Die Prinzessin, die frei sein will
Therese von Bayern lebt ihren Traum von Reisen in ferne Länder
Aichach Friedberg Heimatgeschichte aus dem Wittelsbacher Land steht bei der Buchreihe „Altbayern in Schwaben“im Mittelpunkt. Der aktuelle, mittlerweile 15. Band hat keinen thematischen Schwerpunkt, sondern bietet ein breites Spektrum an Geschichte und Geschichten aus dem Landkreis Aichach-Friedberg. Die zehn Beiträge haben ehrenamtliche Autoren verfasst. Der Leiter des Redaktionsteams, Wolfgang Brandner, hat sie kurz zusammengefasst. Der neunte Teil von Margaretha Schweiger-Wilhelm trägt den Titel „Ich bleibe ein Wesen eigener Art – Therese Prinzessin von Bayern (1850-1925)“:
Ob sich Therese von Bayern vorstellen hätte können, wie selbstverständlich es für ihre Urgroßnichte sein würde, als Mädchen die gleichen Chancen zu haben wie ein gleichaltriger Junge? Für Auguste von Bayern, 130 Jahre später geboren als ihre Urgroßtante, war es selbstverständlich, das Gymnasium zu besuchen, sich frei für ein Studienfach zu entscheiden und eine wissenschaftliche Karriere einzuschlagen. Die an der Universität Oxford promovierte Zoologin forscht über die Intelligenz bei Rabenvögeln und setzt sich leidenschaftlich für die Einrichtung eines großen Naturkundemuseums als Pendant zum Deutschen Museum in München ein. Die Rolle der Frauen hat sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts in allen Lebensbereichen gravierend verändert und viele Benachteiligungen gehören heute der Vergangenheit an.
„Thereschen“, so wird sie von ihren Eltern genannt, wird am 12. November 1850 als Therese Charlotte Marianne Auguste als Tochter von Prinz Luitpold, dem späteren Prinzregenten, und seiner Frau Auguste Prinzessin von Toskana geboren.
Ihr Freiheits- und Bewegungsdrang ist immens, mit großer Leidenschaft widmet sie sich dem Reitsport, aber die höfische Etikette und die gültigen gesellschaftlichen Normen erlauben diese Ausbrüche nur partiell. Ihre Alternative sind Bücher.
Sie hat eine unbändige Leselust und hohe Affinität zu Grammatik und Sprache. Es ist überliefert, dass sie als Zehnjährige den scheidenden Hauslehrer Solereder bittet, ihr nochmals die Wiederholung der deutschen Grammatik zu ermöglichen. Hier legt sie – unbewusst – die Basis dafür, sich bei Bedarf, die für die nächste Reise notwendige Fremdsprache anzueignen. Am Ende ihres Lebens spricht sie acht Sprachen fließend. Die brasilianischen Tropen sind ein Kindheitstraum, den sie sich 1888 erfüllt.
Die Vision von Reisen in ferne Länder außerhalb Europas lässt sie nicht los und sie verbindet damit die Hoffnung, endlich unabhängig und frei von den höfischen Zwängen zu sein und verordnet sich diese Reisen auch als eine Art Therapie, um über die enttäuschte und aussichtslose Beziehung zu ihrem Vetter Otto hinwegzukommen. Brasilien ist ein Ziel, das vor ihr schon andere Wittelsbacher angesteuert haben.
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Bezug Der komplette Beitrag von Margaretha Schweiger Wilhelm ist er schienen im 15. Band der Reihe „Altbay ern in Schwaben“. Dieser ist im örtli chen Buchhandel oder im Landratsamt er hältlich. Dort gibt es auch Restbestän de der vorhergehenden Jahrgänge.