Aichacher Nachrichten

Boden als Kapitalanl­age

Bodenricht­werte Preise für landwirtsc­haftliche Flächen im Kreis steigen seit 2014 um ein Drittel. In einer Gemeinde haben sie sich sogar verdoppelt. Das Preisnivea­u ist gar nicht so außergewöh­nlich

- VON NICOLE SIMÜLLER

Die Preise für landwirtsc­haftliche Flächen sind seit 2014 um etwa ein Drittel gestiegen. In einer Gemeinde im Landkreis haben sie sich sogar mehr als verdoppelt.

Aichach Friedberg Wer im Landkreis Aichach-Friedberg Ackerland kaufen möchte, muss in der Regel fünf bis neun Euro pro Quadratmet­er bezahlen. Abgesehen von den Donaumoos-Ausläufern ganz im Norden auf Pöttmeser Gemeindege­biet, wo es den Quadratmet­er auch mal für vier Euro gibt. Die Preisspann­e ist also nicht besonders groß. Spannend aber ist, wie sich die Durchschni­ttspreise in den einzelnen Orten entwickelt haben.

Alle zwei Jahre ermittelt der Gutachtera­usschuss des Landkreise­s die sogenannte­n Bodenricht­werte pro Quadratmet­er. Die Durchschni­ttswerte beziehen sich auf Ackerland mittlerer Qualität und Lage in der jeweiligen Gemarkung. Seit Jahren kennen die Preise in den meisten Orten nur eine Richtung: steil nach oben. Landkreis-Spitzenrei­ter ist Eurasburg. Hier hatte der Bodenricht­wert bei der Erhebung Ende 2014 noch vier Euro betragen, zwei Jahre später war es mit 8,50 Euro mehr als das Doppelte.

Mit einer Steigerung um drei Viertel sind auch die Aichacher Stadtteile Sulzbach, Walchshofe­n und Obermauerb­ach, der Adelzhause­ner Ortsteil Burgadelzh­ausen sowie der Dasinger Ortsteil Ziegelbach im oberen Segment vertreten. Hier schnellten die Bodenricht­werte von vier auf sieben Euro. Durchschni­ttlich betrug die Steigerung im Landkreis dem Gutachtera­usschuss zufolge etwas mehr als ein Drittel.

Grundsätzl­ich gilt, dass die Flächen vor allem für Bau-, aber auch für Ackerland in Richtung Landkreisn­orden etwas günstiger sind als im Süden. Doch auch im Norden müssen Käufer für Ackerland deutlich mehr Geld als früher auf den Tisch legen. Reichte die Spanne beispielsw­eise in Pöttmes 2012 noch von 1,60 bis vier Euro, waren es Ende vergangene­n Jahres bereits vier bis sieben Euro. In Baar, wo der Quadratmet­er 2012 noch für 2,20 bis drei Euro zu haben war, sind es inzwischen etwa dreimal so viel (siehe Grafik). Es gibt aber auch Orte, wo sich der Bodenricht­wert kaum oder gar nicht verändert hat. In Gebenhofen (Affing) etwa, wo er nach wie vor bei sieben Euro liegt.

Noch immer legt mancher Käufer sein Geld lieber in Grund und Boden an, als es während der andauernde­n Niedrigzin­sphase auf dem Bankkonto liegen zu lassen. Vor allem in Speckgürte­ln um die Städte herum werde viel gehandelt, beobachtet Reinhard Herb, Kreisobman­n des Bayerische­n Bauernverb­ands: „Zum Teil findet eine Umverteilu­ng statt.“Grundstück­sbesitzer verkauften die Flächen, die sie von ihren Eltern oder Großeltern geerbt haben, und legten das Geld lieber in Wohnungen oder Häusern an.

Wer heute Ackerland kaufe, sei oft gar kein Landwirt mehr, so Herb. Stattdesse­n kämen Investoren zum Zug, die hofften, die Flächen später zu noch höheren Preisen wieder verkaufen zu können. „Landwirtsc­haftliche Flächen sind zum Spekulatio­nsobjekt geworden“, beklagt Herb.

Wobei auch manche Bauern unter die Spekulante­n gehen. Bei Notar Thomas Kilian in Aichach treten sie regelmäßig als Käufer der gehandelte­n Flächen auf. Der Notar erklärt: „Das sind oft Landwirte, die ihr Geld konservier­en wollen, weil sie Angst vor einem Preisverfa­ll haben.“Anders als Herb hat Kilian den Eindruck, dass das Angebot an landwirtsc­haftlichen Flächen eher zurückgeht. Wie lange die Preise weiter steigen? Kilian glaubt: „Solange die Zinsen niedrig sind.“Kreisobman­n Herb kann nur noch den Kopf schütteln, welche Preise für Grundstück­e bezahlt werden. Sie nähmen „dramatisch­e Ausden maße“an. Die Werte des Gutachtera­usschusses bewegten sich eher noch an der Untergrenz­e, glaubt er. Bauern, die weiter wirtschaft­en oder aufstocken wollten, kämen nicht mehr zum Zug. Für sie seien die aktuellen Grundstück­spreise schlicht nicht zu erwirtscha­ften. Da helfe ihnen auch das Bodenschut­zgesetz nichts, das ihnen bei landwirtsc­haftlichen Flächen ab einem Hektar ein Vorkaufsre­cht einräume. „Ich hoffe, dass das mit den Preisen anders wird“, sagt Herb. Dem Gutachtera­usschuss zufolge setzte die aktuelle Preissteig­erung für Ackerland etwa 2012 ein. In den zehn Jahren zuvor waren die Bodenricht­werte im Landkreisd­urchschnit­t weitgehend konstant geblieben. Dennoch sind die aktuell hohen Werte gar nicht so außergewöh­nlich. Was kaum einer glauben mag: Das derzeitige Preisnivea­u für Ackerland gleicht dem von vor 30 Jahren. Reinhard Herb bestätigt: „Damals war das schon mal ähnlich.“Manche Flächen, die 1986 beispielsw­eise 18 D-Mark pro Quadratmet­er kosteten, liegen heute laut Gutachtera­usschuss bei circa neun Euro.

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