Transporterfahrer provoziert Unfall auf Autobahn
Ein 46-Jähriger bremst 40-Tonner auf der A8 bei Dasing aus. Es kommt zum Zusammenstoß mit dem Laster. Angeklagter stellt Ablauf in der Verhandlung ganz anders dar als der Lastwagenfahrer. Es gibt aber eindeutige Beweise
Fälle, in denen sich Verkehrsteilnehmer auf der Autobahn gegenseitig behindern, werden jede Woche am Amtsgericht Aichach verhandelt. Der Fall gestern unterschied sich jedoch von den üblichen. Diesmal war es Anfang Januar auf der Höhe von Dasing zu einer Kollision gekommen, weil ein Lastwagenfahrer einen anderen ausgebremst hatte. Ein eindeutiger Beweis widerlegte die Version des 46-jährigen Angeklagten aus dem Ostalbkreis in Baden-Württemberg, der gegen einen Strafbefehl wegen Nötigung Einspruch eingelegt hatte.
Nach seiner Aussage fuhr er mit seinem Kleintransporter auf der Mittelspur der dreispurigen Autobahn, als er von hinten einen Stoß spürte. Sein erster Gedanke sei gewesen, dass ein Reifen geplatzt sei, sagte der Berufskraftfahrer aus. Daraufhin habe er gebremst und im Rückspiegel einen Sattelschlepper gesehen, der zurückfiel. Der 46-Jährige weiter: „Ich denke, dass der Fahrer keinen Sicherheitsabstand hatte und deshalb aufgefahren ist.“Als der Angeklagte auf dem Seitenstreifen anhielt, stoppte laut seiner Aussage auch der 40-Tonner. Der Angeklagte weiter: „Ich habe im Spiegel gesehen, wie er zu mir rennt, mit den Armen fuchtelt und schreit.“Er verriegelte deshalb die Türen und stieg erst aus dem Transporter aus, als die Polizei da war.
Letzteres bestätigte auch der Fahrer des Sattelschleppers. Davon abgesehen unterschied sich seine Darstellung jedoch wesentlich von der des Angeklagten. Er war mit seinem mit 26 Tonnen Milch voll beladenen Sattelschlepper auf der Auto- Richtung Augsburg unterwegs. Eine ziemliche Weile sei hinter ihm schon der Kleintransporter gefahren, sagte der Fahrer aus.
Als er an einer Steigung langsamer wurde, überholte ihn der Transporter. Kurz darauf überholte der Sattelschlepper den Transporter, der langsam auf der rechten Spur fuhr. Als er wieder einscheren wollte, habe der Transporter beschleunigt und versucht, die Lücke zu schließen, sagte der Fahrer aus. Als er einen vor ihm fahrenden Lastwagen überholen wollte, setzte sich der Transporter auf die mittlere und fuhr neben ihm. Der Fahrer weiter: „Ich musste abbremsen und konnte nicht überholen.“
Dann beschleunigte der Transporter jedoch und der Fahrer scherte mit seinem Sattelschlepper zum Überholen aus. Wie es weiterging, beschreibt der Fahrer so: „Er stieg abrupt in die Eisen und ich konnte kaum reagieren, sodass es zur Kollision kam.“Trotz Vollbremsung kam es zum Zusammenstoß, bei dem jedoch an beiden Fahrzeugen kaum Schaden entstand.
Die Auswertung der beiden Fahrtenschreiber ergab für die Polibahn zei ein eindeutiges Bild. Danach hatte der Fahrer des Transporters zuerst gebremst, wodurch der Sattelschlepper auf den Transporter aufprallte. Das ließ sich auf dem Diagramm des Fahrtenschreibers erkennen. Die Beamtin der Autobahnpolizei vor Gericht: „Ich kann sagen, dass der Fahrer des Sattelschleppers ausgebremst worden ist.“Verteidiger Hartmut Zobel sah das anders. Für ihn fehlte ein Grund, weshalb der 46-Jährige auf der Autobahn den Verkehrsrowdy spielen sollte. Er forderte Freispruch beziehungsweise den StrafSpur befehl über 1600 Euro (40 Tagessätze à 40 Euro) zu belassen.
„Es hätte mehr passieren können, wenn ein 40-Tonner ausgebremst wird“, sagte Staatsanwalt Markus Eberhard. Er plädierte dafür, den Strafbefehl von 40 auf 60 Tagessätze à 40 Euro (2400 Euro) zu erhöhen und das Fahrverbot von einem auf zwei Monate zu verlängern.
Richter Walter Hell schloss sich dem an, verhängte allerdings nur einen Monat Fahrverbot. Er war überzeugt, dass der 46-Jährige den Sattelzug ausbremsen wollte.