Merkel ist zu Recht sauer
Ob Audi-Chef Stadler oder ExVW-Boss Winterkorn dereinst von Gerichten für ihr Handeln im Diesel-Skandal belangt werden können, ist ungewiss. Ob es nun zu einer Verurteilung kommt oder nicht, eines steht zumindest fest: Beide Manager, denen große Verdienste um den Aufstieg von Audi und Volkswagen nicht abzusprechen sind, haben in einem zentralen Punkt versagt. Sie konnten den Abgas-Betrug nicht stoppen.
Selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass Stadler und Winterkorn selbst Getäuschte sind und nichts über das verbrecherische Treiben von Mitarbeitern wussten, sind sie gescheiterte Männer. Denn Vorstandsvorsitzende sollten ihren Laden so weit im Griff haben, dass sie illegale Handlungen unterbinden können. Letztlich müssen sie Regelwerke, Kontrollmechanismen und ein Klima schaffen, in dem Geschäfte gesetzeskonform ablaufen. Wenn ihnen das nicht gelingt, müssen sie die politische Verantwortung für ein solch moralisches Debakel übernehmen und gehen. Winterkorn ist dieser Pflicht nachgekommen, Stadler konnte sich dazu bisher nicht durchringen.
Doch es ist Zeit für neue AutoZeiten mit unbelasteten Managern an der Spitze. Das trifft im Übrigen auch auf Daimler-Chef Zetsche zu, dessen Unternehmen ebenfalls mitten in einer Abgas-Affäre steckt.
Vielleicht sollten die Männer noch mal nachlesen, was eine kluge Frau von ihnen hält. Kanzlerin Merkel hat ja gesagt, sie sei „sauer“auf die Auto-Bosse. In Wahrheit ist sie sicher stinksauer, schließlich haben die fürstlich bezahlten Manager dem Ruf des Industriestandortes Deutschland nachhaltigen Schaden zugefügt. Jetzt ist das Land der Dichter, Denker und Tüftler leider auch eines der Betrüger.