Boden als Kapitalanlage
Bodenrichtwerte Preise für landwirtschaftliche Flächen im Kreis steigen seit 2014 um ein Drittel. In einer Gemeinde haben sie sich sogar verdoppelt. Das Preisniveau ist gar nicht so außergewöhnlich
Die Preise für landwirtschaftliche Flächen sind seit 2014 um etwa ein Drittel gestiegen. In einer Gemeinde im Landkreis haben sie sich sogar mehr als verdoppelt.
Aichach Friedberg Wer im Landkreis Aichach-Friedberg Ackerland kaufen möchte, muss in der Regel fünf bis neun Euro pro Quadratmeter bezahlen. Abgesehen von den Donaumoos-Ausläufern ganz im Norden auf Pöttmeser Gemeindegebiet, wo es den Quadratmeter auch mal für vier Euro gibt. Die Preisspanne ist also nicht besonders groß. Spannend aber ist, wie sich die Durchschnittspreise in den einzelnen Orten entwickelt haben.
Alle zwei Jahre ermittelt der Gutachterausschuss des Landkreises die sogenannten Bodenrichtwerte pro Quadratmeter. Die Durchschnittswerte beziehen sich auf Ackerland mittlerer Qualität und Lage in der jeweiligen Gemarkung. Seit Jahren kennen die Preise in den meisten Orten nur eine Richtung: steil nach oben. Landkreis-Spitzenreiter ist Eurasburg. Hier hatte der Bodenrichtwert bei der Erhebung Ende 2014 noch vier Euro betragen, zwei Jahre später war es mit 8,50 Euro mehr als das Doppelte.
Mit einer Steigerung um drei Viertel sind auch die Aichacher Stadtteile Sulzbach, Walchshofen und Obermauerbach, der Adelzhausener Ortsteil Burgadelzhausen sowie der Dasinger Ortsteil Ziegelbach im oberen Segment vertreten. Hier schnellten die Bodenrichtwerte von vier auf sieben Euro. Durchschnittlich betrug die Steigerung im Landkreis dem Gutachterausschuss zufolge etwas mehr als ein Drittel.
Grundsätzlich gilt, dass die Flächen vor allem für Bau-, aber auch für Ackerland in Richtung Landkreisnorden etwas günstiger sind als im Süden. Doch auch im Norden müssen Käufer für Ackerland deutlich mehr Geld als früher auf den Tisch legen. Reichte die Spanne beispielsweise in Pöttmes 2012 noch von 1,60 bis vier Euro, waren es Ende vergangenen Jahres bereits vier bis sieben Euro. In Baar, wo der Quadratmeter 2012 noch für 2,20 bis drei Euro zu haben war, sind es inzwischen etwa dreimal so viel (siehe Grafik). Es gibt aber auch Orte, wo sich der Bodenrichtwert kaum oder gar nicht verändert hat. In Gebenhofen (Affing) etwa, wo er nach wie vor bei sieben Euro liegt.
Noch immer legt mancher Käufer sein Geld lieber in Grund und Boden an, als es während der andauernden Niedrigzinsphase auf dem Bankkonto liegen zu lassen. Vor allem in Speckgürteln um die Städte herum werde viel gehandelt, beobachtet Reinhard Herb, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands: „Zum Teil findet eine Umverteilung statt.“Grundstücksbesitzer verkauften die Flächen, die sie von ihren Eltern oder Großeltern geerbt haben, und legten das Geld lieber in Wohnungen oder Häusern an.
Wer heute Ackerland kaufe, sei oft gar kein Landwirt mehr, so Herb. Stattdessen kämen Investoren zum Zug, die hofften, die Flächen später zu noch höheren Preisen wieder verkaufen zu können. „Landwirtschaftliche Flächen sind zum Spekulationsobjekt geworden“, beklagt Herb.
Wobei auch manche Bauern unter die Spekulanten gehen. Bei Notar Thomas Kilian in Aichach treten sie regelmäßig als Käufer der gehandelten Flächen auf. Der Notar erklärt: „Das sind oft Landwirte, die ihr Geld konservieren wollen, weil sie Angst vor einem Preisverfall haben.“Anders als Herb hat Kilian den Eindruck, dass das Angebot an landwirtschaftlichen Flächen eher zurückgeht. Wie lange die Preise weiter steigen? Kilian glaubt: „Solange die Zinsen niedrig sind.“Kreisobmann Herb kann nur noch den Kopf schütteln, welche Preise für Grundstücke bezahlt werden. Sie nähmen „dramatische Ausden maße“an. Die Werte des Gutachterausschusses bewegten sich eher noch an der Untergrenze, glaubt er. Bauern, die weiter wirtschaften oder aufstocken wollten, kämen nicht mehr zum Zug. Für sie seien die aktuellen Grundstückspreise schlicht nicht zu erwirtschaften. Da helfe ihnen auch das Bodenschutzgesetz nichts, das ihnen bei landwirtschaftlichen Flächen ab einem Hektar ein Vorkaufsrecht einräume. „Ich hoffe, dass das mit den Preisen anders wird“, sagt Herb. Dem Gutachterausschuss zufolge setzte die aktuelle Preissteigerung für Ackerland etwa 2012 ein. In den zehn Jahren zuvor waren die Bodenrichtwerte im Landkreisdurchschnitt weitgehend konstant geblieben. Dennoch sind die aktuell hohen Werte gar nicht so außergewöhnlich. Was kaum einer glauben mag: Das derzeitige Preisniveau für Ackerland gleicht dem von vor 30 Jahren. Reinhard Herb bestätigt: „Damals war das schon mal ähnlich.“Manche Flächen, die 1986 beispielsweise 18 D-Mark pro Quadratmeter kosteten, liegen heute laut Gutachterausschuss bei circa neun Euro.