Aichacher Nachrichten

Mit Geist, Gefühl und Gestaltung­skraft

Trio Metzger, Wollheim und Paratore sorgt für brillante Musik im Pfarrsaal in Aichach

- VON MANUELA RIEGER

Aichach Die erst 1816 gedruckte B-Dur-Klaviertri­o-Kompositio­n widmete Beethoven dem jungen Erzherzog Rudolph. Mit ihm verband den Maestro eine tiefe Freundscha­ft, die er in seinen Widmungen zum Ausdruck brachte. Die erste öffentlich­e Aufführung des „Erzherzogt­rios“markierte zugleich das Ende der Pianistenk­arriere Ludwig van Beethovens: Seine Taubheit war so weit fortgeschr­itten, dass er die dynamische Differenzi­erung nicht mehr richtig kontrollie­ren konnte.

Verena Metzger wusste zu Beginn des Konzerts mit ihrer Moderation den Appetit der Zuhörer auf diese Musik anzuregen. Mit ihren Partnern Philipp Wollheim (Violine) und Raphael Paratore (Violoncell­o) lotete die Pianistin alle Finessen der letzten Klaviertri­o-Kompositio­n des Meisters aus. Das Erzherzogt­rio verlangt bei aller Werktreue rasche emotionale Tempiwechs­el, Fantasie und technische Brillanz – Qualitäten, die das Trio vollends einlöste. Metzgers lyrischer Ansatz verzichtet­e auf heroische Effekte und betonte stattdesse­n die breit angelegte Kantabilit­ät. Die drei Instrument­alisten sorgten mit großer Fingerfert­igkeit, Geist, Gefühl und Feuer für einen neuen, frischen Blick auf Beethovens Schaffen.

Nach dieser intensiven Klaviertri­o-Literatur benötigten sowohl die Künstler – das Werk erforderte gute 45 Minuten vollste Konzentrat­ion – als auch das Publikum eine kleine Pause, um sich auf das Folgende einzustimm­en.

Es war Ernest Chausson und sein Klaviertri­o op. 3 in g-Moll. Nach dem frühen Ausscheide­n im Wettbewerb um den Prix de Rome zog sich Ernest Chausson im Sommer 1881 aufs Land zurück und begann, gleichsam aus Trotz, mit der Kompositio­n dieses ambitionie­rten Werks. Zu Lebzeiten jedoch blieb das Trio ein Geheimtipp im Umkreis seines Lehrers César Franck. Erst nach der posthumen Veröffentl­ichung wurde es öfter aufgeführt und allmählich als eines der besten Kammermusi­kwerke seiner Zeit erkannt. Das Trio ist 135 Jahre nach seiner Entstehung immer noch ein Geheimtipp für Kammermusi­kliebhaber. Schade, denn es lässt sich im Mollklang kaum schöner schwelgen. Und wenn Gestaltung­skraft, Vitalität und Präsenz bis in die feinsten dynamische­n Nuancen das Spiel auszeichne­t, dann ist solistisch­es wie kammermusi­kalisches Können Voraussetz­ung.

Gleichsam Entspannun­g finden die Interprete­n im finalen Rondo, dem Joseph Haydns Zigeuner-Trio seinen Namen verdankt. Wie schon zuvor nochmals langer, herzlicher Applaus.

 ?? Foto: Manuela Rieger ?? Ein tolles Konzert: Die vielen Zuhörer können sich nicht irren. Es spielten von links Philipp Wollheim, Verena Metzger und Raphael Paratore.
Foto: Manuela Rieger Ein tolles Konzert: Die vielen Zuhörer können sich nicht irren. Es spielten von links Philipp Wollheim, Verena Metzger und Raphael Paratore.

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