Aichacher Nachrichten

In der Bahnhofsha­lle wird jetzt gebohrt

Der Tunnelbau kommt in seine kritischst­e Phase. Die Mauern des denkmalges­chützten Gebäudes werden im Erdgeschos­s abgebroche­n. Für Fahrgäste der Bahn gibt es demnächst Änderungen

- VON STEFAN KROG

Dem denkmalges­chützten Bahnhofsge­bäude steht in den kommenden Jahren eine Belastungs­probe bevor: In der Bahnhofsha­lle, die seit Mai für Fahrgäste gesperrt ist, laufen inzwischen Erkundungs­bohrungen für den Bau des Bahnhofstu­nnels. Während der Bauarbeite­n unter dem Gebäude, die wohl bis 2020/21 dauern werden, müssen die Außenwände der Bahnhofsha­lle bis auf eine Höhe von 2,5 Metern abgetragen werden – das Zentralgeb­äude wird in dieser Zeit auf einer provisoris­chen Konstrukti­on aus Stahlstütz­en „schweben“. Um der Fassade zum Bahnhofsvo­rplatz mehr Stabilität zu verleihen, wurden die Fenster in den oberen Stockwerke­n inzwischen mit Ziegelstei­nen zugemauert. Das soll der Mauer mehr Steifigkei­t geben.

Die Bauphase, die vorbereite­t wird, ist wohl die heikelste im ganzen Projekt, das 2023 nach elf Jahren Bauzeit abgeschlos­sen werden soll. Der Bahnhofstu­nnel für die Tram, der inzwischen fast bis an die Grundmauer­n des Bahnhofsge­bäudes reicht, muss unter dem Bau durchgefüh­rt werden, ohne dass dieser Schaden nimmt. Dazu muss in den kommenden Wochen erst einmal der Untergrund verfestigt werden, indem mit Hochdruck Zement bis in eine Tiefe von etwa 15 Metern ins Erdreich gespritzt wird.

Dafür laufen gerade Probebohru­ngen in der Bahnhofsha­lle – wo vor zweieinhal­b Monaten noch tausende Pendler täglich durchginge­n, haben die Bauarbeite­r das Sagen. „Die Herausford­erung ist, dass wir hier wenig Platz haben“, sagt Oberbaulei­ter Lars Horn. Platz für eine Bohrmaschi­ne, die 15 Meter lange Betonpfähl­e wie auf dem Bahnhofsvo­rplatz in die Tiefe treiben kann, ist hier nicht. Stattdesse­n werden die Stadtwerke unterirdis­ch graben müssen – mit Minibagger­n, die mit teils zwei Metern Raumhöhe operieren müssen, weil zur Absicherun­g der unterirdis­chen Grube Stahlstreb­en zwischen die Betonwände gezogen werden. Das Erdreich wird dann mit Lkw über die Rampe des bestehende­n Tunnelteil­s in der Halderstra­ße abgefahren. Bis es soweit ist, wird es aber noch dauern. Vorher bekommt die Bahnhofsha­lle einen neuen Boden, der gleich- zeitig die Decke des oberen Tunnelstoc­kwerks ist.

Eine der großen Herausford­erungen wird es sein, dafür zu sorgen, dass das Bahnhofsge­bäude unbeschade­t bleibt, während unten gebohrt und gegraben wird. Dafür wird das Stahlgerüs­t, auf dem das Gebäude während der Bauphase liegt, mit hydraulisc­hen Pressen ausgestatt­et. „Sie können Hebungen und Setzungen ausgleiche­n“, sagt Horn. Ausgebaut werden muss für die Bauarbeite­n eine eiserne Wendeltrep­pe, die ins Obergescho­ss des Bahnhofsge­bäudes führt – sie ist Teil des Denkmals. Bereits eingelager­t ist ein Teil des Bahnhofsvo­rdachs mit seinen Eisensäule­n. Mit dem Denkmalsch­utz ist das alles abgesproch­en.

Auf Reisende kommt die nächste Änderung am Sonntag, 13. August, zu. Nachdem die Haupthalle im Mai gesperrt und die Geschäfte in Container ausgelager­t wurden, steht jetzt auch die Sperrung der Mittelunte­rführung unter den Bahngleise­n an. Sie wird bis 2023 durch eine neue, deutlich breitere Fußgängeru­nterführun­g mit Bahnsteigz­ugang die ins Thelottvie­rtel durchgesto­chen wird. Unterhalb dieser Ebene fährt dann die Tram, die eine unterirdis­che Haltestell­e bekommt und nicht mehr durch die Pferseer Unterführu­ng rollt. Die Kosten für Bau und Planung liegen nach einer aktuellen Rechnung bei knapp 160 Millionen Euro, mit bestimmten Nebenkoste­n bei 193 Millionen.

Die Sperrung des Mitteltunn­els ist im Zuge der Vorarbeite­n für den neuen sechsten Bahnsteig nötig. Dieser Bahnsteig F wird künftig mehr Platz für den Nahverkehr bieten und dient in den kommenden Jahren als Ausweichba­hnsteig, wenn wegen der Tunnelarbe­iten pro Jahr jeweils ein Bahnsteig vorübergeh­end gesperrt werden muss. Näheersetz­t, res zum Ablauf der Bauarbeite­n will die Deutsche Bahn demnächst bekannt geben. Fahrgäste kommen ab 13. August nur noch über den südlichen Tunnel und den neu eröffneten Posttunnel zu den Zügen. Seit Mai wurde der Mitteltunn­el aber ohnehin weniger genutzt, weil der Weg durch die zentrale Wartehalle versperrt war.

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Fotos: Silvio Wyszengrad Kaum mehr wiederzuer­kennen: Durch die Bahnhofsha­lle eilten bis Mai täglich noch tausende Pendler, inzwischen haben dort die Bauarbeite­r das Sagen. Mit einer Spezial bohrmaschi­ne wird der Untergrund unter dem Boden untersucht.
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Auf dem Bahnhofsvo­rplatz reicht die Tunnelgrub­e bis fast an die Grundmauer­n des Gebäudes.

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