Revolution in Münchens Unterwelt
Es war schon immer ein ungeschriebenes Gesetz. Auf Rolltreppen – und ganz speziell auf denen in München – gilt: Rechts stehen, links gehen. Wer es schon mal gewagt hat, sich auf der Überholspur der Gehetzten in U- oder S-Bahnhöfen auszuruhen, kann ein Lied davon singen. Der Münchner kann ruppig werden, wenn ihm so ein stehender Gesetzesbrecher den Weg nach oben oder unten versperrt.
Doch jetzt scheint sich eine Revolution in Münchens Unterwelt anzubahnen. Neuerdings zieren Plakate den Hauptbahnhof, auf denen Verwunderliches zu lesen ist. „Links und rechts stehen, nicht gehen!“, heißt es da. Hintergrund ist wohl die wissenschaftliche Erkenntnis aus England, dass es schneller vorangeht, wenn Rolltreppenfahrer stillstehen. Der Platz auf den Stufen werde besser ausgenutzt, es komme zu weniger Staus, in derselben Zeit könnten mehr Menschen transportiert werden. Wenn sich denn alle dran halten.
Und genau hier wird es spannend. So ein Schmarrn, hört man die Münchner schon in den U-Bahnhöfen granteln. Stehen ist schneller als gehen? Des glaubst doch selber net! Und überhaupt: In Zeiten, in denen scheinbar nichts so bleibt, wie es früher einmal war, muss man sich doch nicht auch noch an uralten Gesetzen in der bayerischen Landeshauptstadt vergreifen. Wo kämen wir denn dahin? Dann regiert im Maximilianeum plötzlich ein Roter, die Bayern lassen sich von den Löwen überholen und auf der Wiesn bekommt der durstige Gast einen ganzen Liter Bier in der Maß. Das muss doch nun wirklich nicht sein!