Schule daheim
Französische Eltern dürfen ihre Kinder ganz offiziell zu Hause unterrichten
Arte, 19.40 Uhr Es ist ein Satz, der in deutschen Schulklassen Neid auslösen dürfte: „Saskian Woods ist 14 Jahre alt und noch keinen Tag in seinem Leben zur Schule gegangen.“Mit ihm beginnt die Dokumentation „Freilerner“an diesem Donnerstag (19.40 Uhr) auf Arte. Sie stellt die Situation von Familien in Frankreich und Deutschland gegenüber, die ihre Kinder lieber selbst unterrichten, als sich auf staatliche Bildungsangebote zu verlassen.
Ein Gutshof in Nordrhein-Westfalen und ein moderner Zwei-Verdiener-Haushalt im französischen Montpellier: Es sind keine religiösen Dogmatiker und keine „Outlaws“, die Autor Klaus Balzer in ihrem Ringen um selbstbestimmte Bildung begleitet. Es sind Familien mit finanziellen und intellektuellen Ressourcen, die für ihre Kinder das wollen, was sie für die bestmögliche Bildung halten: Die Kinder sollen ihren Interessen folgen, Lerntempo und Unterrichtsinhalte selbst bestimmen. 20000 Schüler werden in Frankreich laut Balzers Recherche zu Hause unterrichtet – ganz legal. Die Eltern der rund 1000 Kinder, die demnach in Deutschland betroffen sind, riskieren hingegen harte Strafen, weil in Deutschland Schulpflicht herrscht.
In den Alltag religiöser Gemeinschaften, sie stellen einen hohen Prozentsatz der Schulverweigerer, gibt „Freilerner“zwar keinen Einblick. Dafür wird aber gezeigt, was Regelschulen oft nur unzureichend gelingt: Die natürliche Offenheit und das Interesse zu erhalten, die den meisten Kindern angeboren ist. Wie dies besser gelingen könnte, dürfte die Bildungspolitik links und rechts des Rheins auch in Zukunft beschäftigen.