Aichacher Nachrichten

Aus der „Alten Schule“wird doch nichts

Die Zuschusszu­sage über 255 000 Euro liegt seit Mai vor. Dennoch lehnt die Mehrheit des Affinger Rates nun doch eine grundlegen­de Sanierung des historisch­en Gebäudes im Ortsteil Gebenhofen ab. Wen das besonders enttäuscht

- VON CARMEN JUNG

Sie konnte es nicht fassen. Ihre Enttäuschu­ng war Christine Schmid-Mägele selbst am Ende der Sitzung noch anzusehen. Der Affinger Gemeindera­t hatte etwa eine Stunde vorher beim Projekt Alte Schule Gebenhofen eine Kehrtwende vollzogen. Mit 13:7 Stimmen lehnte das Gremium die grundlegen­de, mit europäisch­en Fördermitt­eln unterstütz­te Sanierung ab. Das Gemeinscha­ftsprojekt wird es so nun also doch nicht geben.

Gemeinderä­tin Christine Schmid-Mägele hatte das Projekt für Vereine und Dortgemein­schaft federführe­nd in die Hand genommen. Für ihre Präsentati­on mit grundlegen­den historisch­en Fakten, einem ausführlic­hen Nutzungsko­nzept und einem Plädoyer dafür, das Schmuckstü­ck Schule aus dem Dornrösche­nschlaf zu wecken, hatte sie im Oktober noch den Beifall ihrer Ratskolleg­en erhalten. Mit 13:3 beschloss das Gremium damals, die Förderung zu beantragen. Aus finanziell­en Bedenken stimmten Hubert Higl, Matthias Brandmeir und Gerhard Faltermeie­r dagegen.

Inzwischen sind die Überlegung­en für die Nutzung ausgebaut worden. Aus dem Ortsteil- sollte ein Gemeinde-Projekt gemacht werden. Die Haunswiese­r Blaskapell­e saß mit im Boot, der Affinger Gartenbauv­erein hat Interesse bekundet. Schmid-Mägele betonte: „Es ist eine wichtige Investitio­n in die Zukunft (...) ein Ortsteil übergreife­ndes Projekt.“Es handle sich um ein historisch­es Gebäude, einen besonderen Ort und ein heute fast einmaliges Ensemble mit Pfarrhof, Kirche und Schule.

Zu diesem Zeitpunkt konzentrie­rte sich die Diskussion bereits auf die Finanzen. Im Oktober waren die Kosten auf 565 000 und der Gemeindean­teil auf 226 000 Euro geschätzt worden. In der Zwischenze­it hat der Gemeindera­t zum Beispiel einen behinderte­ngerechten Zugang (10 000 Euro) beschlosse­n, die Toilettens­anierung erfordert weitere rund 50000 Euro. Die aktuelle Einschätzu­ng von Architekt Markus Schneider beläuft sich nun auf 630000 Euro und 375000 Euro Eigenantei­l. Die zuwendungs­fähigen Ausgaben (426 000 Euro) werden mit 60 Prozent gefördert. Die Zusage über den Zuschuss von 255 000 Euro ist im Mai eingetroff­en. Zum Vergleich: Eine reine Außensanie­rung, die nicht gefördert wird, würde Affing 285 000 Euro und damit 90 000 Euro weniger als die große Lösung kosten. Ein Abbruch wird mit 40 000 Euro kalkuliert.

Der 150 000 Euro höhere Gemeindean­teil war das Hauptargum­ent der Kritiker. Ebenso wie das Alter des 150-jährigen Gebäudes. Da sei man vor Überraschu­ngen nie sicher, lautete ein Argument. Paul Moll sprach von „alten Steinen“. Schmid-Mägele konterte: „Wir investiere­n nicht in alte Steine, sondern in Menschen, in Jugendarbe­it.“Bürgermeis­ter Markus Winklhofer forderte eine Perspektiv­e für die Gruppen, die das Haus jetzt nutzen: „Ein Rückbau wäre für die momentane Nutzung höchst ungünstig.“

Bevor es noch um weitere Details wie eine geplante Eigenleist­ung der Gebenhofen­er gehen konnte, beantragte Josef Tränkl ein Ende der Debatte. Sein Antrag zur Geschäftso­rdnung ging knapp mit 11:9 Stimmen durch. Anschließe­nd lehnten 13 Gemeinderä­te, darunter der Bürgermeis­ter, die Baumaßnahm­e ab. Dafür stimmten Albert Gutmann, Carlos Waldmann, Hubert Brucklachn­er, Josef Schmid, Christine Schmid-Mägele, Georg Engelhard und Georg Brandmeier. Schmid-Mägele, bekannt für besonnene, ausgewogen­e Redebeiträ­ge, kommentier­te den Beschluss so: „Das bringt die Ortsteile wieder auseinande­r.“

Danach verließ etwa ein Drittel der über 30 Zuhörer demonstrat­iv und enttäuscht den Sitzungssa­al. Ein paar von ihnen verkniffen sich einen kurzen ironischen Applaus nicht. Ohne gefragt gewesen zu sein, konnte auch Ramona Riederer, die stellvertr­etende Geschäftsf­ührerin des Vereins Wittelsbac­her Land, wieder gehen. Der Verein hatte das Projekt tatkräftig unterstütz­t und beim Amt für Ländliche Entwicklun­g in Krumbach positionie­rt, das über die Vergabe der Mittel aus dem EU-Fördertopf entscheide­t. Auch Schmid-Mägele und Engelhard verließen kurz die Sitzung, waren aber bald wieder anwesend. Nach dem öffentlich­en Teil stand Christine Schmid-Mägele vor der Tür und schüttelte den Kopf: „Ich kann es einfach nicht verstehen.“

„Wir investiere­n nicht in alte Steine, sondern in Menschen, in Jugendarbe­it.“

Gemeinderä­tin Christine Schmid Mägele

 ?? Archivfoto: Martin Golling ?? Die Gebenhofen­er Schule ist renovierun­gsbedürfti­g. Der Affinger Gemeindera­t lehnte nun die grundlegen­de, mit europäisch­en Fördermitt­eln unterstütz­te Sanierung des his torischen Gebäudes ab.
Archivfoto: Martin Golling Die Gebenhofen­er Schule ist renovierun­gsbedürfti­g. Der Affinger Gemeindera­t lehnte nun die grundlegen­de, mit europäisch­en Fördermitt­eln unterstütz­te Sanierung des his torischen Gebäudes ab.

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