Stadt sperrt nach tödlichem Unfall einen Radweg
Ein Fall in Oberhausen zeigt, wie schwierig es ist, Radfahrern und motorisiertem Verkehr gerecht zu werden
Gut anderthalb Jahre nach einem tödlichen Radunfall in der Donauwörther Straße hat die Stadt reagiert – und die Situation für Radfahrer entschärft. Es ging um eine gefährliche Linksabbiegespur für Radler an der Kreuzung nahe der Tramhaltestelle Oberhausen-Nord. Die Spur wurde jetzt gesperrt. Ideal ist die Lösung aber nicht. Für Radfahrer dauert es jetzt deutlich länger, wenn sie die Kreuzung passieren wollen.
Der Unfall spielte sich im Dezember 2015 ab. Eine Radfahrerin, 54 Jahre alt, kam damals aus Richtung Gersthofen und wollte an der Kreuzung nach links in Richtung Augsburg weiterfahren. Kurz vor der Kreuzung bog der Radweg auf die Straße ein und kreuzte die Geradeausund Rechtsabbiegespur für Autos und Lastwagen. Ein Lastwagenfahrer übersah die Radfahrerin. Das Fahrzeug überrollte die Frau, sie erlitt tödliche Verletzungen. Noch heute erinnert ein komplett weiß lackiertes Fahrrad an ihren Unfalltod. Neben dem tödlichen Unfall gab es an der Stelle immer wieder kritische Situationen, weil Radfahrer nicht gesehen wurden. Deshalb fiel die Entscheidung, den Radweg zu sperren. Kürzlich rückten Arbeiter an und entfernten über Nacht die rot markierte Radspur.
Zwei breite, rot-weiß gestreifte Schilder versperren den Radfahrern nun den Weg. Sie müssen eine andere Route wählen. Sie führt über zwei Ampeln. Diese Route gab es schon. Bisher konnten sich Radfahrer für die schnelle, aber gefährlichere, oder die langsamere und sichere Variante entscheiden. Nun gelte für alle „Sicherheit vor Geschwindigkeit“, sagt Tiefbauamtsleiter Josef Weber. Er räumt ein, dass Radler nun „länger warten“müssen. Eine andere Variante sei an dieser Stelle aber leider nicht möglich.
Die Situation an der Kreuzung in Oberhausen ist ein Beispiel dafür, wie schwierig es in der Praxis oft ist, die Interessen von Radfahrern und motorisiertem Verkehr unter einen Hut zu bringen. Jànos Korda vom Fahrradklub ADFC sagt, auch heute noch fielen die Entscheidungen dabei zu oft zugunsten von Autos und Lastwagen. So sei es auch an der jetzt umgestalteten Kreuzung in Oberhausen: „Der schwächere Verkehrsteilnehmer musste weichen.“Dass die Radfahrer nun deutlich länger an Ampeln warten müssen, sieht er kritisch. Eigentlich sei es ja das Ziel, solche Wartephasen zu verkürzen. Je länger die Radfahrer warten müssten, umso eher würden sie auch dazu verleitet, bei Rot über die Straße zu fahren.
Dass es in diesem Fall schwierig ist, eine andere Lösung zu finden, kann Jànos Korda nachvollziehen. Ein kompletter Umbau der Kreuzung sei unrealistisch, meint er. Er wünscht sich aber, dass die Stadt die Ampelphasen noch einmal genau anschaut. Die Fachleute sollten seiner Ansicht nach prüfen, wie man die Ampel so schalten kann, dass es für die Radfahrer möglichst schnell geht, „auch wenn man dafür bei den Grünphasen für Auto- und Lastwagenfahrer Abstriche machen muss“.