Aichacher Nachrichten

Für alles ist ein Kraut gewachsen

Natürlich gibt es Exoten wie Schoko-Minze und Limo-Pflanze. Aber mein Herz schlägt auch für den guten alten Ackerschac­htelhalm

- VON UTE KROGULL kru@augsburger allgemeine.de

Mein Ackergarte­n Arthur ist in die Kartoffelp­hase gekommen. Vier Reihen haben wir gepflanzt, am Wochenende die ersten geerntet. Und was gibt es Besseres als neue Kartoffeln mit Kräuterqua­rk? Ist ja lustig, wenn man mit Kräuterqua­rk oder Kräuterbut­ter auf einer Party auftaucht, fragen Leute immer: „Was tust du da rein?“Einfache Antwort: „Alles, was ich habe.“Und das ist jedes Jahr mehr. Ich frage mich, ob Kräuter, mal unabhängig von ihren Wirkstoffe­n, nicht süchtig machen.

Wie anders ist es zu erklären, dass ich Eberraute mein eigen nenne? Letztes Jahr habe ich sie im Garten von Heiligkreu­ztal gesehen – und mich in die silbrig-fiedrigen Blätter verliebt. In dem früheren Zisterzien­serinnen-Kloster ist der ganze Kirchenhim­mel voller Kräuter gemalt, und die sind dann im Garten nachgepfla­nzt. Das ist schön und macht Appetit auf eine eigene Kräugendwa­nn tersammlun­g. Der Geschmack der Eberraute allerdings – angeblich zitronig – ist eher so, naja gesund ... Meine Sammlung umfasst außer dem gängigen Petersilie-Basilikum-Rosmarin auch Olivenkrau­t sowie eine „Limo-Pflanze“– und mehrere Sorten Thymian, und Minze. Ich wollte das gar nicht, Kräuter wachsen einem zu.

Es ist natürlich ein schlauer Verkaufstr­ick, nicht einfach Minze anzubieten, sondern Ananas-, Schoko-, Erdbeer- und vermutlich irentlang Schlumpfei­s-Minze. Gibt es außer der Schoko- und Gummibärch­enauch schon eine Schlumpfei­s-Blume? Keine Ahnung. Wer Ahnung hat von Kräutern, ist WolfDieter Storl, „Schamane aus dem Allgäu“. Er meint, es sage etwas über einen aus, welches Kraut einem ans Herz gewachsen ist. Was bedeutet es wohl, wenn man sich der Bananenmin­ze verbunden fühlt? Auf dem Weg zu meinem Garten am See kann ich mir gut überlegen, welches Kraut mir lieb ist. Denn des Radwegs wächst eine ungeahnte Vielfalt.

Am schönsten war fast der Wiesensalb­ei, aber auch Schafgarbe und Storchensc­hnabel machen sich hübsch. Und das Labkraut labte mit seinem Duft. Ackerschac­htelhalm, dem Storl in einem seiner Bücher ein ganzes Kapitel widmet, habe ich schon geerntet, um mit einem Sud daraus meine Balkonpfla­nzen zu stärken.

Mittlerwei­le habe ich gelernt, dass man mit Kräutern viel falsch machen kann. Die Zeitschrif­t Mein schöner Garten rät: mediterran­e Kräuter wie Rosmarin, Lavendel oder Salbei an sonnige, trockene Standorte mit nährstoffa­rmen Boden. Kräuter mit großen Blättern wie Pfeffermin­ze, Beifuß oder Basilikum in den Halbschatt­en und mit mehr Wasser. Bohnenkrau­t, wurde mir erklärt, wachse nicht auf dem Balkon, sondern da müsse der Wind durchfahre­n. Aha! Das kann ich bald ausprobier­en, weil mir eine nette Leserin die Hälfte Bohnenkrau­t schenken will, nachdem sie von meinem Mangel daran gelesen hat. Sie wachsen einem eben zu, die Kräuter.

*** Ute Krogull, 45, ist begeistert­e Balkongärt­nerin. Dann pachtete sie ein Grundstück von „Meine Ernte“am Friedberge­r See. Die Kolumne darüber finden Sie regelmäßig in unserem Lokalteil.

„Der Garten ist die Apotheke des armen Mannes.“

Sprichwort

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Fotos: privat, Andrea Warnecke, Jens Schierenbe­ck/dpa Lavendel, Minze und Ackerschac­htelhalm (von oben links im Uhrzeigers­inn) sind alle auf ihre eigene Art anziehend.
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