Die Einladung zum Träumen für den Ort steht
In den vier Arbeitskreisen in der Gemeinde Petersdorf geht es um Themen wie Nahversorgung, Mobilität, Gewerbe und Leben im Dorf. Alle suchen noch weitere Mitstreiter. Welche spannenden Ideen es schon gibt
Ende Februar hatte die Gemeinde Petersdorf ihre Bürger zum Träumen eingeladen. Ziel der Auftaktveranstaltung zum Gemeindeentwicklungskonzept war es, all das zusammenzutragen, was sich die Petersdorfer für ihre Gemeinde wünschen. Mittlerweile haben die Ideen in Form von Arbeitskreisen (AK) alle ihre Fürsprecher bekommen. Dort wird mal mehr und mal weniger geträumt. Petersdorfs Bürgermeister Dietrich Binder erklärt das so: „Wir sind nicht die besten Träumer. Obwohl wir aufgefordert wurden, genau dies zu tun.“Aufgefordert wurden sie seitens des Planungsbüros, das das Gemeindeentwicklungskonzept begleitet.
Aktuell befindet sich das Projekt in der Fantasie-Phase, in der Träumen noch erlaubt ist. Anschließend muss die kritische Abwägung folgen. Erst dann kann entschieden werden, was Realität werden soll. Womit sich die Arbeitskreise beschäftigen und wo bereits erste Ideen umgesetzt wurden, verraten die Sprecher der Arbeitskreise selbst. Der Tenor bei allen: Es dürften ruhig noch mehr Leute mitmachen.
Klaus Settele, der sich aktuell mit sechs anderen im AK „Leben im Dorf“engagiert, erklärt, was die Intention ist. Das Leben im Dorf befindet sich im Wandel. Den Bäcker im Ort gibt es ebenso nicht mehr wie den Tante-Emma-Laden, Sportplätze werden tendenziell weniger frequentiert. Was fehlt, sind die Orte, um „Alltagskontakte“zu leben. Es geht darum, nun neue Wege zu finden, durchaus im Wortsinn.
Eine Idee könnte sein, die Ortsteile Petersdorfs mit Pfaden zu verbinden, auf denen man sich treffen könne. Diese Idee schwebt AKSprecher Settele vor. Sie deckt sich mit den Ideen aus dem AK „Umwelt, Landschaft, Naherholung, Mobilität“. Auch könnte, um die Nahversorgung im Ort zu verbessern, ein Markttag oder ein Dorfladenkonzept die Möglichkeit sein, um wieder mehr Raum für Begegnungen zu schaffen.
Detaillierter mit dem Thema auseinandersetzen können sich Interessierte im AK „Versorgung und Gewerbe“. AK-Sprecher Andreas Lamminger erklärt die zwei großen Themenkomplexe so: Bei der „Versorgung“gehe es in erster Linie um die Versorgung mit Lebensmitteln. Ob die Ideen in einem DorfladenKonzept münden werden oder ein Hol- und Bringdienst eine Lösung sein könnte, ist noch offen. Auch eine mobile Option wäre denkbar, bei der direkt bei den Lebensmittel produzierenden Landwirten im Ort geordert werden kann.
Das Thema „Gewerbe“ist noch vielseitiger. Hier geht es darum, was die Gemeinde tun kann, um Handwerker und Handelsbetriebe aktiv zu unterstützen. Leerstehende Landwirtschaftsbetriebe könnten ein Ansatzpunkt sein. So gibt es die Idee, die örtlichen Gewerbetreibenden als Ausbildungsbetriebe auszurichten, damit junge Menschen in Petersdorf eine Ausbildung absolvieren können. Lamminger weiß: „Je mehr Leute mitmachen, desto mehr Ideen und Möglichkeiten kann es geben.“Der AK „Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit“agiert Sprecher Jörg Völkl in zweierlei Hinsicht: Einerseits als Dienstleister für die anderen Arbeitskreise, doch die Mitglieder möchten auch eigene Ideen einbringen. Um dem Gemeindeentwicklungskonzept im Ort ein Gesicht zu geben, wurden ein Logo und ein Flugblatt entwickelt. Die Informationstafeln in den Ortsteilen werden stärker genutzt. In Kürze soll es auf der Internetseite der Gemeinde Petersdorf einen extra Reiter für das Thema Gemeindeentwicklung geben.
Weniger griffig, dafür bestens für die Phase des Träumens geeignet sind diese Ideen des Arbeitskreises: Vielleicht könne es ein Bürgernetz geben, das von Bürgern für Bürger gestaltet wird. Auch eine Art Objektbörse auf Gemeindeebene ist angedacht, um Leerstände im Ort zunächst Ortsansässigen anzubieten. Zudem gibt es Gedanken zu vereinsübergreifenden Aktionen wie beispielsweise ein Public Viewing oder auch die Zukunft der GlasfaserTechnologie und andere Standortfaktoren.
Der AK „Umwelt, Landschaft, Naherholung, Mobilität“hat sich schon aufgrund des Themas oft draußen aufgehalten. Ein Fokus liege auf dem Obst- und Waldlehrpfad, erklärt AK-Sprecher Markus Ehm. Beim Rundgang sei aufgefallen, dass der Inhalt mancher Schilder veraltet ist. Eine kleine Aktion sei bereits gelaufen, erklärt Ehm: „Wir haben den Serpentinenweg vom Knöterich befreit.“Zudem steht die Idee im Raum, den beliebten Weg zu erweitern.
Da der AK häufig zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs war, fiel auch auf, dass es manchmal recht schwer ist, von einem Ortsteil zum nächsten zu gelangen. So kam der Gedanke eines Wald-Wasser-Wiesen-Wegs mit Genuss-Stationen auf. Er umfasst sowohl Naschstationen als auch die (Wieder-)Herstellung von Plätzen, an denen man sich treffen und verweilen kann. Für Herbst plant der AK ein „Werkel-Wochenende“. AK-Sprecher Ehm weiß: „Anzupacken hilft auch dabei, die Motivation zu erhalten.“Denn gerade bei langfristigen Projekten wie diesem ist ein langer Atem gefragt.
Mit der Idee anzupacken kann sich auch Petersdorfs Rathaus-Chef Binder bestens anfreunden: „Ich liebe kurzfristige Projekte und schnelmit le Lösungen. Dennoch weiß ich, dass kleinere Schritte in größeren Projekten wichtig sind.“Mit dem Planungsbüro, das sich – nicht zuletzt aufgrund von Fördermaßnahmen – ein ganzheitlich angelegtes Konzept wünscht, wurde nun ein guter Kompromiss gefunden: Was wenig Kosten verursacht und sich gut einfügt, kann direkt umgesetzt werden. Die übrigen Ideen werden zu einem Päckchen geschnürt. Doch dafür braucht es vor allem eins: Noch mehr Bürger, die die Gemeinde Petersdorf aktiv mitgestalten möchten.
Ein Logo und ein Flugblatt wurden bereits entwickelt