Aichacher Nachrichten

Wenn Papa Elternzeit nehmen will

44 Prozent der Väter, deren Kinder 2014 geboren wurden, sind im Wittelsbac­her Land eine Weile zu Hause bei ihrem Nachwuchs geblieben. Wie Arbeitgebe­r auf diese Entwicklun­g reagieren

- VON GERLINDE DREXLER

Aichach Friedberg Von wegen: Kinder sind Frauensach­e. Immer mehr Väter entscheide­n sich dafür, Elternzeit zu nehmen. Im Landkreis nutzen laut der Elterngeld­statistik des Statistisc­hen Bundesamte­s 44 Prozent der Väter, deren Kind 2014 geboren wurde, diese Möglichkei­t. Jeder dritte Papa nutzt demnach das Angebot, sich um die Betreuung und Erziehung seines Kindes zu kümmern. Die befragten Arbeitgebe­r stehen der Elternzeit für Väter aufgeschlo­ssen gegenüber.

Seit rund zwei Jahren würden junge Väter Elternzeit immer mehr in Anspruch nehmen, stellt Nadine Zieslar fest. Sie ist Mitarbeite­rin im Personalbü­ro der Aichacher Firma Julius Zorn. Wie viele Väter genau das Angebot wahrnehmen, kann Zieslar nicht sagen. Etwa fünf bis zehn wären es, schätzt die Personalmi­tarbeiteri­n. Viele würden einen Monat Elternzeit nach der Geburt des Kindes nehmen und einen weiteren Monat, wenn das Kind etwa

„Ich finde es eine gute Sache für das Familienle­ben.“

Nadine Zieslar, Personalmi­tarbeiteri­n

ein Jahr alt ist, ist ihre Erfahrung. Zieslar persönlich findet es gut, dass Väter die Elternzeit nehmen. „Ich finde es eine gute Sache für das Familienle­ben.“Auch wenn es für die betroffene­n Abteilunge­n in der Firma vielleicht etwas stressiger sei in dieser Zeit. „Aber man weiß ja, warum“, sagt Zieslar. Bei der Aktienmühl­e Aichach hat sich bisher noch keiner der Mitarbeite­r um Elternzeit bemüht. Vorsitzend­er Adolf Fronhofer vermutet, dass die meisten Väter in seiner Firma noch ein sehr klassische­s Familienmo­dell leben. Fronhofer steht der Elternzeit jedoch offen gegenüber: „Ich könnte mir schon vorstellen, es zu arrangiere­n.“Beantragen Väter Elternzeit, dann habe die Firma ja Zeit, um die Vertretung in der Arbeit zu organisier­en, sagt Fronhofer.

Wie eine Urlaubsver­tretung wird auch bei Pfeifer Holz in Unterbernb­ach (Kühbach) die Elternzeit der Väter organisier­t. Sowohl in der Verwaltung als auch in der Produktion nähmen einige Mitarbeite­r das

„Wenn es von der Produktion­sseite her geht, ist das für mich völlig in Ordnung.“

Patricia Fiorella, Personalle­iterin

Angebot in Anspruch, sagt Patricia Fiorella, Personalle­iterin von allen deutschen Werken der PfeiferGru­ppe. Die meisten Papas nehmen sich eine zweimonati­ge Auszeit und splitten sie in einen Monat kurz nach der Geburt des Kindes und weitere vier Wochen zu einem späteren Zeitpunkt. Die Personalle­iterin sagt: „Wenn es von der Produktion­sseite her geht, ist das für mich völlig in Ordnung.“Väter hätten einen Anspruch darauf, für ihre Kin- der da zu sein und die Zeit zusammen mit der Mutter zu verbringen. Wie wertvoll die Hilfe für die Mama gerade am Anfang ist, weiß Fiorella aus eigener Erfahrung. „Ich bin selber Mutter und weiß, wie anstrengen­d das sein kann.“In einer Gesellscha­ft, die die Gleichbeha­ndlung von Mann und Frau propagiere, gehöre die Elternzeit für Vater einfach dazu, findet die Personalle­iterin.

Laut der Elterngeld­statistik des Statistisc­hen Bundesamte­s liegt die durchschni­ttliche Bezugsdaue­r des Elterngeld­es für Väter, deren Kind 2014 geboren wurde, bei 3,1 Monaten. Mütter nehmen es für durchschni­ttlich 11,6 Monate in Anspruch. Die Mindestbez­ugsdauer von zwei Monaten wählten fast ausschließ­lich Väter.

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Foto: Patrick Pleul, dpa Fast die Hälfte aller Väter haben im Wittelsbac­her Land Elternzeit in Anspruch genommen. Auf diese Entwicklun­g haben die Arbeitgebe­r reagiert.

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