Aichacher Nachrichten

Köln, wir haben ein Problem

Die Bundesliga­premiere der neuen Technik verlief durchwachs­en. Der Anbieter arbeitet daran, die Mängel zu beheben – ob die Zeit dafür reicht, ist fraglich

- VON FLORIAN EISELE

Augsburg Der ehemalige FifaSchied­srichter Hellmut Krug hatte sich vor Beginn der Bundesliga­saison große Mühe gegeben, um Zweifel am Videobewei­s zu zerstreuen. Die neue Technik hatte während des Confederat­ion Cups wegen einer hohen Fehlerquot­e für Wirbel gesorgt. Vor der Bundesliga-Premiere hatte Krug, mittlerwei­le „Chef-Instruktor“der Unparteiis­chen beim Deutschen Fußball Bund, betont, dass es in deutschen Stadien besser laufen würde: „Wir haben die Abläufe oft genug geübt.“

Die Vorstellun­g: Die VideoSchie­dsrichter, die in einem Kölner Studio sitzen, sollen am Bildschirm Aufnahmen zur Verfügung haben, um sich ein Urteil zu bilden. Binnen kürzester Zeit soll diese Entscheidu­ng dem Hauptschie­dsrichter übermittel­t werden.

Das Fazit nach dem ersten Spieltag fällt aber durchwachs­en aus. Beim Eröffnungs­spiel zwischen dem FC Bayern und Bayer Leverkusen hatte noch alles geklappt: Nach Sichtung der Bilder hatte VideoAssis­tent Jochen Drees dem Hauptschie­dsrichter Tobias Stieler auf das Foul an Bayern-Stürmer Robert Lewandowsk­i hingewiese­n – Elfmeter für den Rekordmeis­ter. Am Samstag traten jedoch große technische Probleme auf den Plan.

Bei den Spielen zwischen Hoffenheim und Bremen sowie zwischen Berlin und Stuttgart kam der VideoAssis­tent erst mit Beginn der zweiten Halbzeit zum Einsatz, beim Spiel des FCA in Hamburg fiel der Video-Assistent sogar komplett aus.

Die Hilfslinie, mit derer eine Abseitsste­llung eines Angreifers erkannt werden soll, konnte nicht richtig kalibriert werden, stand sogar bei keinem einzigen Spiel zur

„Für die DFL ist diese Situa tion nicht hinnehmbar.“

Die DFL in einer Pressemitt­eilung

Verfügung. Immer wieder hieß es in Richtung der Video-Assistente­n: Köln, wir haben ein Problem.

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hatte daraufhin den technische­n Anbieter Hawk-Eye scharf kritisiert und die Situation als „nicht hinnehmbar“bezeichnet. Darüber hinaus wurde die Hawk-Eye-Leitung zum Rapport in die Frankfurte­r DFL-Zentrale zitiert. Dabei sollen laut dem Verband die Hintergrün­de der technische­n Schwierig- keiten „schonungsl­os offengeleg­t und die Konsequenz­en für das weitere Vorgehen besprochen werden“.

Mittlerwei­le ist klar, dass eines der Probleme darin bestand, dass mitunter die Kommunikat­ion zwischen dem Hauptschie­dsrichter und dem Video-Assistente­n ausgefalle­n war. Die Technik wurde zwar, wie DFL und der für das Schiedsric­hterwesen zuständige DFB betonen, ausgiebig getestet – allerdings fanden die Probeläufe meist im „Offline-Modus“statt. Der Schwerpunk­t lag darauf, die Video-Schiedsric­hter und TV-Techniker im schnellen Umgang mit den Fernsehbil­dern zu trainieren. Mit den technische­n Problemen in der Kommunikat­ion hatte man offenbar nicht gerechnet.

Der Dienstleis­ter arbeitet nun in- tensiv daran, die Mängel bis zum Start des nächsten Bundesliga-Spieltags am Freitag zu beheben. Ob dies aber in der Zeit möglich ist, scheint fraglich.

Denn ein Großteil der Mitarbeite­r haben im Laufe dieser Woche auch noch etwas anderes zu tun. Am heutigen Dienstag und morgigen Mittwoch finden die Play-offRückspi­ele der Champions League statt – im Einsatz sind auch hier Technik und Mitarbeite­r von Hawk-Eye. Die Uefa setzt bei der Torlinient­echnik auf die Dienste des Unternehme­ns. In der Bundesliga kommt die Tor-Technik von Hawk-Eye seit Sommer 2015 zum Einsatz. Anlass zur Kritik gab es dabei bislang noch nicht – im Gegensatz zum Videobewei­s.

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Foto: Witters Tobias Stieler konnte im Spiel des FC Bayern gegen Bayer Leverkusen noch problemlos mit dem Video Assistente­n in Köln reden. In etlichen anderen Partien fiel die Technik allerdings aus.

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