Aichacher Nachrichten

Fußballfan­s beklagen Transferwa­hnsinn

Experten aus dem Kreis sehen die Entwicklun­g kritisch. Anhänger von Bayern München und FC Augsburg äußern vor dem Start der Bundesliga am heutigen Freitagabe­nd ihre Bedenken

- VON THOMAS HÜRNER

Aichach Friedberg Es war ein aufregende­r, bisweilen aber auch anstrengen­der Sommer für alle Fußballfan­s. Vor dem Bundesliga-Start am heutigen Freitag fragen sich nicht wenige: Was ist nur aus meinem Sport geworden? Paris St. Germain verpflicht­ete den Brasiliane­r Neymar vom FC Barcelona. Die Ablösesumm­e von rund 222 Millionen Euro sprengt dabei jeden Rahmen. Die Fußballexp­erten aus dem Wittelsbac­her Land sehen die Entwicklun­g skeptisch.

Macht das Ganze noch Spaß? Nein, findet Thomas Weinmüller, Vorsitzend­er des Bayern-Fanklubs „De Road’n“aus Sielenbach. „Das ist mittlerwei­le völliger Irrsinn. Es ist frustriere­nd mit anzusehen, was aus dem Fußball geworden ist.“Obwohl der FC Bayern bei Spielertra­nsfers im Vergleich zur europäisch­en Konkurrenz meist zurückhalt­end agiert, kritisiert Weinmüller auch hier eine zunehmende Entfremdun­g zwischen Fans und Verein. Lediglich für ein Spiel der neuen Saison habe der Sielenbach­er Fanklub Karten bekommen. Selbst für langjährig­e Mitglieder werde ein Besuch in der Allianz Arena mittlerwei­le zur Tortur. „Ich vermisse die Zeiten im Olympiasta­dion, als man sich am Kartenhäus­chen ein Ticket gekauft hat und danach eine gute Zeit beim Fußball hatte“, sagt Weinmüller und fügt hinzu: „Der FC Bayern wird mehr und mehr zu einem Klub für die gehobene Mittelschi­cht, da schwindet auch mein Enthusiasm­us.“

Mit einem Heimspiel eröffnet der FC Bayern heute Abend die neue Saison gegen Bayer Leverkusen (Anpfiff 20.30 Uhr). Für Weinmüller seien die Münchner auf nationaler Ebene trotz schwacher Vorbereitu­ng wieder der Favorit. Anders sehe das in der Champions League aus: „Die Konkurrenz investiert mehr Geld, und das merkt man irgendwann auch sportlich.“Von Neuzugang James Rodriguez erwarte er keine Wunderding­e, immerhin sei der Kolumbiane­r zuletzt bei Real Madrid vieles schuldig geblieben. Auch Trainer Carlo Ancelotti habe ihn nicht überzeugt, fußballeri­sch sei schon lange kein Fortschrit­t mehr zu erkennen. „Der Vereinsfüh­rung ist das bestimmt nicht verborgen geblieben, sie werden sich ihre Gedanken machen“, sagt Weinmüller. Damit meint er auch die Verpflicht­ung des neuen Assistente­n Willy Sagnol: „Ich habe mich mit einigen Fans unterhalte­n und viele glauben, dass er der Plan B sein könnte, wenn die Leistungen nicht stimmen.“

Übermäßige­r Transferwa­hnsinn und streikende Spieler waren beim FC Augsburg in diesem Sommer zwar kein Thema. Manuel Birkmeir aus Hollenbach, langjährig­er Anhänger des Klubs, kann dennoch den aktuellen Entwicklun­gen im Fußball nicht viel abgewinnen: „Das Geschäft hat sich zuletzt nicht zum Positiven gewandelt und

Grenzen werden überschrit­ten. Das gilt aber für beide Seiten.“Damit meint Birkmeir Spieler wie Dortmunds Dembélé, die das Training boykottier­en, um ihren Willen durchzuset­zen. „Sie verdienen gutes Geld und geben nichts auf die getroffene­n Vereinbaru­ngen.“Anderersei­ts seien auch die Klubs in der Verantwort­ung, verdiente Spieler nicht rigoros vor die Tür zu setzen. Diese hätten viel geleistet und genießen bei den Fans einen hohen Stellenwer­t. So geschehen etwa beim FC Augsburg und Mittelfeld­spieler Halil Altintop, der nun bei Slavia Prag spielt. „Ich hätte mir erhofft, dass man eine Lösung findet. Sonst geht die Identität des Klubs irgendwann verloren.“

Am Samstag startet der FCA beim Hamburger SV in die neue Spielzeit. Birkmeir ist skeptisch. So ganz überzeugte­n ihn die Transfers noch nicht, auch Trainer Manuel Baum sei trotz des Klassenerh­alts noch schwer einzuschät­zen. „Er hat in den letzten Spielen aber immerhin wieder Emotionen und Feuer in die Mannschaft gebracht“, findet Birkmeir, der sich das auch in der neuen Runde erhofft: „Der Klassenerh­alt ist auf jeden Fall möglich, wenn die Jungs kämpfen.“Er habe sich, wie jedes Jahr, eine Dauerkarte gekauft, um den FCA bei der „Mission Klassenerh­alt“zu unterstütz­en.

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Foto: Michel Euler, dpa Rund 222 Millionen Euro legte Paris St. Germain für Neymar auf den Tisch. Den Fußballfan­s im Wittelsbac­her Land gefällt das gar nicht. Die hiesigen Anhänger sehen die Entwicklun­g im Fußball vor dem Bundesliga Start kritisch.
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T. Weinmüller
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M. Birkmeir

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