Das habe unter anderem damit zu tun, dass in Blumenthal und Friedberg (Eurohotel) neue Betriebe mit zusammen rund 200 Betten die Gesamtkapazität erheblich erweitert haben, so Beck. Insgesamt sind es jetzt rund 1600 Betten in den 44 Beherbergungsbetrieben zwischen Lech und Wertach. Die Auslastung der Hotels, Pensionen und weiteren Anbieter liegt bei fast 38 Prozent. Für den Landkreis ist das ein Höchstwert, in der Stadt Augsburg liegt er dagegen bei über 47 Prozent.
Dass die Entwicklung kein Selbstläufer ist, zeigt ein Blick über den Lech. Im Landkreis Augsburg ist die Zahl der Gästebetten in den vergangenen Jahren zurückgegangen und liegt mittlerweile bei rund 2900 wieder auf dem Niveau vor fast zwei Jahrzehnten. Grund: Eine Reihe von Betrieben hat Gästezimmer aufgegeben und dort Flüchtlinge untergebracht. Das wirkt sich auf die Übernachtungszahlen im Nachbarkreis aus: Die sanken vom Höchstwert im Jahr 2013 (430 000) auf rund 380 000 (2016). Auch hier zum Vergleich der Rückblick auf das Jahr 1998: Damals wurden im Kreis Augsburg rund 300 000 Übernachtungen gezählt.
Das Wittelsbacher Land hat seine besten touristischen Zeiten dagegen noch vor sich. Einen richtig großen Sprung erwarten die Experten im Jahr 2020, wenn die bayerische Landesausstellung mit dem Thema „Wittelsbacher – Städtegründer“in Aichach und Friedberg stattfindet. Zu den Landesausstellungen kamen in den vergangenen Jahren im Durchschnitt rund 150 000 Besucher. Die Landesausstellung dürfte dem Tourismus deutliche Zuwächse bringen – natürlich im Veranstalle tungsjahr, aber sicher auch mittelfristig. Durch die höhere Bekanntheit der Region infolge der überregionalen Werbung und den Ausbau der touristischen Infrastruktur wie zum Beispiel das Friedberger Schloss. Wachstumschancen sehen die Fachleute auch durch Radlurlauber, Messe-Übernachtungen sowie bekannte und neue Themenfelder. Beispiele: Lechfeldschlacht, Karl-May-Festspiele, Sisi- und Romantische Straße, Oxenweg, Ausstellungen im Wasserschloss Unterwittelsbach oder Hiasl-Erlebniswelt auf Gut Mergenthau bei Kissing.
Die aktuellen Touristikzahlen für 2017: Unterm Strich hinkt der Freistaat nach fünf Monaten bis Ende Mai dem Rekordjahr 2016 hinterher. Der Kreis Aichach-Friedberg verzeichnete im gleichen Zeitraum dagegen einen Zuwachs. Im bisherigen Jahresverlauf zog es rund 50 000 Übernachtungsgäste hierher, rund 1500 mehr als vor einem Jahr. Interessant: Über 15000 Gäste kamen aus dem Ausland (Vorjahr: 11300). Sie brachten fast ein Viertel des Umsatzes. Die Verweildauer der ausländischen Gäste lag hier im Schnitt bei 1,4 Tagen. Die Deutschen kamen auf zwei Tage.
Für verspielte Autofahrer könnte das seinen Reiz haben; für solche, die Kinderkarussells mögen, sie aber nicht mehr benutzen dürfen. Da könnten Kreisverkehre ein Ersatz sein. Besonders wenn es gleich drei sind in Folge, aufgereiht wie Perlen auf der Schnur. So kommt’s nun in Dasing am Knotenpunkt A8/B300, der Verkehrsachse des Wittelsbacher Landes. Für KreiselFans dürfte sich dann ein Ausflug lohnen. Denn hier bekommt der Ausdruck „Rundfahrt“seine ursprüngliche Bedeutung zurück.
Drei Kreisverkehre auf 800 Metern – das mutet tatsächlich lustig an. Doch spaßig ist das natürlich nicht. Dafür kostet so ein Kreisverkehr viel zu viel Geld. Eine halbe Million Euro sind nötig, um anstelle der überlasteten Kreuzung das neue Gewerbegebiet südlich der Autobahn gut anzubinden und den Verkehr fließen lassen zu können. Kreisverkehre haben sich bewährt. Wo früher Schlangen an Einmündungen oder Ampeln waren, flutscht’s plötzlich. Deshalb ist die Entscheidung für den dritten Kreisel, die der Kreisbauausschuss diese Woche gefällt hat, eine Gute. So wird man weit über 7000 Fahrzeugen täglich Herr und erst recht den dicken Brummern, die dort nun noch häufiger zu Wege sein werden.
Doch eines ist klar: Wenn viel los ist, stößt auch ein Kreisel an seine Grenzen. Zu erleben ist das schon heute beim Kreisverkehr an der A-8-Auffahrt nach München. Wer auf der B 300, von Friedberg kommend, dort einfahren möchte, muss häufig Zeit mitbringen. Das stellt nicht das System Kreisel infrage. Das weist nur auf ein Problem der Zukunft hin. Auf der neuen B300 am bisherigen Gallenbacher Berg waren es zum Beispiel 2010 schon 20 500 Fahrzeuge täglich, bis 2025 wird mit 30 600 gerechnet. Das wird auch in Dasing zu spüren sein. Wenn es in Sachen Mobilität bis dahin keine neuen Lösungen gibt – und das steht zu befürchten – ist absehbar, dass guter Rat am Verkehrsknotenpunkt Dasing erneut teuer wird. Noch teurer.