Gregor Meyle besingt Leichtigkeit des Seins
Mehr als 1000 Zuhörer gehen mit dem Musiker auf Schloss Scherneck auf die zweistündige Reise durch Gedanken und Gefühle
Er ist „der Typ mit dem Hut“: Der Sänger Gregor Meyle nimmt seine mehr als 1000 Zuhörer auf Schloss Scherneck (Gemeinde Rehling) mit auf eine Reise. Zwei Stunden und 22 Songs lang teilt er seine Erfahrungen, Erlebnisse, Gedanken und Gefühle. Mit dem Konzert geht der Schernecker Kult(ur)sommer zu Ende.
Meyle schafft es mit Leichtigkeit, seine Hörer Teil seiner Lieder werden und sie darin tief eintauchen zu lassen. Sie können seine Gefühle nachvollziehen, seine Beobachtungen nacherleben und seine Botschaften erkennen. Er verlangt dafür nur ein offenes Ohr und die Aufmerksamkeit seiner Hörer.
Und inhaltlich? Die Strophe-Refrain-Strophe-Gestaltung ist nicht wirklich eine Meisterleistung. Völlig vergessen erscheint das funkige Vorgänger-Album, das wohl zu deutlich am Massengeschmack seiner Fans vorbeiging. Bei dem weichgespülten „Die Leichtigkeit des Seins“besteht diese Gefahr jedenfalls nicht.
Wenn Gregor Meyle zur Entstehungsgeschichte des Albums erzählt: „Auf einer Reise im letzten Jahr hab’ ich mir einen Traum erfüllt, war in der Südsee Kanufahren und dachte, schöner kann es nicht mehr werden. Das ist die Leichtigkeit des Seins. Ich wollte diesen Moment für immer festhalten, und so ist der Song und auch der Titel für die neue Platte und die Tour entstanden.“Das glaubt man dem Sänger mit der Gitarre sofort.
Nach Kanufahren inmitten der Südsee klingt das Album tatsächlich. Da klingt dann eine Zeile: „Alle, die noch voller Hoffnung sind / Haltet durch stellt euch gegen den Wind / An alle die, die ohne Hoffnung sind / Aus Angst wird Hass, und Hass macht blind.“Hier singt einer, der mittlerweile auf der Sonnenseite des Lebens steht, von der Schattenseite.
„Das nennt man Glück“schlittert allerdings stark an der Peinlichkeitsgrenze vorbei, um am Ende des Songs nach mannigfaltigen Wiederholungen auf die Musik zu setzen. Dazu begleiten ihn die Sängerin Ray, Massimo mit den Drums, Dominik am Bass, Christoph mit Trompete und Flügelhorn, Andreas (Piano, Akkordeon) Axel am Sax und Johannes mit der Posaune. Alle Vollblutmusiker. Gitarren spielt Meyle selbst, außer der Bassgitarre, die beherrscht Markus.
Auf der Bühne gibt’s das Leben durch Meyles Brille betrachtet, inklusive persönlicher Geschichten zur Entstehung seiner Songs oder Sinnieren über all das, was für ihn in der Welt gut, aber auch schiefläuft. Thematisch greift Meyle in die Vollen, denn ein bewegtes Leben und Erleben bringt viele Geschichten mit sich. Geschichten über Liebe, Leben, Leidenschaft, Verluste, Traurigkeit, Kummer, Hoffnung, Aufbruch, Trotz.
„Die Tapfere“ist Meyles Liebeserklärung an seine Mutter. Mit dem Lied verbindet er die Hoffnung, dass seiner Mutter noch etwas Zeit bleibt, um sie gemeinsam mit der Familie zu verbringen, bevor der eine Typ an die Tür klopft, dem
Bewegtes Leben und Erleben mit vielen Geschichten „Der Tapfere“ist Liebeserklärung an seine Mutter
keiner von uns entfliehen kann, so viele Sicherheitsschlösser wir auch daran einbauen: „Du wirst uns allen fehlen ...“Genau! Pathos hin oder Botschaft her.
Meyle ist auch eine Plaudertasche, die sich zum Beispiel daran erinnerte, dass er und sein Keyboard-Kumpel einst mit Europaletten selbst noch die Bühne für eines seiner Konzerte gebaut hatten. Mit dem Song „Dann bin ich zu Haus“streiche(l)n die Musiker das letzte Lied seinem Ende entgegen. Dem Publikum auf Schloss Scherneck hat seine musikalische Reise an diesem Sommerabend, der den Kult(ur)sommer 2017 beendete, gefallen.