Wenn das Haustier zur Last wird
In der Sommerzeit werden ganz besonders viele herumstreunende Tiere beim Augsburger Tierschutzverein abgegeben. Warum das so ist und was dann mit den Hunden und Katzen passiert
Im Sommer muss der Tierschutzverein Augsburg die meisten herrenlosen Tiere im Jahr aufnehmen. Während der Urlaubszeit streunen viele Katzen durch die Straßen, Kaninchen sitzen in Vorgärten und Vögel auf fremden Fensterbrettern. Keiner weiß, wem sie gehören.
Sabina Gaßner, Geschäftsführerin des Tierschutzvereins, bezeichnet den Sommer als „Hochzeit“für Tierfunde. „Ja, wir haben im Sommer mehr Tiere, die frei draußen rumlaufen, aber halt auch viel weniger Besitzer, die danach suchen“, sagt sie. Die Tiere würden nicht im klassischen Sinn ausgesetzt. „Fast niemand bindet irgendwo seine Katze oder seinen Hund an und fährt dann weg“, sagt Gaßner.
Viel eher wirke es so, als würden Türen einfach offen gelassen und wenn das Tier dann weg sei, würden die Besitzer sich keine Mühe mehr geben, nach Katze oder Kaninchen zu suchen. „Wenn die Leute in den Urlaub fahren, reden sie sich ein, dass die Katze schon allein zurechtkommt, dass das Kaninchen schon nicht aus der offenen Tür hoppelt.“Wenn die Haustiere nach dem Urlaub nicht zurückkämen, würden sie das Tier auch nicht vermissen.
Weil das Aussetzen von Tieren strafbar ist, werden meistens Katzen und Kaninchen oder Meerschweinchen freigelassen, weil die schwieriger zu erkennen sind, sagt Gaßner. Hunde hingegen würden nur ganz selten zurückgelassen. „Die erkennt immer irgendjemand wieder und der Besitzer ließe sich ermitteln“, Gaßner. Der Tierschutzverein muss auch viele Vögel aufnehmen.
Besonders häufig müssten sie Wellensittiche und Kanarienvögel versorgen, sagt Gaßner. Die kleinen Vögel hätten in vielen Fällen keinen Ring am Bein und seien deswegen nur schwer zu identifizieren. „Da meldet sich auch in den meisten Fällen kein Besitzer“, sagt Gaßner. Anders sehe das bei größeren Vögeln wie Papageien oder Nymphensittichen aus.
Die sind meistens beringt und der Halter leicht zu ermitteln. „In den meisten Fällen sind die Menschen total dankbar, wenn wir ihnen ihren Vogel zurückbringen können“, erzählt Sabina Gaßner.
Wenn ein Tier beim Tierschutzverein abgegeben wird, startet dieser einen Aufruf: Auf Facebook und auch auf der Homepage des Vereins veröffentlichen die Tierschützer Bilder des Tieres und suchen den Besitzer.
„Zusätzlich suchen wir noch in einschlägigen Foren und auch auf Facebook nach einer entsprechenden Suchmeldung des Besitzers“, erklärt Gaßner das Vorgehen. Allein in den letzten zwei Monaten hat der Tierschutzverein 14 verlassene Tieerklärt re aufgenommen, die meisten davon sind Katzen.
Trotz aller Anstrengungen können die meisten Tiere nicht ihrem Besitzer zurückgegeben werden. 28 Tage, nachdem das Tier gefunden wurde, kann es an einen neuen Besitzer vermittelt werden. Gaßner: „Wir haben zum Glück selten Schwierigkeiten, neue Besitzer für die ausgesetzten Tiere zu finden.“
Die Vermittlung ist jedoch für sechs Monate unter Vorbehalt, da der eigentliche Besitzer so lange das Recht hat, sein Tier zurückzufordern. Das aber passiert nur selten, so Gaßner. Auch, weil die Besitzer ihre Tiere nicht mehr erkennen könnten.
Sie empfiehlt, das Haustier unbedingt registrieren und markieren zu lassen. „Wir haben auch Leute hier, die zwar verzweifelt auf der Suche nach ihrem Haustier sind, aber es einfach nicht zweifelsfrei identifizieren können.“
OTierheim Wer ein Tier findet, kann es montags bis sonntags von 7.30 bis 17 Uhr im Tierheim des Vereins an der Holz bachstraße abgeben. Weitere Informa tionen über den Tierschutzverein gibt es im Internet unter www.tierheim augs burg.de.