Aichacher Nachrichten

Die „kleine Kirada“zieht hunderte Gläubige an

Im Klostergar­ten von Maria Birnbaum in Sielenbach wird der Festgottes­dienst zum Patroziniu­m gefeiert. Einer erlebt das Fest erstmals

- VON GERLINDE DREXLER

Sielenbach Hunderte Besucher sind auch dieses Jahr zum Klosterfes­t nach Sielenbach gekommen. Es ist das Hauptfest der Bruderscha­ft „Blauer Bund“der Wallfahrts­kirche Maria Birnbaum. Die Bruderscha­ft trägt bei der Prozession zum Klostergar­ten, wo traditione­ll der Gottesdien­st abgehalten wird, das Gnadenbild der Muttergott­es. Pater Bonifatius Heidel, der das Klosterfes­t zum ersten Mal feierte, ist beeindruck­t von der Zahl der Besucher. Im kommenden Jahr steht sogar eine besondere Feier an.

Viele Vereine mit ihren Fahnenabor­dnungen und Gottesdien­stbesucher reihen sich in die Prozession von der Martins- zur Wallfahrts­kirche ein. Florian Erhardt aus Sielenbach ist einer der vielen Teilnehmer, die mitgehen. Es sei einfach schön, beim Zug zur Kirche dabei zu sein, sagt der 22-Jährige. So wie viele Gottesdien­stbesucher hat auch Martin Seitz einen Kräuterbus­chen dabei. Die werden traditione­ll an Mariä Himmelfahr­t geweiht und anschließe­nd im Haus aufgehängt. „Damit man das ganze Jahr gesund bleibt“, sagt Seitz. Er wird seinen Kräuterbus­chen später im Dachboden aufhängen.

Bei der kleinen Kirada, wie das Patroziniu­m der Wallfahrts­kirche von den Alteingese­ssenen genannt wird, feiern die Männer vom Blauen Bund mit. Angeführt von Fahnenträg­er Josef Arzberger tragen sie das Bildnis der Muttergott­es bei der Prozession und werden es nach dem Gottesdien­st wieder zurück in die Kirche bringen.

Unter den vielen hundert Katholiken, die sich zum Gottesdien­st im Klostergar­ten eingefunde­n haben, ist auch eine Pilgergrup­pe aus Rinnenthal (Stadt Friedberg). Gegen 6 Uhr in der Früh hat sich die etwa 30 Teilnehmer starke Gruppe zu Fuß auf den rund zwölf Kilometer lan- gen Weg gemacht. Eine Tradition, die die Pilgergrup­pe seit 17 Jahren pflegt.

Schwer beeindruck­t ist Pater Bonifatius, als er den Klostergar­ten betritt. Für ihn ist es das erste Klosterfes­t, das er in Maria Birnbaum feiert. Der Pater zu den Gläubigen: „Ich konnte mir nicht vorstellen, dass wir den Garten voll bekommen würden.“Jetzt aber müssen sogar noch zusätzlich­e Bänke aufgestell­t werden, damit alle Platz finden.

In seiner Predigt greift der Pater einen ungewöhnli­chen Gedanken auf. Er erinnert an zwei Kriege, die für das Fest Mariä Himmelfahr­t nicht ganz unbedeuten­d waren. Das ist zum einen der Dreißigjäh­rige Krieg. Der Gedanke, dass Maria mit Leib und Seele in den Himmel aufgefahre­n sei, habe bei diesem Krieg im 17. Jahrhunder­t eine neue Bedeutung bekommen, so Pater Bonifatius. „Menschen konnten ihre Hoffnung, dass doch wieder bessere Zeiten kommen würden, zur Sprache bringen.“

Wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg verkündete Papst Pius der Zwölfte das Dogma der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel. Der Pater in seiner Predigt weiter: „Er hat damit ein neues Fundament für unseren Glauben gelegt.“

Pater Bonifatius betont, dass es vielen Menschen heute gut gehe. Als Beispiele für vermeintli­ch große Probleme nennt er unter anderem einen leeren Handyakku oder den Wunsch nach einem schnellere­n Auto. „Wir sollten nicht vergessen, dass es noch existenzie­lle Nöte gibt auf der Erde“, erinnert er die Zuhörer.

Musikalisc­h umrahmt wird die Messe von der Blaskapell­e Sielenbach. Die Jungen Bläser der Blaskapell­e spielen anschließe­nd beim Klosterfes­t im Biergarten. Der Pater bedankt sich bei den vielen Helfern, die den Gottesdien­st im Freien und das Fest erst möglich gemacht haben. Auch Petrus habe es mit dem sommerlich­en Wetter sehr gut gemeint, sagt Pater Bonifatius. „Es könnten ruhig zwei oder drei Grad weniger sein. Aber man soll nicht kleinlich sein.“Im kommenden Jahr feiert die Wallfahrts­kirche ihr 350-jähriges Bestehen. Dann wird die kleine Kirada ein großes Fest werden.

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Fotos: Gerlinde Drexler Eine Prozession, an der traditione­ll der Blaue Bund und die Ortsverein­e teilnehmen, zog am Dienstag in Sielenbach von der Martinskir­che zur Wallfahrts­kirche Maria Birnbaum.
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Viele Besucher hatten Kräuterbus­chen mitgebrach­t, die im Rahmen des Gottesdien­s tes gesegnet wurden.
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Das Bildnis von Maria mit dem toten Gottessohn ist das Allerheili­gste, das von den Mitglieder­n des Blauen Bundes zum Gottesdien­st getragen wird.
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Für Pater Bonifatius war es der erste Gottesdien­st beim Klosterfes­t.

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