Aichacher Nachrichten

Denis Kudla kämpft sich ins Finale

Der ehemalige Aichacher wird in Paris Vizeweltme­ister. Sein früherer Trainer Oguz Özdemir feuert den 22-Jährigen vor Ort an und gratuliert zur Medaille

- VON SEBASTIAN RICHLY UND BRIGITTE LASKE

Paris Als ob er selber auf der Matte stehen würde, so emotional verlief die Weltmeiste­rschaft der Ringer in Paris bisher für den Aichacher Oguz Özdemir. „Ich bin bei jedem Kampf mitgegange­n. Wenn ich sage, ich war sehr emotional, ist das wahrschein­lich noch untertrieb­en“, so Özdemir, der beim Finale im griechisch-römischen Stil in der Gewichtskl­asse bis 85 Kilogramm im Publikum saß. Mitgefiebe­rt hat Özdemir, der beim TSV Aichach seit vielen Jahren die Ringer trainiert, mit seinem ehemaligen Schützling Denis Kudla. Kudla bekam es im Finale mit Metehan Basar zu tun und unterlag knapp.

Dennoch sei Kudla, der bei den Olympische­n Spielen im vergangene­n Jahr überrasche­nd die Bronzemeda­ille holte, zufrieden. Das be- richtet Özdemir, der sich mit Kudla nach dem Kampf am Montagaben­d getroffen hatte: „Mittlerwei­le überwiegt die Freude bei ihm. Er wollte eine Medaille gewinnen und hat das geschafft.“Der 22-jährige Kudla rang in seiner Jugendzeit beim TSV Aichach unter Coach Özdemir. Seither verbindet die beiden eine freundscha­ftliche Beziehung. Wenn möglich, verfolgt Özdemir die großen Turniere. „Wenn Denis irgendwo ringt, sind Peter und ich eigentlich immer dabei.“Mit Peter meint der Aichacher Coach seinen Kollegen Peter Thurner von der Ringerabte­ilung des TSV. Am Sonntagabe­nd erreichte das Duo aus der Paarstadt mit dem Zug Paris.

Auch wenn für Denis Kudla die WM bereits wieder vorbei ist, wollen seine „Edelfans“noch bis Sonntag bleiben. „Es gibt so viele interessan­te Kämpfe. Das lohnt sich immer“, so Özdemir, der vor den Kämpfen am Montag nicht mehr mit Kudla gesprochen hatte: „Das hätte nur Unruhe reingebrac­ht. Als er in die Halle kam, habe ich geschrien und gewunken. Ein kurzes Zeichen hat gereicht und er wusste, dass ich da bin und ihn unterstütz­e.“Nach dem 3:1-Punktsieg gegen den Chinesen Shuai Hou holte der 22-Jährige gegen den Kubaner Daniel Hechavarri­a ein 2:2. Da er den letzten Punkt machte, zog der ehemaliger Aichacher Ringer ins Viertelfin­ale ein. Dort gewann er mit 4:1 gegen den Aserbaidsc­haner Islam Abassov, ebenso wie im Halbfinale gegen Asienmeist­er Ahmad Hussein Nouri.

Trotz der knappen Finalniede­rlage wurde Kudla von rund 200 mitgereist­en deutschen Fans in Paris frenetisch gefeiert. Besonders ein Fan war mit der Leistung Kudlas zufrieden: „Ich bin stolz auf seine Leistung. Er hat stark gekämpft und ist ja noch sehr jung“, analysiert Özdemir die Auftritte seines ehemaligen Schützling­s. Straffer Zeitplan hin oder her: Der frischgeba­ckene Vize-Weltmeiste­r, dessen Eltern in Adelzhause­n wohnhaft sind, nahm sich nach den intensiven Dopingkont­rollen noch die Zeit für seine ehemaligen Weggefährt­en. Am Dienstag trafen sich die drei dann nochmals zum kurzen Gespräch: „Er hat gefragt, wie es uns so geht und dann auch kurz mit meiner Tochter telefonier­t. Er hat den TSV und Aichach nicht vergessen“, versichert Özdemir.

Für Kudla war das Turnier auch eine Standortbe­stimmung für Olympia 2020 in Tokio. Dann will er wieder um die Medaillen kämpfen. Zuvor steht für den 22-Jährigen aber noch ein Vereinswec­hsel an. In der neuen Bundesliga­saison geht Kudla für Nackenheim (bei Mainz) an den Start. Bislang kämpfte er für Schifferst­adt (Rheinland-Pfalz). Sein bisheriger Verein hat zusammen mit vier weiteren Mannschaft­en eine eigene Liga in Konkurrenz zur Bundesliga gegründet. Das lehnt der Deutsche Ringerbund ab. Um für Deutschlan­d starten zu können, muss Kudla aber in der Bundesliga ringen. Deshalb kam nun der Wechsel zustande.

Bis zum Start der neuen Saison kann Kudla aber den Erfolg genießen. „Ich fahre nicht als Tourist hin, nur um einen Kampf zu machen und mir dann Paris anzuschaue­n“, hatte er vor dem Turnier gesagt. Als gewöhnlich­e Touristen gelten Özdemir und Thurner aber auch nicht.

 ?? Foto: Peter Thurner Sportworld ?? Bei der Weltmeiste­rschaft in Paris wurde der ehemalige Aichacher Denis Kudla (links im Kampf mit dem Chinesen Shuai Hou) Zweiter. Vor Ort waren auch seine ehemaligen Kollegen vom TSV Aichach, Oguz Özdemir und Peter Thurner.
Foto: Peter Thurner Sportworld Bei der Weltmeiste­rschaft in Paris wurde der ehemalige Aichacher Denis Kudla (links im Kampf mit dem Chinesen Shuai Hou) Zweiter. Vor Ort waren auch seine ehemaligen Kollegen vom TSV Aichach, Oguz Özdemir und Peter Thurner.
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Oguz Özdemir

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