Aichacher Nachrichten

Martin Schulz attackiert die Kanzlerin

Was der SPD-Kandidat seiner Kontrahent­in im Interview mit unserer Zeitung vorwirft und wo er ihren wunden Punkt sieht

- VON RUDI WAIS UND MICHAEL STIFTER

Zwei Monate vor der Bundestags­wahl wird der Ton im Duell um das Kanzleramt schärfer. Im Gespräch mit unserer Zeitung startet Martin Schulz weitere persönlich­e Attacken auf seine Kontrahent­in: „Angela Merkel läuft über rote Teppiche, Angela Merkel steht für Taktik, ich stehe zu meinen Überzeugun­gen“, sagt der SPD-Kandidat. Erst vor einigen Wochen hatte er der Kanzlerin einen „Anschlag auf die Demokratie“vorgeworfe­n. Das kam selbst bei den eigenen Leuten nicht besonders gut an. Nun legt Schulz nach: „Angela Merkel hat nur eine Botschaft: Hier bin ich – das muss reichen. Diese Verweigeru­ng jeder Debatte schadet dem demokratis­chen Wettbewerb.“

In Umfragen hat die SPD zuletzt deutlich an Boden verloren. Auch im direkten Vergleich mit der Regierungs­chefin liegt Schulz inzwischen weit zurück. Doch auch wenn es derzeit nicht nach einem Machtwechs­el aussieht, gibt sich der 61-Jährige kämpferisc­h: „35 Prozent der Bürger sagen, sie hätten sich noch nicht entschiede­n, für mich als Wahlkämpfe­r ist das die wichtigste Zahl.“

Noch lässt Merkel sämtliche Attacken des politische­n Gegners ins Leere laufen. Damit hatte sie vor vier Jahren schon den SPD-Herausford­erer Peer Steinbrück zermürbt. Doch Schulz ist überzeugt davon, dass die Kanzlerin der direkten Auseinande­rsetzung nicht dauerhaft aus dem Weg gehen kann. „Ich glaube nicht, dass sie in diesem Wahlkampf mit dieser Strategie Erfolg haben wird“, sagt der Sozialdemo­krat und nennt als Beispiel die Flüchtling­sfrage: „Frau Merkel sagt, wir haben alles unter Kontrolle, tatsächlic­h ist kein Problem gelöst.“Mit der Asylpoliti­k versucht Schulz, die Union an ihrem wunden Punkt zu treffen. Erst am Wochenende bekräftigt­e Horst Seehofer in einem Interview seine Forderung nach einer Obergrenze für die Aufnahme von weiteren Flüchtling­en. „Im Moment ist die Lage beruhigt. Aber wir wissen alle: Die Migrations­welle wird weitergehe­n“, sagte der CSU-Chef. Zumindest in diesem Punkt ist er sich mit Schulz einig. Der SPD-Kandidat warnt im Interview mit unserer Zeitung: „Die Flüchtling­sfrage ist nicht gelöst. Italien braucht dringend Hilfe. Wir müssen jetzt handeln, wenn wir nicht wieder ungeordnet­e Zustände wie 2015 wollen. Mit Panzern am Brenner, wie manche in Österreich glauben, werden sich die Leute jedenfalls nicht aufhalten lassen“, warnt der Kanzlerkan­didat. Das wahre Drama in der Flüchtling­spolitik sei die europäisch­e Passivität.

Wie Schulz als Regierungs­chef mit der Türkei umgehen würde und welchen Fehler er sich selbst im bisherigen Wahlkampf anlastet, lesen Sie im ausführlic­hen Interview mit dem SPD-Chef in der

„Angela Merkel steht für Taktik, ich stehe zu meinen Überzeugun­gen.“Martin Schulz

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