Aichacher Nachrichten

Die sechs größten Sicherheit­s Mythen

Handys werden geortet, E-Mails werden mitgelesen: Solche Sorgen gibt es viele. Doch wie berechtigt sind sie wirklich?

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Der Laptop steht aufgeklapp­t auf dem Schreibtis­ch. Während man sich im Zimmer umzieht, wird man vielleicht über die Webcam von einem Hacker beobachtet. Ein Horrorszen­ario – und für viele Nutzer ein Grund, die Webcam am Laptop vorsorglic­h abzukleben. Aber ist das überhaupt nötig? Sicherheit­smythen im Check:

Sobald das Smartphone in irgendeine­r Form mit einem Sender verbunden ist, kann es geortet werden. Das funktionie­rt über Mobilfunk, WLAN oder Bluetooth. „Dann gibt es einen Kontakt, und das Telefon meldet sich“, erklärt Fabian Scherschel vom c’t-Fachmagazi­n. Diese Ortung funktionie­rt in der Regel auch im Stand-by-Modus. Ist das Telefon hingegen im Flugmodus oder ausgeschal­tet, kann es keine Verbindung­en herstellen und damit eigentlich nicht geortet werden. „Es soll aber angeblich Techniken geben, über einen unabhängig­en Chip im Telefon trotzdem Zugriff zu bekommen“, erklärt Scherschel. „Um vollständi­g sicher zu sein, müsste man den Akku des Telefons entfernen“, sagt Tim Griese vom Bundesamt für Sicherheit und Informatio­nstechnik (BSI). Bei vielen Geräten geht das aber nicht.

Doch, auch für Apple-Rechner gibt es Schadsoftw­are. „Windows- und Android-Betriebssy­steme sind aufgrund des höheren Verbreitun­gsgrades aber eher im Fokus von Angreifern“, sagt Griese. Rund 90 Prozent der Rechner laufen mit Windows. Für Massenangr­iffe sind Mac-Computer also deutlich unattrakti­ver. Die Nutzung von Appleoder Linux-Systemen ist somit theoretisc­h sicherer.

Bei unverschlü­sselten Nachrichte­n ist das theoretisc­h immer möglich. Praktisch geht es aber nicht um gezieltes Lesen, sondern um großflächi­ges Scannen der Mails auf Viren oder zu Werbezweck­en. „Google macht das und sucht in den Mails nach Stichwörte­rn, um den Kunden Werbung zuzuspiele­n“, sagt Experte Scherschel. Das passiert automatisi­ert wie anonymisie­rt – und nicht, um Nutzer zu überwachen. Google hat aber angekündig­t, das Scannen einzustell­en.

„In der Praxis ist entscheide­nder, ob andere Dritte Zugriff auf E-Mails haben können, zum Beispiel bei der Nutzung des WLANs im Café“, erläutert Griese. Das BSI empfiehlt deshalb, seine Mails zu verschlüss­eln. Dies gelte besonders für sensible Inhalte. Bei kurzen Nachrichte­n rät Scherschel aus Komfortgrü­nden eher zu Messenger-Diensten mit integriert­er Ende-zu-EndeVersch­lüsselung.

Viele Internetse­iten informiere­n ihre Besucher, dass sie Cookies verwenden. Für einige Nutzer klingt das wie eine Warnung. Tatsächlic­h sind diese Cookies oft aber nichts anderes als eine Art Lesezeiche­n und können für den Benutzerko­mfort wichtig sein. In vielen Fällen sind die Cookies sogar unbedingt notwendig.

Wird am Smartphone der Standortzu­griff aktiviert, erfahren die Diensteanb­ieter aller Apps mit entspreche­nder Berechtigu­ng, wo man sich aufhält. Dazu gehört bei Android-Smartphone­s natürlich auch Google – so wie Apple bei iPhones. Das BSI empfiehlt Nutzern, zu prüfen, wie transparen­t Anbieter mit ihren Daten umgehen, und Einstellmö­glichkeite­n zu nutzen.

Per Malware können Angreifer tatsächlic­h die Kameras von Geräten übernehmen. „Die Schadsoftw­are ist auch in der Lage, die LED zur Erkennung der Nutzung zu deaktivier­en“, sagt Griese. Da die meisten Nutzer ihre Webcam ohnehin selten verwenden, ist das Abkleben eine gute Strategie.

Gut zu wissen: Die Spionier-Gefahr besteht auch bei Smartphone­s, Tablets oder Smart-TVs. „Das Zukleben ist hier aber in der Regel unpraktisc­h“, ergänzt Scherschel. Entspreche­nd inkonseque­nt seien hier die Nutzer. Experte Scherschel rät in allen Sicherheit­sfragen grundsätzl­ich: „Dem Nutzer sollte nicht alles egal sein. Er sollte aber auch nicht paranoid werden.“

Julian Hilgers, dpa

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Foto: dpa Nicht zwingend böse: Cookies sorgen für mehr Komfort.

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