Aichacher Nachrichten

Keine Flüchtling­e versteckt

Kemptener Dekan ärgert sich

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Bayernweit ermittelt die Staatsanwa­ltschaft gegen Pfarrer und auch ehrenamtli­che Kirchenvor­stände, die Flüchtling­en Kirchenasy­l gewährt haben. Ein Gespräch mit dem Kemptener Dekan Jörg Dittmar.

In welcher Form sind ehrenamtli­che Kirchenvor­stände von den Ermittlung­en betroffen?

Sie bekommen Briefe von der Staatsanwa­ltschaft und sollen dann angeben, wer bei der Entscheidu­ng für ein Kirchenasy­l alles mitgewirkt hat. Auch wenn abzusehen ist, dass die Ermittlung­en eingestell­t werden, droht die Staatsanwa­ltschaft im Wiederholu­ngsfall mit Sanktionen, etwa Bußgeldern. Unsere Kirchenvor­stände fühlen sich massiv bedrängt. Und auch ich muss sagen: Ich finde dieses Vorgehen bedrückend. Denn damit werden Ehrenamtli­che kriminalis­iert, die mit ihrem Engagement geholfen haben, die Flüchtling­skrise zu bewältigen.

In der Regel geht es um den Vorwurf, zum unerlaubte­n Aufenthalt eines Flüchtling­s Beihilfe geleistet zu haben. Wie stehen Sie zu diesem Vorwurf?

Ich habe Verständni­s dafür, dass die Staatsanwa­ltschaft in den Fällen ermittelt. Wenn ein Verdacht einer Straftat besteht, dann muss sie das tun. Wir wollen da in der Kirche nicht anders behandelt werden als andere. Tatsache ist aber auch, dass wir die Menschen, denen wir Kirchenasy­l gewährt haben, zu keinem Zeitpunkt dem staatliche­n Zugriff entzogen haben. Personalie­n und Aufenthalt­sort wurden unverzügli­ch allen zuständige­n Behörden mitgeteilt. Man kann es den Pfarrern und Kirchenvor­ständen nicht anlasten, dass die Polizei diese Menschen nicht aus dem Asyl herausgeho­lt hat. Das wäre jederzeit möglich gewesen. Man behandelt uns jedoch, als hätten wir Flüchtling­e heimlich im Keller versteckt. Das ist völlig unangemess­en.

Wie viele Gemeinden sind in Ihrem Dekanat betroffen?

Im Moment geht es um zwei Kirchengem­einden im Dekanatsbe­zirk. Wir hatten allerdings eine ganze Reihe von Kirchenasy­len. Würde da gegen alle Kirchenvor­stände ermittelt, dann wären sehr viele Menschen betroffen.

Interview: Andreas Jalsovec, epd

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