Ein perfekter Sommerabend an der Wertach
Freizeit Im Sommer verbringen die Augsburger gerne Zeit am Fluss. Hier trifft man sich, um zu grillen, zu essen und zu trinken oder einfach nur auszuspannen. Was erlaubt ist
Nach 20 Uhr ändert sich das Publikum an der Wertach. Haben gerade noch Familien mit planschenden Kindern, Spaziergänger mit Hunden und Sonnenanbeter die Uferböschungen und Kiesbänke dominiert, kommen jetzt die Genießer. Alleine, paarweise oder in Grüppchen erscheinen sie, um nach einem heißen Sommertag die sanfte Brise über dem Wasser zu genießen, das Gesicht in die letzten warmen Sonnenstrahlen zu halten und eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken. Nach 20 Uhr an der Wertach vergisst man schnell, dass man eigentlich noch mitten in der Stadt ist.
Der Geruch nach Gegrilltem ist an diesem Abend allgegenwärtig. Auch auf den Uferweg oberhalb des Flusses weht die leichte Abendbrise Fleischduft und lässt vereinzelte Jogger interessiert nach der Quelle suchen.
Ein Stück südlich der Localbahnbrücke sind im Rahmen der Neugestaltung des Wertachufers Steintreppen entstanden, auf denen jetzt Menschen sitzen, die Salat aus Tupperschüsseln verspeisen und sich unterhalten. Nebenan auf der Kiesbank versuchen Magnus Hirner und Philip Eckardt gerade, einen kleinen Grill anzuzünden – heftig mit einer Pappschachtel wedelnd verteilen sie den Rauch großflächig, während ihre Freunde erwartungsvoll zuschauen. Es dauert eine ganze Weile, ehe die Anzünder die Holzkohle in Brand gesetzt haben und der Grill einsatzbereit ist. „Wir Mädels bleiben heute vegetarisch mit Paprika, Zucchini und Grillfeta – bei den Jungs gibt es natürlich Fleisch“, verrät Julia Klapper. Die Studienfreunde wohnen in der Innenstadt und treffen sich regelmäßig, um einen gemeinsamen Abend im Freien zu verbringen. Gerade im Sommer drängt es sie aus ihrer Altbauwohnung im Bismarkviertel ins Freie. „Wir gehen sonst meistens an den Lech – aber die Wertach ist ja sogar noch näher und wunderschön“, sagt Julia Klapper. „Ich wusste gar nicht, dass das so schön gestaltet wurde“, schwärmt die Studentin.
Offiziell ist das Grillen in den Grünanlagen an der Wertach nicht gestattet – egal ob mit Grill oder einem Lagerfeuer, heißt es bei der Stadt. Die Feuerschutzverordnung verbietet jegliches offenes Feuer, wer erwischt wird, zahlt ein Verwarnungsgeld in Höhe von 35 Euro. Der Ordnungsdienst läuft regelmäßig den Bereich ab und schreitet gegebenenfalls auch ein. Nicht nur bei Feuer – auch beispielsweise laute Musik ruft den Ordnungsdienst auf den Plan. Die Besucher an der Wertach hätten sich so zu verhalten, dass niemand gefährdet oder belästigt wird, heißt es von der Stadt.
An der Kulperhütte ist jeder Liegestuhl besetzt, auch auf den Steinen, die an der Böschung zur Wertach platziert wurden, sitzen Menschen und schauen übers Wasser. Die Sonne, die den ganzen Tag heruntergebrannt hat, ist jetzt nur noch angenehm warm und hüllt alles in orangefarbenes Licht. „Wir genießen das Wasserrauschen und die entspannte Stimmung“, sagt Stefan Jentsch und schiebt sich ein paar Pommes in den Mund. Außerdem treffe man hier immer wieder Bekannte. „Das ist hier ein richtiger Meeting Point – Sehen und gesehen werden“, sagt er und lacht. „Man kann Essen, Trinken und den Joggern zusehen“, ergänzt seine Begleiterin Juliane Albrecht. Die Uferböschung sei an dieser Stelle besonders einladend, findet sie. „Durch die Umgestaltung hat das Ufer einen offenen Charakter bekommen und lädt jetzt zum Verweilen ein.“Für ihn als Gögginger sei das Wertachufer optimal, um sich nach Feierabend zu erholen, findet Stefan Jentsch.
Im kleinen Pavillon zwischen Gollwitzer Steg und Localbahnbrücke sitzen die Freunde Johanna Pucher, Max Licharz, Yannic Reichelt und Max Sehnert und „chillen“. Mit einem Getränk in der Hand haben sie es sich auf den Bänken und dem Geländer des Pavillons gemütlich gemacht. Sie alle wohnen in den umliegenden Wohnvierteln und verbringen viel Zeit hier draußen. „Der Abend ist ruhig, man hört nur das Wasser rauschen“, sagt Yannic. Vorher waren sie noch an der naheliegenden Basketballanlage, haben ein paar Körbe geworfen und sich dann in der Wertach abgekühlt. „Es gibt doch nichts Schöneres, als das Wetter zu genießen und ein Bierchen zu trinken“, findet Yannic.
Das Wetter genießen auch Max Nietzschmann und seine Kinder Katla und Cassidy auf einer kleinen Insel unterhalb der Luitpoldbrücke. Wer hierher möchte, muss die Schuhe ausziehen und durch das knietiefe Wasser waten. Die drei haben trockene Äste zusammengetragen und ein kleines Lagerfeuer angezündet, das jetzt munter vor sich hin prasselt. Vater Max breitet gerade das mitgebrachte Essen auf einem Badehandtuch aus. „Es gibt griechischen Salat, Würstchen und Semmeln“, sagt er. Und später, wenn das Feuer runtergebrannt ist, wollen sie noch „S’mores“zubereiten. „S’mores sind eine Spezialität aus Amerika“, erklärt Nietzschmann. „Sie bestehen aus einem Stück schmelzender Schokolade, einem gerösteten Marshmallow, eingebettet in zwei Kekse.“Für ihn ist das wahre Lebensfreude. „Draußen sein, vielleicht noch eine Radtour, ein Lagerfeuer und die Familie – das ist Sommer in Augsburg!“, findet er.