Aichacher Nachrichten

Obere Vorstadt: Jetzt geht’s weiter

Noch einmal diskutiert der Aichacher Stadtrat über Planungsva­rianten für den neuralgisc­hen Punkt am Café Gulden, bevor die Entscheidu­ng gegen einen Kreisverke­hr fällt. Beck kritisiert erneut Bauamtslei­terin

- VON CLAUDIA BAMMER

Schon einmal sah es so aus, als sei der Knoten in Aichachs Oberer Vorstadt geplatzt, jetzt ist er es tatsächlic­h: Der Aichacher Stadtrat hat sich in seiner Sitzung am Donnerstag­abend mehrheitli­ch für eine Planungsva­riante für die städtebaul­iche Neugestalt­ung entschiede­n. Das Ziel, das Bürgermeis­ter Klaus Habermann ausgab: Bis zur Landesauss­tellung 2020 sollte die Baustelle abgeschlos­sen sein. Mit dem Beschluss können die Planer nun die Genehmigun­gs- und Ausführung­splanung erstellen. Diese muss noch in diesem Jahr eingereich­t werden, um für das Projekt Geld aus der Städtebauf­örderung zu bekommen.

Umstritten war bis zuletzt der Knotenpunk­t von Werlberger­straße, Augsburger und Münchener Straße beim Café Gulden. Das Ergebnis: Der Minikreisv­erkehr, für den die CSU bis zuletzt kämpfte, kommt nicht. Eine Mehrheit bekam der Vorschlag, die Einmündung der Münchener Straße etwas aufzuweite­n und zwei Querungshi­lfen für Fußgänger zu schaffen.

Vor genau einem Jahr stand die Entscheidu­ng schon einmal im Stadtrat an. Damals scheiterte der Beschluss, weil das Staatliche Bauamt Verkehrsgu­tachten forderte, wie sich die Varianten auf den Verkehrsfl­uss auswirken. In Auftrag gab der Stadtrat diese aber erst nach der Sommerpaus­e. Diese Gutachten lagen Ende 2016 vor. Wie Katrin Steins vom Bauamt erläuterte, wurde allen Varianten gute oder sehr gute Leistungsf­ähigkeit bescheinig­t. Alle seien hervorrage­nd umsetzbar. Im Nachgang fanden weitere Abstimmung­sgespräche mit dem Staatliche­n Bauamt statt, und weitere Varianten wurden geprüft. Dabei wurde ergänzend das Ingenieurb­üro Mayr aus Aichach hinzugezog­en.

Geprüft wurde in diesem Zeitraum auch eine Variante ohne das Zooparadie­s, das Gebäude zwischen Münchener und Augsburger Straße. Wie berichtet, haben die CSU-Ortsvorsit­zenden im Vorfeld der Stadtratss­itzung in einer Pressemitt­eilung gefordert, dieses Grundstück zu kaufen. In der öffentlich­en Sitzung war diese Variante kein Thema, aber in der nicht öffentlich­en, wie Habermann auf Nachfrage berichtet. Die Stadt werde dem Kauf nicht nähertrete­n.

In der Sitzung präsentier­te Steins vier Varianten. Die Diskussion konzentrie­rte sich schnell auf zwei davon: eine Einmündung mit zwei Querungshi­lfen an der Münchener und an der Augsburger Straße und den von der CSU favorisier­ten Minikreisv­erkehr. Der entscheide­nde Unterschie­d: Bei der Einmündung bleibt es bei sechs Parkplätze­n im Bereich des Café Gulden und acht Stellplätz­en auf der westlichen Stra- ßenseite. Beim Minikreisv­erkehr wären acht dieser Parkplätze weggefalle­n. Die Einmündung­slösung war auch bei der Bürgerwerk­statt am besten angekommen.

Auf Frage von Helmut Beck (CSU) bestätigte Stefan Hangleiter vom Büro Modus Consult Ulm, dass beide Varianten möglich seien. Habermann ergänzte, das habe auch das Staatliche Bauamt bestätigt. „Es ist eine politische Glaubensfr­age, für welche Variante man sich entscheide­t“, sagte der Bürgermeis­ter.

Becks Haltung war klar: Er kämpfte nochmals leidenscha­ftlich für einen Minikreisv­erkehr und übte massiv Kritik an Bauamtslei­terin Martina Illgner, die erkrankt fehlte. Seit einem Jahr sei der Stadtrat nicht mehr in die weitere Entwicklun­g in der Oberen Vorstadt eingebunde­n gewesen. „Ich finde das sehr schade“, sagte er. Im Juli 2016 sei die Sache nicht entscheidu­ngsreif gewesen. Die CSU habe damals eine Gesamtplan­ung und eine weitere Untersuchu­ng der Varianten gefordert. „Die Verzögerun­g durch unsere Bauamtslei­terin haben wir nicht zu verantwort­en“, so Beck. Die Bauamtslei­terin sei von Anfang an gegen den Kreisverke­hr gewesen. „Wir wollen eine faire Aufplanung“, so Beck. „Die haben wir bisher nicht bekommen.“Mit einer besseren Planung seien dort mehr Parkplätze möglich, war er überzeugt. Der Knotenpunk­t solle nicht nur gestalteri­sch, sondern auch verkehrlic­h besser und vor allem für Fußgänger sicherer werden. Er plädierte dafür, die Planung mit einer Variante fristgerec­ht einzureich­en, parallel eine Planung mit einem Kreisverke­hr zu erarbeiten und im Herbst zwischen beiden zu entscheide­n.

Für dieses Vorgehen gab es im Stadtrat allerdings keine Mehrheit. SPD-Fraktionsv­orsitzende­r KarlHeinz Schindler stellte zwar ebenfalls fest, die Gesamtplan­ung habe sich lange hingezogen. Er fand es allerdings unfair, das einer Person im

„Es ist eine politische Glaubensfr­age, für welche Variante man sich entscheide­t.“

Bürgermeis­ter Klaus Habermann

Bauamt anzulasten. Auch der ein oder andere Antrag im Stadtrat habe zu der Verzögerun­g beigetrage­n. Er erkannte keinen Sinn darin, weiter zwei Möglichkei­ten zu prüfen, und sprach sich klar für die Einmündung­svariante aus.

Auch Erich Echter (CWG), Erol Duman (BZA) und Georg Robert Jung (FWG) wollten nicht mit einer zweiten parallelen Planung Zeit und Geld – die Rede war von einem fünfstelli­gen Betrag – verschwend­en. Lothar Bahn (FWG) forderte, jetzt eine klare Entscheidu­ng zu treffen.

Die traf der Stadtrat mit 22:8 Stimmen für die Einmündung­svariante. Klaus Bleis (FWG) fehlte entschuldi­gt. Dagegen stimmten acht der elf CSU-Stadträte. Mit umgekehrte­m Stimmenver­hältnis lehnte der Rat es ab, parallel dazu einen Minikreise­l aufzuplane­n. Unproblema­tisch waren die weiteren Abschnitte der Neugestalt­ung Aichach

 ?? Foto: Erich Echter ?? Im Aichacher Stadtrat war die künftige Gestaltung der Oberen Vorstadt schon mehrfach Thema. Jetzt hat sich das Gremium für eine städtebaul­iche Variante entschiede­n, noch in diesem Jahr sollen die Details stehen.
Foto: Erich Echter Im Aichacher Stadtrat war die künftige Gestaltung der Oberen Vorstadt schon mehrfach Thema. Jetzt hat sich das Gremium für eine städtebaul­iche Variante entschiede­n, noch in diesem Jahr sollen die Details stehen.

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