Auf der Suche nach Naturschätzen am Lech
Bei einer Wanderung in der Auenlandschaft bei Rehling und Todtenweis entdecken die Teilnehmer botanische Besonderheiten wie Ochsenauge oder Klebrigen Lein. Warum die Trockenheit hier nicht schadet
Besondere Naturschätze des Lechtals sind das Ziel einer Wanderung der Volkshochschule (Vhs) im Rahmen von Bayerntour Natur. Die zwölf Teilnehmer sind alle Naturliebhaber, die weder der frühe Start am Sonntagvormittag noch die heißen Temperaturen abschrecken. Die Belohnung: Sie erfahren von Wanderführer Gerhard Däubler viel über die Heide und die Auenlandschaft bei Rehling und Todtenweis.
Die Sonne brennt auf die offene Wiesenfläche. Die Schaezler-Wiese bei Affing liegt, auf drei Seiten von Hecken abgeschirmt, inmitten von Mais- und Getreideäckern des Lechtals. „Oh, wie schön“, rufen die Wanderer, als sie unvermittelt vor der Heidefläche stehen. Wanderführer Däubler erklärt, dass hier früher Auwald war und der Lech den Boden mit seinen Überschwemmungen geschaffen habe.
Däubler, der heute im Landratsamt in Landsberg für den Naturschutz zuständig ist, arbeitete früher in der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt in Aichach. Es sei ihm ein Anliegen, etwas von dem, was er über Landschaft, Natur und Pflanzen gelernt habe, weiterzugeben, hatte er am Beginn der Wanderung erklärt. Ein weiterer Grund ist eine Veränderung in der Gesellschaft, die Däubler wahrnimmt: „Kaum jemand kann noch ein Eichhörnchen von einem Wildschwein unterscheiden.“Dem möchte er mit Hintergrundwissen abhelfen.
Genau wie die Kissinger Heide gehört auch die nur etwa anderthalb Hektar große Schaezler-Wiese zu den Reliktflächen der einstmals großflächigen Flussschotterheiden im Lechtal. Früher sei sie vor allem vom Arbeitskreis „Heimische Orchideen“gepflegt worden, inzwischen habe der Landschaftspflegeverband diese Aufgabe übernommen, erfahren die Teilnehmer.
Der heiße trockene Sommer macht den Heideflächen nichts aus. Im Gegenteil. Däubler erklärt: „Die Hitze ist notwendig zur Selektion um sicherzustellen, dass nur die Pflanzen überleben, die zur Heide gehören.“Die Trockenheit schalte die Konkurrenz aus.
Er zeigt den Teilnehmern einen wichtigen Vertreter der Heidelandschaft: das Rinds- oder Ochsenauge. Handys werden gezückt und Fotos gemacht von der gelb blühenden Pflanze, die ein wenig an Arnika erinnert. Eine Besonderheit im Lechtal ist der Klebrige Lein, von dem es hier einen großen Bestand gibt. Ein Großteil davon sei im Wittelsbacher Land zu finden, sagt Däubler. Er spricht auch ein Problem an, das die abgeschirmte Lage der SchaezlerWiese mit sich bringt: „Pflanzen und Tiere kümmern vor sich hin, weil sie keinen Austausch mit anderen Flächen haben.“Das Ziel des Projektes Lebensraum Lechtal sei es deshalb, die verbliebenen Lebensräume wieder miteinander zu verbinden, sagt der Wanderführer.
Walter Bechowsky aus Friedberg ist einer der Teilnehmer. Der Naturliebhaber ist viel in den Lechund Wertachauen unterwegs. Mit Däubler hat er bei Führungen schon viele Heiden besucht. „Man erfährt immer wieder etwas Neues“, sagt Bechowsky. Nur die vielen Namen von Pflanzen und Tieren, die Däubler im Laufe der vierstündigen Wanderung aufzählt, die auch in die Sander Heide und den Lechauwald geht, kann er sich nicht alle merken.
Genauso geht es Regula Stieger. Sie ist Mitglied in der Ortsgruppe Lechrain des Bund Naturschutz (BN). Seit etwa einem Jahr fotografiert sie Pflanzen in verschiedenen Wachstumsstadien und kann so ihre Entwicklung verfolgen. „Ich sehe sie jetzt mit anderen Augen“, sagt sie. Das Bild der Pflanzen hat sie zwar vor Augen, die Namen kann sie sich bis jetzt aber trotzdem nur schwer merken.
Ganz anders sieht es bei Gerhard Menzel aus. Der Filmemacher aus Anwalting (Gemeinde Affing) ist zwei- bis dreimal pro Woche auf der Schaezler-Wiese und hat schon einen Film über diesen Lebensraum gemacht. Er kennt nicht nur Standorte von Schwarzer Akelei oder Graslilie, sondern auch den versteckten Zugang zur unterirdischen Behausung einer Zauneidechse.