Alle fliegen auf Bienen
Imkern ist mittlerweile im Trend. Bald findet in Friedberg der Bayerische Imkertag statt. Wir starten eine Serie zu diesem Thema
In Zeiten, in denen Selbermachen und das Motto „Zurück zur Natur“beliebter werden, zieht es auch immer mehr Menschen zum Imkern. Allein der Friedberger Imkerverein wuchs im vergangenen Jahr um 20 auf 130 Mitglieder – landkreisweit dürften es 450 sein. Doch die Imkerei hat sich gewandelt. Karl-Heinz Waldmüller, Vorsitzender des Friedberger Vereins, bringt es so auf den Punkt: „Imkern ist jung und weiblich.“Der Verein bietet mittlerweile jedes Jahr einen Probe-Imkerkurs an, bei dem Neulinge sich von Fachleuten bei der Pflege eines Volkes begleiten lassen. 30 Teilnehmer hatte das Seminar vergangenes Jahr – die meisten bleiben dabei. Weil das Thema immer mehr Menschen fasziniert, hat sich der Imkerverein Friedberg zu einer kleinen Revolution entschlossen.
Er richtet anlässlich seines 125-jährigen Bestehens am 3. September den Bayerischen Imkertag aus – und das erstmals nicht nur für Fachpublikum, sondern für alle Interessierten, vor allem Familien. Es gibt Filme, Vorträge, Informationsund Verkaufsstände sowie Aktionen, mittags wird die neue Honigkönigin gekrönt.
Waldmüller vergleicht das wachsende Interesse am Imkern mit einem anderen Trend, der früher als spießig verschrien war und jetzt als in gilt: Schrebergärtnern. „Aber heutzutage steht das unter ganz anderen Vorzeichen.“Während Waldmüllers Mutter – und mit ihr Mann und Kinder – noch ein paar Dutzend Bienenvölker hegte und pflegte, damit sich die Familie das eine oder andere Extra gönnen konnte, stehe heute nicht mehr der Honig und schon gar nicht der Gewinn im Mittelpunkt, sondern die Natur. „Die Menschen wünschen sich eine intakte Naur, wollen ihr etwas zurückgeben“, hat er erfahren. Dazu passe auch der Trend des Stadtimkerns.
Einerseits finden die Insekten angesichts der Monokulturen auf den Feldern ohnehin immer weniger Nahrung, andererseits wollen die Menschen ein Stück Natur in die Städte holen. Es gebe regelrechte Programme im urbanen Raum, etwa „Berlin blüht“. Auch auf lokaler Ebene laufen Initiativen, so die Renaturierung von Wegrändern oder Gespräche, das Mulchen einzudämmen. Denn so weit her ist es mit dem idyllischen Leben der Immen nämlich nicht mehr. Bienensterben ist ein großes Thema, Varroa-Milbe und Glyphosat sind es ebenfalls. Es gibt Filme zum Thema – einer wird beim Imkertag gezeigt – und selbst der vor Kurzem erschienene Roman „Die Geschichte der Bienen“greift die Problematik auf. In China müssen Arbeiter Obstblüten schon per Hand bestäuben, weil die Insekten fehlen. Haben Bienen im Wittelsbacher Land dagegen Aufwind durch die vielen Imker? Ganz so ist es nicht. Laut Waldmüller nimmt die Zahl der Imker zu, doch die der Bienenstöcke stagniert. Das Bienensterben ist ein großes Thema. Einem bundesweiten Monitoring zufolge sei die Varroa-Milbe das Hauptproblem. Ein Vergleich macht das schnell klar: Im Verhältnis zur Biene ist die Milbe so groß wie ein Kaninchen im Vergleich zum Menschen. Waldmüller selber, der sich einst das Lehramtsstudium durchs Imkern finanzierte, sieht jedoch auch seine eigenen Kollegen kritisch. So mancher behandle womöglich seine Völker nicht korrekt gegen die Milbe oder gebe ihnen nicht genug Nahrung. Der langjährige Imker hat erlebt, dass Bienen schnell Begeisterung wecken. Als er im Biologieunterricht der Friedberger KonradinRealschule fragte, wer an einer Arbeitsgruppe Bienen – inklusive eigenem Volk – Interesse hätte, meldeten sich sofort 15 Schüler. Er hat aber auch erlebt, wie wenig die Menschen inzwischen über die Tiere wissen. Viele glauben, alles was gelb-schwarz geringelt ist, sei eine Biene. „Für viele ist eine Biene halt die Biene Maja.“Auch das soll der Imkertag ein wenig ändern.
Weil das Thema immer mehr Menschen fasziniert, hat sich der Imkerverein Friedberg zu einer kleinen Revolution entschlossen
Im Vorfeld des Imkertages be richten wir in der Serie „Natürlich Bie nen“rund um das Thema. Es geht um bie nenfreundliche Blumen, Bienen in der Kunst oder Bienenprodukte.