Aichacher Nachrichten

Mittelschü­ler erhalten Zeugnisse mit Tippfehler

Erst am Tag der Vergabe fällt auf, dass ein Buchstabe fehlt – und zwar an einer besonders ärgerliche­n Stelle

- VON SARAH RITSCHEL

Keiner hat es gemerkt. Nicht die Schulleite­r, nicht die Lehrer, nicht die Verantwort­lichen im Kultusmini­sterium. Vor knapp zwei Wochen standen in ganz Bayern Absolvente­n der Mittelschu­len in ihren festlichen Kleidern und Anzügen auf Bühnen und in Aulen, wurden von ihren Rektoren feierlich gewürdigt – und bekamen ein Zeugnis mit Tippfehler überreicht. Mit einem richtig ärgerliche­n Tippfehler.

Statt dem Satz „Der Schüler hat damit den qualifizie­renden Abschluss der Mittelschu­le“stand da: „Der Schüler hat damit den qualifizie­renden Abschuss der Mittelschu­le“.

Die Schulen nutzen für die Zeugnisse Vorlagen, die sie dann auf den einzelnen Schüler anpassen. „Trotz intensiver Kontrollen der Schablonen hat der Fehlerteuf­el zugeschlag­en“, heißt es in einer E-Mail, die aus dem bayerische­n Kultusmini­sterium nach der Entdeckung des Fehlers an alle Mittelschu­len in Bayern verschickt wurde. Wer ihn bemerkt hatte, wurde nicht bekannt.

Die Nachricht, die unserer Zeitung vorliegt, trägt das Datum vom 21. Juli. Als sie einging, hatte ein Großteil der Absolvente­n sein Zeugnis schon erhalten. Die Lehrkräfte hatten also alle Hände voll zu tun, um jeden Schüler zu erreichen und ihm ein korrigiert­es Zeugnis auszuhändi­gen. Ein Sprecher des Kultusmini­steriums betonte gestern Abend: „Die fehlerhaft­e Zeugnissch­ablone wurde unverzügli­ch nach Bekanntwer­den in korrigiert­er Form bereitgest­ellt.“

Doch nicht alle Abschlussz­eugnisse wurden auf dem Papier zu Abschussze­ugnissen. Das kam nur an Schulen vor, die mit der Schablone des neuen Verwaltung­sprogramms ASV gearbeitet haben. Mit der Software hatte es schon vor einigen Wochen Probleme gegeben. Das Programm hatte teilweise Zensuren falsch gerundet, wenn ein Schüler genau zwischen zwei Notenstufe­n stand. Wie viele Schulen diesmal betroffen sind, dazu liegen dem Ministeriu­m keine Zahlen vor. Nach Erkenntnis­sen unserer Zeitung gab es das Problem allein in Schwaben an mehreren Schulen. Unter anderem musste mit der Mittelschu­le Gersthofen die größte Einrichtun­g im Landkreis Augsburg ihre Zeugnisse für den „Quali“zurückzieh­en.

Die Gersthofer Schulleite­rin Sigrid Puschner hat wie viele Rektoren-Kollegen erst durch die Nachricht aus dem Ministeriu­m von dem Tippfehler erfahren. „Die Zeugnisse sind allesamt vorgedruck­t“, erklärt Puschner. Anders als in niedrigere­n Jahrgangss­tufen müssten die Lehrer keine individuel­le Bewertung für jeden Schüler schreiben, im Abschlussz­eugnis zählen allein die Noten. Die würden zwar im Vorfeld genau geprüft. Doch die fertig ausgefüllt­e Vorlage spuckt dann der Computer automatisc­h aus, der Schulleite­r muss nur noch seine Unterschri­ft darunterse­tzen. „Vermutlich in der Hektik der Zeit“sei niemandem der Schreibfeh­ler aufgefalle­n, sagt Puschner.

Nach der Zeugnisfei­er warf sie erneut den Drucker an, nahm über hundert Zeugnisse mit nach Hause, unterschri­eb sie wieder. Dann seien ihre Lehrer „ausgeschwä­rmt“, um den Schulabgän­gern das richtige Dokument zu geben. Puschner geht davon aus, dass inzwischen kein Schüler mehr seinen „Abschuss“dokumentie­rt hat. Sie sieht die Sache gelassen. „Wo Menschen sind, passieren Fehler.“

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Foto: Ina Fassbender, dpa Die Zeugnisvor­lagen für Mittelschü­ler wurden offenbar nur mangelhaft kon trolliert.

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