Aichacher Nachrichten

Im Wasser ist er ein Naturtalen­t

Seit fünf Jahren trainiert Oliver Sczesny im Verein. Seitdem schwimmt er auf einer Erfolgswel­le. Eine Medaille folgt der nächsten. Warum er von vielen nur Larry genannt wird

- VON FELICITAS LACHMAYR

Mit einem gekonnten Hecht taucht er ins Wasser und schwimmt mit kräftigen Bewegungen durchs Becken. Seine beiden Gegner sind ihm dicht auf den Fersen, doch er erkämpft sich einen kleinen Vorsprung. Auf der letzten Bahn zieht er an ihnen vorbei und erreicht als Erster den Beckenrand. Dann ist das Video zu Ende. Stolz blickt Oliver Sczesny auf den Bildschirm. „200 Meter in 2:17 Minuten“, sagt er. „Das ist eine Zeit, von der ich selbst nicht geglaubt habe, dass ich sie tatsächlic­h geschwomme­n bin.“

Der 18-Jährige sitzt in seinem Zimmer in Mering. Hellblaue Vorhänge, eine türkise Wand, fast scheint es, man sei unter Wasser. „Das ist aber eher Zufall“, sagt Sczesny lachend. Der 18-Jährige ist leidenscha­ftlicher Schwimmer, genauer gesagt Brustschwi­mmer. „Das ist meine stärkste Disziplin“, erklärt er – und zwar egal ob 50, 100 oder 200 Meter. Seit fünf Jahren trainiert er im Verein. Zuerst in Königsbrun­n, jetzt in Augsburg. Schon als Jugendlich­er war Sczesny bei der Wasserwach­t. „Das hat mir gut gefallen“, erinnert er sich. Doch einen Schwimmver­ein gab es in Aichach damals nicht.

Erst als die Familie nach Mering zog, ging er zum ersten Mal ins Schwimmtra­ining. „Als wir hier hergezogen waren, saß ich anfangs viel vor dem Computer“, erinnert sich der Jugendlich­e. „Irgendwann sagte mein Papa: ,Komm, wir suchen dir jetzt ein Hobby.‘ “Und Sczesny entschied sich fürs Schwimmen.

Er wurde Mitglied im Schwimmver­ein Königsbrun­n und nach einem halben Jahr nahm er zum ersten Mal an einem Wettkampf teil. „Ich trat im Rückenschw­immen an und bin völlige Schlangenl­inien geschwomme­n“, erinnert sich der 18-Jährige lachend. „Das würde heute vielleicht gar nicht viel anders aussehen. Rückenschw­immen ist einfach nicht meine Disziplin.“Dagegen ist er im Brustschwi­mmen umso besser. 2013 nahm er zum ersten Mal an den bayerische­n Meistersch­aften teil und schaffte es auf den achten Platz. Seitdem folgte eine Auszeichnu­ng der nächsten. Auf dem Regal an der türkisen Wand stehen die Pokale aufgereiht, neben einem Ordner voller Urkunden stapeln sich im Schrank über 150 Medaillen. „Ich habe aufgehört, sie zu zählen“, sagt Sczesny. Er schwamm bei den schwäbisch­en und süddeutsch­en Meistersch­aften mit, nahm an den deutschen Jahrgangsm­eisterscha­ften teil und schaffte es unter die Top Ten.

Die Jahrgangsm­eisterscha­ften einmal zu gewinnen wäre ein nächstes Ziel, aber für Sczesny zählt mehr der Weg. „Ich schwimme eher in Etappen und arbeite auf die nächste Ebene hin, um weiter nach oben zu kommen“, erläutert er. Ein gutes Ergebnis sei auch immer tagesforma­bhängig. „Man muss frei sein im Kopf und sich auf die Strecke konzentrie­ren“, betont der 18-Jährige. Nur dann könne man das Beste aus sich heraushole­n.

Vor drei Jahren empfahl ihm sein Trainer, zum Augsburger Schwimmver­ein zu wechseln. „Er sagte, mit deinem Talent brauchst du einen größeren Verein mit guten Mitschwimm­ern, denn immer der Schnellste zu sein, werde auf die Dauer langweilig“, erinnert sich der Gymnasiast. Und Sczesny folgte dem Rat. Von da ab ging es sechs Mal die Woche ins Training. Sein jüngerer Bruder Denis ist auch schon erfolgreic­her Brustschwi­mmer.

Im Verein kennt man Oliver Sczesny übrigens nur als Larry. „Das entstand mehr aus einem Spaß heraus, weil ein anderer Schwimmer auch Oliver hieß“, erzählt Sczesny lachend. „Doch mittlerwei­le hat sich der Spitzname durchgeset­zt.“Bei jedem Training schwimmt Sczesny alias Larry fünf Kilometer und wenn vorher keine AthletikÜb­ungen auf dem Programm stehen, geht der 18-Jährige zum Fitnesstra­ining. Viel Zeit für Schule, Freunde und andere Hobbys bleibt da eigentlich nicht. Doch die findet Sczesny meistens trotzdem. Und einfach am See liegen, entspannen und mal kurz ins Wasser hüpfen, ist sowieso nicht sein Ding. „Wenn, dann will ich schon richtig schwimmen“, sagt er. Klar sei es manchmal stressig mit dem vielen Training. Aber die meisten Freunde treffe er beim Schwimmen und auch seine Freundin ist wie er begeistert­e Schwimmeri­n. „Nächstes Jahr werde ich es wegen dem Abitur allerdings etwas zurückfahr­en müssen“, so der 18-Jährige, der das staatliche Gymnasium in Friedberg besucht.

Wie es nach der Schule weitergeht, darüber ist sich Sczesny noch nicht im Klaren. Vielleicht Studium, vielleicht Ausbildung, aber in jedem Fall etwas Technische­s. Denn der 18-Jährige ist begeistert­er Handwerker. „Das habe ich von meinem Papa“, sagt Sczesny. In dessen Werkhalle gießt er am liebsten Formen aus Zink oder Alu. „Das fließende Metall hat etwas Fasziniere­ndes“, sagt er. Und egal, wo die berufliche Reise hingeht, seine Leidenscha­ft fürs Schwimmen wird ihn immer begleiten.

 ?? Fotos: Siegfried Kerpf, Felicitas Lachmayr ?? Auf der Bruststrec­ke ist Oliver Sczesny aus Mering daheim – egal ob 50, 100 oder 200 Meter. Der talentiert­e Schwimmer war schon mehrmals bei den deutschen Jahrgangs meistersch­aften am Start und landete dort regelmäßig unter den besten Zehn.
Fotos: Siegfried Kerpf, Felicitas Lachmayr Auf der Bruststrec­ke ist Oliver Sczesny aus Mering daheim – egal ob 50, 100 oder 200 Meter. Der talentiert­e Schwimmer war schon mehrmals bei den deutschen Jahrgangs meistersch­aften am Start und landete dort regelmäßig unter den besten Zehn.
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