Wenn die Rettung auf vier Pfoten naht
Am Mandichosee zeigen 29 Hunde und zahlreiche Einsatzkräfte, was sie können. Der Sennenhund Buddy ist nicht nur neulich aus einem Hubschrauber gesprungen, er kann auch ein Boot an Land ziehen
Beim KuhseeTriathlon hatte Buddy am Sonntag seinen jüngsten Einsatz: Als Beifahrer im Wasserwacht-Boot stand der Berner Sennenhund parat, um im Notfall Teilnehmer aus dem Wasser zu retten. Die speziell trainierten Helfer auf vier Pfoten sind ihren Ausbildern und Besitzern auch dann haushoch überlegen, wenn es darum geht, vermisste Menschen in einem See oder unter Trümmern aufzuspüren.
Ihr eindrucksvolles Leistungsspektrum demonstrierten mehrere Rettungshunde-Organisationen aus dem Großraum Augsburg erstmals bei einer gemeinsamen Großübung an der Lechstaustufe bei Merching. 45 Einsatzkräfte und 29 Hunde waren vergangenes Wochenende am Mandichosee im Einsatz, darunter die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft sowie die Kreiswasserwacht Augsburg-Stadt und die Wasserwacht Mering im Roten Kreuz.
Bootsunfälle, Erdrutsche, Gasexplosionen, Hauseinstürze, Vermisstensuche – dank ihrer ausgezeichneten Spürnasen sind Hunde wie Buddy vielseitig einsetzbar. „Bei der Wasserortung können Sie einen Körper fast bis in 40 Meter Tiefe ausmachen“, sagt Michael Gebler, Geschäftsführer beim BRK-Kreisverband Augsburg-Stadt.
Die angezeigte Position wird mit einer Boje markiert, sodass Taucher gezielt nach dem Ertrunkenen suchen können. Dabei sind viele äußere Einflüsse zu berücksichtigen wie Wind- und Strömungsverhältnisse, Witterung, Außen- und Wassertemperatur, Tiefe des Gewässers und vor allem die psychische Belastbarkeit des Hundeführers.
Ist jemand im Wasser verunglückt, können ihn die Tiere dank einer speziellen Weste retten und an Land ziehen. Am Mandichosee brachte der 56 Kilo schwere Buddy mit einer Leine im Maul sogar ein Boot sicher ans Ufer. Doch mit seinem Besitzer Marco Greiner aus Augsburg kann er noch mehr: Nach der Ausbildung an einer italienischen Elite-Hundeschule sprangen beide aus einem Hubschrauber ins Wasser. „Das Problem für die Tiere ist nicht die Höhe, sondern der enorme Lärm“, sagt der 28-jährige Beamte.
Wie seine Kollegen, die alle in ihrer Freizeit ohne Bezahlung tätig sind, übt er bis zu achtmal im Monat in unterschiedlichem Gelände zwischen Augsburg und Adelzhausen. Bis die Teams nach einer Prüfung wirklich einsatzbereit sind, kann es Jahre dauern.
Ein enormer Aufwand an Zeit und Idealismus auch für den Augsburger BRK-Staffelleiter Steffen Faber und seine Frau Jana, für die ihre Schützlinge Asko und Bussard zur Familie gehören. Asko ist ein sogenannter Flächensuchhund, das heißt, der Führer gibt ein Suchgebiet vor und das Tier beginnt ohne Leine, diese Fläche systematisch abzusuchen. Dabei wird nicht gezielt nach einem bestimmten Menschen gesucht, im Gegensatz zum sogenannten „Mantrailer“.
„Dabei gibt man dem Tier zum Beispiel durch einen persönlichen Gegenstand des Vermissten eine Fährte vor“, sagt Gebler. Abhängig von der Witterung können solche Fährten auch noch nach über 24 Stunden verfolgt werden. Bei der gemeinsamen Übung dauerte es nur wenige Minuten, bis die Hunde durch lautes Bellen ihre erfolgreiche Suche signalisiert hatten.
„Bei Katastrophen ist es keine Seltenheit, dass ein Team 48 Stunden im Einsatz ist“, berichtet Faber. Die Arbeit mit einem Trümmersuchhund kann in vielen Beziehungen als die schwierigste Rettungshundearbeit angesehen werden. „Denn in keiner anderen Sparte werden Hundeführer und Hund mit so unterschiedlichen Problemen konfrontiert!“Der Katastrophensuchhund muss die menschliche Witterung aus einer Vielzahl anderer Gerüche herausfiltern. Die Opfer sind oft unter meterdicken Trümmerschichten begraben und es ist keine Kontaktaufnahme zu den Personen möglich; Staub und Verwesungsgeruch erschwert nicht nur der Hundenase die Arbeit.
Auch wer physisch und psychisch belastbar ist, muss viel Idealismus und Zeit in die ehrenamtliche Tätigkeit investieren. Denn zur kostenlosen Ausbildung gehören unter anderem Grundwissen über Hundeverhalten sowie Suchtechniken, Lagebeurteilung, Sprechfunkverkehr, Sanitätsausbildung, Organisation und Einsatztaktik, Unfallverhütung und Sicherheit im Einsatz.