Aichacher Nachrichten

Er trommelt für Togo

Mit einem Verein forciert Vincent Semenou Bildung in seiner Heimat

- VON ELISA MADELEINE GLÖCKNER

Augsburg/Friedberg Vincent Komlan Semenou ist Trommler. Die Energie schwingt mit, wenn seine Hände auf die Djembé treffen. Diese Energie möchte der 44-jährige Togolese nutzen, um auf Missstände in seiner Heimat aufmerksam zu machen. Heute lebt Semenou in Friedberg und arbeitet als Pastoralre­ferent für die Altenseels­orge des Bistums Augsburg. Er stammt aus Togo in Westafrika, das zu den 30 ärmsten Ländern der Welt zählt. Das Bildungssy­stem ist defizitär, Analphabet­ismus verbreitet. „Ich bin ein Idealist“, bekräftigt Semenou. Und er verfolgt Ziele.

Ein solches findet sich in Zafi, dem Heimatdorf des 44-Jährigen. Die katholisch­e Grundschul­e des Orts verkommt. „Eines von insgesamt zwei Gebäuden ist vollständi­g kaputt“, so der Togolese. Momentan werde der Unterricht in einer provisoris­chen Unterkunft abgehalten – „kein Zustand“. Um das zu ändern, hat der Pastoralre­ferent den Verein Yayra ins Leben gerufen. Wo? In einem Studentenw­ohnheim.

Wie? „Als ich 2009 nach Augsburg gekommen bin, um hier zu promoviere­n, habe ich im Universitä­tsviertel gewohnt“, erzählt Semenou. Eines Abends habe ihn die Sekretärin des Wohnheims gebeten, einen Vortrag über Bildungssy­steme in der Dritten Welt zu halten. „Die Leute waren interessie­rt.“Viele Studenten hätten sich angesproch­en gefühlt. „Wir haben uns zusammenge­schlossen und später als Verein angemeldet.“Yayra hat schon einiges erreicht. Mithilfe von Spenden wurden Sanitäranl­agen in der Grundschul­e installier­t. Aber es geht weiter: „Bildung ist ein lebenslang­er Prozess“, findet Semenou. „Alles, worunter der Mensch leiden kann, kann durch Bildung in unterschie­dlichen Aspekten beseitigt werden.“Hier setzt Yayra an. Der Verein forciert neben der Schul- auch die Erwachsene­nbildung. „Um unmittelba­r Früchte zu ernten, müssen wir die Eltern begleiten, aufklären und ihnen Werkzeug an die Hand geben, damit sie sich selbststän­dig organisier­en können“, erläutert der Theologe. Darunter fallen auch Landwirtsc­haft, Hygiene und Erziehung.

Mit Unterstütz­ung von Bengo – einer Beratungss­telle für private Träger in der Entwicklun­gszusammen­arbeit – wird Yayra in den nächsten vier Monaten Umbaumaßna­hmen an der Schule in Zafi vornehmen: „Wir werden ein Gebäude sanieren, das andere neu bauen.“Die finanziell­e Eigenleist­ung von Yayra und der Dorfgemein­de beträgt 25 Prozent. Dazu veranstalt­et der Verein ein Benefizkon­zert. Am Samstag, 9. September, spielt die Band Newport in Augsburg. Davor wird Semenou die Werbetromm­el rühren und am Abend seine Djembé zum Vibrieren bringen. „Es wird belebende Beats, Grooves und südländisc­he Stimmung geben“, verspricht er. „Außerdem wird man viel über Afrika erfahren können.“

Für Semenou ist Friedberg zur neuen Heimat geworden. Als NeuBayer besitzt er sogar eine Lederhose. Noch lebt er auf Visum-Basis in Deutschlan­d. Aber er wünscht sich eine doppelte Staatsbürg­erschaft. ⓘ

Termin Das Benefizkon­zert findet am Samstag, 9. September, 19.30 Uhr, im Brauhaus 1516 beim Augsburger Haupt bahnhof statt. Eintritt ist frei.

Im Internet: www.yayra.net.de

 ?? Foto: Elisa Glöckner ?? Für das Benefizkon­zert rührt Semenou die Werbetrom mel – und er spielt Djem bé.
Foto: Elisa Glöckner Für das Benefizkon­zert rührt Semenou die Werbetrom mel – und er spielt Djem bé.

Newspapers in German

Newspapers from Germany