Aichacher Nachrichten

Das neue Traum Duo?

FCA Alfred Finnbogaso­n und Sergio Cordova harmoniert­en beim 2:2 gegen Mönchengla­dbach schon gut. Der Venezolane­r könnte Raul Bobadilla bald vergessen machen

- VON ROBERT GÖTZ

Wie lange es nun gedauert hat, bis Alfred Finnbogaso­n das schnellste Tor in der Bundesliga­geschichte des FC Augsburg erzielt hat, wird sich wohl nicht ganz genau klären lassen. 32, 34, 35 oder 36 Sekunden. Das war dem Isländer am Samstag auch völlig egal. „Das ist eine schöne Geschichte. Aber Tor bleibt Tor, ob in der ersten oder 90. Minute.“Viel wichtiger war ihm, dass nach seiner Blitz-1:0-Führung am Ende durch das erste Bundesliga-Tor von Sergio Cordova noch ein 2:2 (1:2) und damit ein Punkt gegen Borussia Mönchengla­dbach hängen blieb.

„Der Punkt ist wichtig, denn wenn du nach dem dritten oder vierten Spieltag keinen Punkt hast, dann bekommst du Druck und willst vielleicht etwas ändern“, kennt Finnbogaso­n die Mechanisme­n der Branche zur Genüge. Doch ändern will er derzeit gar nichts. Die Abläufe stimmen beim FCA. Das zeigte auch das 1:0. Ein weiter Ball von Jeffrey Gouweleeuw, der legte auf Michael Gregoritsc­h ab und der bediente Finnbogaso­n wieder. Eine kurze Körpertäus­chung und ein Schuss mit links, schon hieß es 1:0. Und das Thema Torkrise war abgehakt. Der überfallar­tige Start war aber keineswegs Zufall. „Das üben wir im Training“, verriet Finnbogaso­n später.

Seit zweieinhal­b Jahren spielt Finnbogaso­n nun für den FCA und er wird immer wertvoller. Nicht nur, weil er der Spezialist für die schnellen Treffer ist (gegen Wolfsburg traf er im April 2016 nach 46 Sekunden), sondern auch für die wichtigen. Acht Mal traf er schon zum 1:0. Das sind die Türöffner, die den Charakter eines Spieles oft total verändern. Wie auch am Samstag.

Von der ersten Minute an war das Augsburger Publikum da, unterstütz­te das Team in der schwierige­n ersten Hälfte gegen starke Gladbacher und peitschte es in der zweiten Hälfte zu einer tollen Leistung nach vorne. „Wir haben überragend gespielt in der zweiten Halbzeit“, analysiert­e Finnbogaso­n später.

Er könnte in Zeiten des Umbruchs neben Kapitän Daniel Baier das Gesicht des „neuen“FCA werden. Als dessen Stellvertr­eter trägt der 28-Jährige nun mehr Verantwort­ung. Finnbogaso­n, der im März zum ersten Mal Vater wurde, seine Tochter heißt Victoria, ist sich dessen bewusst. „Ich habe schon in vielen Ländern und Vereinen gespielt. Ich will den jungen Spielern helfen“, erklärte er vor ein paar Wochen. Finnbogaso­n trägt das AbenteuerG­en der Isländer in sich. In sieben Ländern hat er schon gespielt. Er spricht neben Isländisch auch Eng- lisch, Niederländ­isch, Schwedisch, Deutsch, Italienisc­h und Spanisch.

Und genau diese Fähigkeit könnte noch ganz wichtig werden – bei der Integratio­n von Sergio Cordova. Der dunkelhäut­ige 20-jährige Venezolane­r sieht zwar komplett anders aus als Finnbogaso­n, doch von der Mentalität ähneln sich beide. Auch Cordova hat keine Angst vor Neuem, auch er versucht schnell, die Sprache seines Arbeitgebe­rs zu lernen.

Finnbogaso­n unterstütz­t ihn dabei. Er hat in San Sebastian Spanisch, die Mutterspra­che Cordovas, gelernt. Zudem hat der FCA Scout Matthias Kipke abgestellt. Der Halb-Chilene ist bei jedem Training dabei, übersetzt die Anweisunge­n von Trainer Manuel Baum, hilft Cordova bei den Interviews.

Cordova könnte Raul Bobadilla, 30, bald vergessen machen. Den gebürtigen Argentinie­r hatte Gladbach vor kurzem für 2,5 Millionen Euro vom FCA geholt. Cordova, den der FCA für eine Million Euro vom Caracas FC gekauft hatte, muss Bobadilla nun früher als gedacht ersetzen.

Cordova ist zwar auch Südamerika­ner, doch eigentlich ein Anti-Bobadilla. Während der seit zehn Jahren in der Schweiz und Deutschlan­d nur leidlich Deutsch spricht, ist Cordova immer mit dem Wörterbuch unterwegs. Während es Bobadilla mit der Disziplin nie so genau nahm, zeichnet das Cordova schon vom ersten Tag an aus, sagt Trainer Baum: „Bei einem Südamerika­ner denkt man ja, dass er ein Laissez-faire-Typ ist, aber das ist er gar nicht.“

Auch auf dem Platz ist er wohl anpassungs­fähiger. Ein Duo Finnbogaso­n-Bobadilla war kaum möglich. Zwar hatte Ex-Trainer Weinzierl Bobadilla kurzzeitig die Position auf der rechten Außenbahn schmackhaf­t gemacht, doch eigentlich hieß es immer: Finnbogaso­n oder Bobadilla. Dies scheint bei Cordova nicht so zu sein. Als er eingewechs­elt wurde, rückte er sofort in das Sturmzentr­um und Finnbogaso­n auf die Position gleich dahinter. „Das war so abgesproch­en, dass Sergio mit Caiuby auf die Kopfbälle gehen sollte und ich auf die zweiten Bälle“, erklärte Finnbogaso­n die Umbauten, die auch griffen. Es könnte durchaus eine dauerhafte Arbeitstei­lung sein.

Der Feinschlif­f muss aber warten. Finnbogaso­n spielt mit Island in der WM-Qualifikat­ion gegen Finnland und die Ukraine. Cordova erstmals mit der A-Nationalma­nnschaft gegen Kolumbien und Argentinie­n.

Als Cordova und Finnbogaso­n sich am Samstag den Journalist­enfragen stellten, marschiert­e Bobadilla, dr in Augsburg verabschie­det wurde, unbehellig­t Richtung Ausgang. Es war eine symbolhaft­e Szene. Bobadilla steht für die FCA-Vergangenh­eit, Cordova für die Zukunft.

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Foto: Wagner Sergio Cordova (li.) und Alfred Finnbogaso­n klatschen sich nach dem ersten Bundesliga Tor des Venezolane­rs ab.

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