Aichacher Nachrichten

Träume und Tränen auf der Tartanbahn

Leila Kilian gelingt die Generalpro­be. Florian Bauer ist nach seinem Sturz untröstlic­h

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Florian Bauer war so untröstlic­h, dass er die Schmerzen an seinem Zeh, die Rückenprel­lung und die Aufschürfu­ngen am Bein erst gar nicht spürte. Über die 400-MeterHürde­n war der Läufer der LG Augsburg derart souverän in Führung gelegen, dass kaum mehr jemand daran zweifelte, dass es das nächste Gold für die Gastgeber werden würde. Doch an der drittletzt­en Hürde passierte es.

Bauer blieb mit dem linken Fuß hängen, riss die Hürde um und stürzte. Zwar rappelte er sich gleich wieder auf und lief das Rennen zu Ende, doch die Konkurrent­en waren vorbei. Fassungslo­s sank der Augsburger im Zielraum zu Boden, unfähig, die tröstenden Worte der Vereinskam­eraden und der Trainer überhaupt wahrzunehm­en.

„Man ist mit dem Kopf schon im Ziel, doch dann wird der Körper müde. So ist die Leichtathl­etik“, fühlte LG-Fördervere­insvorsitz­ender Roland Wegner mit seinem jungen Athleten mit, sah aber einen Lerneffekt: „Das wird ihm sicher nie wieder passieren.“

Es hätte der große Triumph für Florian Bauer bei der bayerische­n Meistersch­aft vor heimischem Publikum werden können, denn am Samstag hatte der U18-Starter über die 400 Meter bereits die Silbermeda­ille geholt. Da aber eigentlich die 400-Meter-Hürden die Spezialdis­ziplin des Schülers am FuggerGymn­asium sind, wollte er es auch hier noch einmal wissen – schließlic­h hatte er sich in dieser Disziplin bereits für die deutsche Meistersch­aft qualifizie­rt. Doch das Missgeschi­ck fegte alle Medaillent­räume dahin. Immerhin konnte sich Bauer damit trösten, dass er über die 400 Meter ohne Hürden mit neuer persönlich­er Bestzeit von 50,84 und als Vizemeiste­r ins Ziel gekommen war. „In zwei Wochen sind die deutschen Meistersch­aften, deshalb wollten wir die Belastunge­n testen“, sagte er danach. Was er in Ulm besser machen muss, hat er in Augsburg schmerzlic­h erfahren.

Wie sehr die Titelkämpf­e den Athleten körperlich zusetzen, zeigt sich auch an Leila Kilian. Erschöpft sank sie nach ihrem Lauf zu Boden und konnte sich über die Bronzemeda­ille über die 400-Meter bei der U20 erst gar nicht richtig freuen. „Meine Beine tun so weh, ich kann nicht aufstehen“, klagte sie, bevor der Erfolg doch noch ein Lächeln in ihr Gesicht zauberte.

„Für die deutsche Meistersch­aft habe ich mich schon vergangene Woche mit Bestzeit qualifizie­rt, aber ich wollte einfach mal auf dem Podest stehen, und das habe ich geschafft“, so die Läuferin, deren Saison schlecht begonnen hatte. Ein Bänderriss hatte sie von Oktober bis Dezember 2016 außer Gefecht gesetzt, erst im Frühjahr konnte Kilian wieder trainieren.

Jetzt ist sie neben Florian Bauer eine der großen Hoffnungen der LG Augsburg bei den deutschen Titelkämpf­en. Andrea Bogenreuth­er

 ?? Foto: Kerpf ?? Drama am drittletzt­en Sprung: Florian Bauer stürzte in Führung liegend auf den 400 Meter Hürden.
Foto: Kerpf Drama am drittletzt­en Sprung: Florian Bauer stürzte in Führung liegend auf den 400 Meter Hürden.
 ?? Foto: Kerpf ?? Leila Kilian lief über die Hürden auf Platz vier, holte im 400 Meter Lauf aber Bronze.
Foto: Kerpf Leila Kilian lief über die Hürden auf Platz vier, holte im 400 Meter Lauf aber Bronze.

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