Aichacher Nachrichten

Der „Arbeiterve­rein Kühbach“ist 90

Der Ortsverein der Katholisch­en Arbeitnehm­erbewegung feiert seinen Geburtstag im September mit Festmesse und Festumzug. Vor welcher Herausford­erung der Verein steht und warum er gegründet worden ist

- VON GERLINDE DREXLER

Kühbach Sorgen und Nöte in wirtschaft­lich schweren Zeiten führten vor 90 Jahren zur Gründung des Arbeiterve­reins Kühbach, dem heutigen Ortsverban­d der Katholisch­en Arbeitnehm­er-Bewegung (KAB). Es folgten Jahre, in denen der Verein teilweise nur noch von wenigen Mitglieder­n zusammenge­halten wurde. Am Sonntag, 17. September, feiert die KAB Kühbach ihr Gründungsj­ubiläum. Der Ortsverban­d steht vor einer Herausford­erung.

Der Name „Arbeiterve­rein“war vor 90 Jahren noch durchaus wörtlich gemeint. In der Gründerzei­t gehörten der KAB Kühbach vor allem landwirtsc­haftliche Arbeiter der Gutsverwal­tung Kühbach an oder Arbeiter, die in anderen Berufsspar­ten oder als Nebenerwer­bslandwirt­e ihr Geld verdienten. Vorsitzend­er des Gründungsv­orstandes der KAB Kühbach war Leonhard Gröber, ein Arbeiter der Gutsverwal­tung.

Ins Leben gerufen hatte den Verein Pfarrer Karl Knaus, der Anfang 1927 die Pfarrei St. Magnus in Kühbach übernahm. Die KAB war eines von vielen Vorhaben, das Pfarrer Knaus während seiner Zeit in dem Markt umsetzte, um der arbeitende­n Bevölkerun­g unter die Arme zu greifen. Mit der Gründung des Katholisch­en Arbeiterve­reins St. Josef Kühbach setzte der Pfarrer eine Bewegung fort, deren Anfänge bis ins Jahr 1874 zurückreic­hen und 1902 zur Gründung des KAB-Diözesanve­rbandes Augsburg führte.

Trotz schwierige­r Zeiten und knappen finanziell­en Mitteln gelang es dem Vorstand laut der Vereinschr­onik schon bald, eine Fahne zu beschaffen. Schon am 20. Mai 1929, also zwei Jahre nach der Gründung, die neue Fahne geweiht werden. Eine Seite zeigt das Kühbacher Wappen, die andere den heiligen Josef. Fahnenträg­er war damals Ferdinand Antl, begleitet von Josef Durner und Leonhard Gröber sowie den Festjungfr­auen.

Bis in die 1930er-Jahre tat sich der Verein nicht nur bei kirchliche­n Anlässen hervor. Zusammen mit dem Vereinsgrü­nder zeigte er Theaterauf­führungen, organisier­te Weihnachts­feiern und das jährliche Krippenspi­el. 1939 kam das Vereinsleb­en zum Erliegen. In der Chronik heißt es: „Auf Anordnung damaliger Machthaber wurden die katholisch­en Arbeiterve­reine verboten und aufgelöst.“

Der Verein fristete mehrere Jahre ein stilles Dasein. Zusammenge­halten wurde er nur noch von wenigen Mitglieder­n, die bei feierliche­n Anlässen mit der inzwischen schon arg verschliss­enen Fahne mitmarschi­erten. Nach vielen Jahren der Untätigkon­nte keit kam 1967 dann die Wende. Pfarrer Johannes Kornprobst berief eine Versammlun­g zur Wiedergrün­dung des Arbeiterve­reins ein. Vorsitzend­er des Vereins „Werkvolk Kühbach“, wie der Ortsverban­d bis 1971 hieß, wurde Josef Brugger. Um den Verein auf eine solide Basis zu stellen, musste er vor allem Mitglieder werben. Auch mussten die Mitglieder des Vorstandes sich in Seminaren mit der Arbeit und den Zielen der KAB erst einmal das notwendige Rüstzeug aneignen. Am Anfang wären die angebotene­n Veranstalt­ungen in Kühbach deshalb noch recht spärlich gewesen, heißt es in der Chronik.

Das änderte sich bald. Neben überregion­alen Aktions- und Arbeitskre­isen werden heute Bildungsun­d Diavorträg­e allgemeine­r und religiöser Art, geistliche Besinnungs­tage und Exerzitien angeboten. Ebenso Hilfen für den Einzelnen oder Familien bei Fragen des Sozial-, Arbeits- und Steuerrech­ts, in Rentenange­legenheite­n und der Altenerhol­ung. Sehr beliebt sind auch die Frauenwall­fahrten und Bergmessen. Ausflüge und die Maiandacht­en in der Buchkapell­e sind aus der Arbeit der KAB Kühbach nicht mehr wegzudenke­n.

Über viele Jahrzehnte hinweg beteiligte sich die KAB auch maßgeblich an Basaren und Märkten der Pfarrei sowie am Marktfest. Die Erlöse wurden immer der Pfarrgemei­nde Kühbach gespendet und damit ein großer Beitrag zur Finanzieru­ng verschiede­ner Angebote der Pfarrei geleistet. Aufgrund der sinkenden Mitglieder­zahlen seien diese Aktivitäte­n leider nicht mehr möglich, sagt Richard Monzer, der den Ortsverban­d seit 23 Jahren leitet. Aktuell hat die KAB Kühbach 45 Mitglieder. Die Neuwerbung von Mitglieder­n ist die Herausford­erung, vor der der Ortsverban­d steht.

 ?? Fotos/Repro: Gerlinde Drexler ?? Ferdinand Antl (Mitte) trug die Fahne bei der Fahnenweih­e im Mai 1929 zusammen mit seinen Begleitern Josef Durner und Le onhard Gröber. Festjungfr­auen waren Hilde Nefzger, Hilde Lindermeie­r, Viktoria Treffler, Kreszenz Oberhauser und Lina Vogel sang...
Fotos/Repro: Gerlinde Drexler Ferdinand Antl (Mitte) trug die Fahne bei der Fahnenweih­e im Mai 1929 zusammen mit seinen Begleitern Josef Durner und Le onhard Gröber. Festjungfr­auen waren Hilde Nefzger, Hilde Lindermeie­r, Viktoria Treffler, Kreszenz Oberhauser und Lina Vogel sang...
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 ??  ?? Einige Männer beteiligte­n sich am Koch kurs, den die KAB Kühbach in der Ver bandsschul­e angeboten hatte.
Einige Männer beteiligte­n sich am Koch kurs, den die KAB Kühbach in der Ver bandsschul­e angeboten hatte.

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