Er lässt die Musik für sich sprechen
Peter Oswald lebte seinen Kindheitstraum und wurde Trompeter. Jetzt holt er Kollegen aus New York nach Friedberg
Manchmal als Kind, da hat Peter Oswald die Trompete hervorgeholt und einfach den ganzen Tag gespielt. „Die Musik war wie eine Flucht“, erinnert er sich jetzt. Heute, sagt der 53-Jährige, sei sie das Medium, mit dem er kommuniziert. Und das weltweit. Oswald spielt mit der Lifestyle-Band Blechblos’n auf dem Münchner Oktoberfest oder beim Heavy-Metal-Festival in Wacken genauso, wie er mit hochkarätigen Musikern in New Yorker JazzClubs auftritt. Demnächst hat er einen Lehrauftrag „Improvisation“an der Uni Augsburg. In Friedberg unterrichtet er Musik. Und bringt jetzt die verschiedenen Aspekte seines Lebens zusammen.
In Friedberg standen neben ihm auf der Bühne die Profis Dave Taylor, John Clark, Craig Blundell und Franz Hackl, die schon mit Stars wie Sting oder den Rolling Stones zusammenspielten, aber auch die Uni- und die Jugendblaskapelle Friedberg. Zu hören gab es Original-Kompositionen der New Yorker, Klassik, Jazz, Hip-Hop. Er will, dass junge Leute mit Menschen zusammenkommen, die ihren Traum leben – so wie er selbst auch seinen Weg gegangen ist.
Der begann in Graben im Landkreis Augsburg. Der Vater war Pilot auf dem Lechfeld, die Mutter Posau- nistin. Die beiden Geschwister zog es in etablierte Berufe – Peter Oswald aber zog es zur Musik. Wie viele Buben auf dem Land spielte er in der örtlichen Blaskapelle, gewann schon mit zwölf Jahren den Wettbewerb Jugend musiziert und kam so zum Landesjugendorchester. Dort traf er dann Leute wie ihn, Leute, für die Musik alles war. Nach der zehnten Klasse wechselte der junge TrompeBigband ter ans Konservatorium München, studierte zuerst Klassik, dann Jazz. Denn in München lernte er Musiker wie den Jazz-Akkordeonisten Kurt Maas oder den Komponisten und Dirigenten Kurt Graunke kennen, der die späteren Münchner Symphoniker gründete. „Ich habe gelernt, dass es lustiger ist, in einer Band zu spielen, als im Orchester“, erinnert er sich. Bei Opern, sagt er, hätten Blechbläser phasenweise so wenig zu tun, dass sie sich zum Kartenspielen in die Kantine verziehen.
Er aber begann nach dem Studium, bei Blechblos’n zu spielen, unterrichtete, heiratete und wurde zweifacher Vater. Alles gut soweit für jemanden, der für und von der Musik lebt. „Vor vier Jahren kam ich aber an den Punkt, wo ich mich gefragt habe: Was geht noch?“, erzählt er. Und es ging noch was. Oswald ging nämlich an seinen Plattenschrank und schaute, mit welchen Interpreten er gerne zusammenspielen würde. So kam er nach New York zu dem gebürtigen Österreicher Franz Hackl. Bei seinem ersten Auftritt dachte er: „Nach zehn Minuten schmeißen sie mich raus.“Es lief aber alles gut und das Konzept wurde fortgeführt: Man trifft sich, probt mehr oder weniger kurz und tritt dann auf. Das funktioniert? Funktioniert. „Die Musik ist mein Medium, mit dem ich mich austausche.“In New York, erzählt Oswald, öffneten sich ihm Türen in neue Welten. „Es ist spannend, sie aufzumachen und zu schauen, was dahinter ist.“
Und das will er auch seinen Schülern in Friedberg ermöglichen. Das ist der Grund, warum er seine Freunde aus den USA hierher holt. Das klappt vor allem deswegen, weil sie ohnehin zum Outreach-Festival in Österreich reisen. Oswalds Ziel: Nach der Sanierung des Schlosses ein kleines Festival zu installieren, als eine Art Satelliten des bekannten Outreach.
Der 53-Jährige glaubt, dass jungen Menschen heute mehr Möglichkeiten offen stehen, ihren Weg zu gehen und dass die Entscheidungen leichter geworden sind durch die Kurzlebigkeit der Zeit. „Einen Job fürs Leben, das gibt es heute kaum noch. Da sollte man machen, wofür das Herz schlägt, dann ist man auch gut darin.“