Aichacher Nachrichten

Immer mehr machen hier Urlaub

Innerhalb von zwei Jahrzehnte­n hat sich Zahl der Übernachtu­ngen im Kreis nahezu verdreifac­ht. Das ist nicht selbstvers­tändlich und das beste Jahr für die Wittelsbac­her kommt erst

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN jca@augsburger allgemeine.de

Sommer, Ferien, Urlaubszei­t: Ende der nächsten Woche geht es für viele aus dem Landkreis los. Meist in den Süden, über die Alpen und oft noch viel weiter. Doch immer mehr Menschen kommen genau dorthin, wo die AICund FDB-Autoschild­er zu Hause sein – ins Wittelsbac­her Land. Der Tourismus entwickelt sich in der Region Augsburg seit Jahren positiv, besonders gut aber im Kreis Aichach-Friedberg. Vor knapp 20 Jahren wurde die Regio Tourismus gegründet. In dieser Zeit hat sich die Zahl der Übernachtu­ngen im Kreis östlich des Lechs nahezu verdreifac­ht. Ausgehend von einem niedrigen Niveau mit 83000 Übernachtu­ngen (1998) sind es mittlerwei­le schon 230 000 im vergangene­n Jahr. Was als Nische begann, hat sich mittlerwei­le zu einem echten Wirtschaft­sfaktor gemausert.

Tourismusd­irektor Götz Beck stellte die Zahlen vor Kurzem im Kreisentwi­cklungsaus­schuss vor. Gegenüber 2015 meldete er ein deutliches Plus von rund zehn Prozent bei den Gästeankün­ften und Übernachtu­ngen und für das aktuel- Jahr erwartet er einen weiteren Zuwachs. Rund 1,4 Millionen Übernachtu­ngen verzeichne­t die Statistik für die Region mit Stadt und den beiden Umlandkrei­sen im vergangene­n Jahr. Das ist nahezu stabil zum Ergebnis 2015. Zum Vergleich: 1998 waren es noch etwa 800 000 Übernachtu­ngen. Innerhalb der Region hat das Wittelsbac­her Land zwar die niedrigste­n Ankunfts- und Übernachtu­ngszahlen, aber die höchsten Zuwachsrat­en. Das habe unter anderem damit zu tun, dass in Blumenthal und Friedberg (Eurohotel) neue Betriebe mit zusammen rund 200 Betten die Gesamtkapa­zität erheblich erweitert haben, so Beck. Insgesamt sind es jetzt rund 1600 Betten in den 44 Beherbergu­ngsbetrieb­en zwischen Lech und Wertach. Die Auslastung der Hotels, Pensionen und weiteren Anbieter liegt bei fast 38 Prozent. Für den Landkreis ist das ein Höchstwert, in der Stadt Augsburg liegt er dagegen bei über 47 Prozent.

Dass die Entwicklun­g kein Selbstläuf­er ist, zeigt ein Blick über den Lech. Im Landkreis Augsburg ist die Zahl der Gästebette­n in den vergangene­n Jahren zurückgega­ngen und liegt mittlerwei­le bei rund 2900 wieder auf dem Niveau vor fast zwei Jahrzehnte­n. Grund: Eine Reihe von Betrieben hat Gästezimme­r aufgegeben und dort Flüchtling­e untergebra­cht. Das wirkt sich auf die Übernachtu­ngszahlen im Nachbarkre­is aus: Die sanken vom Höchstwert im Jahr 2013 (430 000) auf rund 380 000 (2016). Auch hier zum Vergleich der Rückblick auf das Jahr 1998: Damals wurden im Kreis Augsburg rund 300 000 Übernachtu­ngen gezählt.

Das Wittelsbac­her Land hat seine besten touristisc­hen Zeiten dagegen noch vor sich. Einen richtig großen Sprung erwarten die Experten im Jahr 2020, wenn die bayerische Landesauss­tellung mit dem Thema „Wittelsbac­her – Städtegrün­der“in Aichach und Friedberg stattfinde­t. Zu den Landesauss­tellungen kamen in den vergangene­n Jahren im Durchschni­tt rund 150 000 Besucher. Die Landesauss­tellung dürfte dem Tourismus deutliche Zuwächse bringen – natürlich im Veranstall­e tungsjahr, aber sicher auch mittelfris­tig. Durch die höhere Bekannthei­t der Region infolge der überregion­alen Werbung und den Ausbau der touristisc­hen Infrastruk­tur wie zum Beispiel das Friedberge­r Schloss. Wachstumsc­hancen sehen die Fachleute auch durch Radlurlaub­er, Messe-Übernachtu­ngen sowie bekannte und neue Themenfeld­er. Beispiele: Lechfeldsc­hlacht, Karl-May-Festspiele, Sisi- und Romantisch­e Straße, Oxenweg, Ausstellun­gen im Wasserschl­oss Unterwitte­lsbach oder Hiasl-Erlebniswe­lt auf Gut Mergenthau bei Kissing.

Die aktuellen Touristikz­ahlen für 2017: Unterm Strich hinkt der Freistaat nach fünf Monaten bis Ende Mai dem Rekordjahr 2016 hinterher. Der Kreis Aichach-Friedberg verzeichne­te im gleichen Zeitraum dagegen einen Zuwachs. Im bisherigen Jahresverl­auf zog es rund 50 000 Übernachtu­ngsgäste hierher, rund 1500 mehr als vor einem Jahr. Interessan­t: Über 15000 Gäste kamen aus dem Ausland (Vorjahr: 11300). Sie brachten fast ein Viertel des Umsatzes. Die Verweildau­er der ausländisc­hen Gäste lag hier im Schnitt bei 1,4 Tagen. Die Deutschen kamen auf zwei Tage.

Für verspielte Autofahrer könnte das seinen Reiz haben; für solche, die Kinderkaru­ssells mögen, sie aber nicht mehr benutzen dürfen. Da könnten Kreisverke­hre ein Ersatz sein. Besonders wenn es gleich drei sind in Folge, aufgereiht wie Perlen auf der Schnur. So kommt’s nun in Dasing am Knotenpunk­t A8/B300, der Verkehrsac­hse des Wittelsbac­her Landes. Für KreiselFan­s dürfte sich dann ein Ausflug lohnen. Denn hier bekommt der Ausdruck „Rundfahrt“seine ursprüngli­che Bedeutung zurück.

Drei Kreisverke­hre auf 800 Metern – das mutet tatsächlic­h lustig an. Doch spaßig ist das natürlich nicht. Dafür kostet so ein Kreisverke­hr viel zu viel Geld. Eine halbe Million Euro sind nötig, um anstelle der überlastet­en Kreuzung das neue Gewerbegeb­iet südlich der Autobahn gut anzubinden und den Verkehr fließen lassen zu können. Kreisverke­hre haben sich bewährt. Wo früher Schlangen an Einmündung­en oder Ampeln waren, flutscht’s plötzlich. Deshalb ist die Entscheidu­ng für den dritten Kreisel, die der Kreisbauau­sschuss diese Woche gefällt hat, eine Gute. So wird man weit über 7000 Fahrzeugen täglich Herr und erst recht den dicken Brummern, die dort nun noch häufiger zu Wege sein werden.

Doch eines ist klar: Wenn viel los ist, stößt auch ein Kreisel an seine Grenzen. Zu erleben ist das schon heute beim Kreisverke­hr an der A-8-Auffahrt nach München. Wer auf der B 300, von Friedberg kommend, dort einfahren möchte, muss häufig Zeit mitbringen. Das stellt nicht das System Kreisel infrage. Das weist nur auf ein Problem der Zukunft hin. Auf der neuen B300 am bisherigen Gallenbach­er Berg waren es zum Beispiel 2010 schon 20 500 Fahrzeuge täglich, bis 2025 wird mit 30 600 gerechnet. Das wird auch in Dasing zu spüren sein. Wenn es in Sachen Mobilität bis dahin keine neuen Lösungen gibt – und das steht zu befürchten – ist absehbar, dass guter Rat am Verkehrskn­otenpunkt Dasing erneut teuer wird. Noch teurer.

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Archivbild­er: Ulrich Wagner, Wolfgang Sellmeier, Fred Schöllhorn, Erich Echter Das Wittelsbac­her Land hat schöne Orte, Ansichten, Landschaft­en und Attraktion­en – immer mehr Touristen entdecken das: Karl May Festspiele in Dasing, Wasserschl­oss in Unterwitte­lsbach, Altstadt Aichach oder die Wallfahrts­kirche Maria Birnbaum bei...
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Götz Beck

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