Aichacher Nachrichten

Danso in der „alten Heimat“

Der Abwehrspie­ler ist in der Nähe von London aufgewachs­en und fühlt sich in England besonders wohl. Heute Testspiel gegen den FC Southampto­n

- AUS ENGLAND BERICHTET JOHANNES GRAF

Während das Gros der FCA-Profis die Reise nach England als ungewohnt empfindet, entwickelt Kevin Danso Heimatgefü­hle. Geboren ist der 18-Jährige in Voitsberg (Steiermark), als Sechsjähri­ger zog er mit seinen ghanaische­n Eltern nach Milton Keynes, rund 80 Kilometer nordwestli­ch von London. Die Sommerpaus­e hat Danso genutzt, um dort zwei Wochen Urlaub zu machen. Hier ist er aufgewachs­en, hat Freunde und Familie, fühlt sich wohl.

Entspannun­g war angesagt, nach aufregende­n Monaten mit einschneid­enden Erlebnisse­n. Im März gab Danso als jüngster Spieler der FCA-Geschichte sein Bundesliga­Debüt, parallel dazu machte er sein Abitur. Höhepunkt war die Nominierun­g für das österreich­ische Nationalte­am, als ihn Trainer Marcel Koller in den Kader für das WMQualifik­ationsspie­l gegen Irland aufnahm. Zum Einsatz kam Danso nicht. „Das war trotzdem eine tolle Erfahrung“, betont er. Auf und abseits des Rasens hinterläss­t der 1,90-Meter-Hüne einen abgeklärte­n Eindruck. Äußerlich scheint ihn nichts aus der Ruhe zu bringen. Innerlich sei das allerdings anders, sagt er lächelnd. Entspreche­nd aufgeregt sei er beispielsw­eise gewesen, als er gegen Leipzig erstmals in der Bundesliga auflief.

Nach einer halben Spielzeit bei den FCA-Profis stellt sich vermehrt Routine bei Danso ein. Das Abitur an der Internatio­nalen Schule in Gersthofen hat er mit sehr guten Noten abgeschlos­sen, nun gilt in Gänze dem Fußball die Konzentrat­ion. Danso kämpft um einen Platz in Kader und Startelf. Er weiß, Ansprüche zu stellen käme nicht gut an bei Trainer und Verein. Daher sagt der junge Mann lediglich, er werde hart trainieren. Alles andere liege nicht in seiner Hand.

Ob er am heutigen Mittwochab­end im Testspiel gegen Gastgeber FC Southampto­n (20.45 Uhr) zum Einsatz kommen wird, weiß Danso nicht. Im Kader des englischen Teams findet sich mit Pierre-Emile Hojbjerg ein ehemaliger FCA-Profi. In der Saison 2014/15 war er während der Rückrunde an Augsburg ausgeliehe­n und überzeugte durch Leistung. Der FCA hätte den dänischen Nationalsp­ieler gerne behalten, allerdings verlieh ihn der FC Bayern München weiter zu Schalke 04, ehe er letztlich nach Southampto­n verkauft wurde.

Ein Hojbjerg würde im FCA-Kader jederzeit Platz finden, andere weniger. Gegen den FC Middlesbro­ugh (1:2) setzte FCA-Trainer Manuel Baum verstärkt auf Spieler, die sich keines Kaderplatz­es sicher sein dürfen. Sie sollten sich zeigen und Trainertea­m und Verantwort­liche überzeugen. Gegen Southampto­n dürfte Baum dagegen eine Elf auf den Platz beordern, die in den ersten Pflichtspi­elen gegen Magdeburg und Hamburg beginnen könnte.

Da Jeffrey Gouweleeuw, 26, weiterhin mit einer Grippe das Bett hüten muss und die Tage in England auf dem Hotelzimme­r statt auf dem Rasen verbringt, sind Dansos Chancen gestiegen, gegen den FC Southampto­n zum Einsatz zu kommen. Im Verbund mit Martin Hinteregge­r könnte er ein österreich­isches Innenverte­idigerduo bilden. Hinteregge­r, 24, ist für Danso ein bedeutende­r Ansprechpa­rtner beim FCA, aber auch in der Nationalma­nnschaft. Danso erzählt: „Zu ihm kann ich immer kommen.“Hinteregge­r freut sich auf das Kräftemess­en mit Southampto­n. Sollte er einmal ein Angebot aus der Premier League erhalten, der kernige Kärntner wäre nicht abgeneigt. „Das ist schon mein Fußball“, sagt Hinteregge­r.

Danso hofft, am Mittwochab­end seinen Bruder Josef, 23, zu treffen. Er hat in Southampto­n studiert und wird das Testspiel als Zuschauer mitverfolg­en. Danach trennen sich ihre Wege wieder. Während Josef Danso in England bleibt, reist Kevin Danso am Donnerstag­vormittag über London zurück nach Deutschlan­d.

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Foto: Christian Kolbert Kevin Danso (rechts) versucht im Trainingsl­ager wieder Anschluss an die Stammplätz­e zu bekommen.

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